Drittes Luxushotel in kurzer Zeit: Kann man sich München bald nicht mehr leisten?

Im September das Marriott City West in Laim, nun das luxuriöse Rosewood in der Altstadt und im nächsten Jahr der Königshof am Stachus. Da stellt sich die Frage: Bekommt München immer mehr Luxus-Hotels?
von  AZ
Die Bar Montez im Rosewood Hotel.
Die Bar Montez im Rosewood Hotel. © Davide Lovatti

München - Man könnte ja meinen, man schläft in einem Hotelbett, aber nein, im Rosewood in der Altstadt wird man auf "eine immersive Reise durch die Barockzeit der Stadt mitgenommen" und bekommt eine "neue Perspektive auf ihre zeitgenössische Kultur und ihr Gemeinschaftsgefühl" eröffnet. Dieser Tage eröffnet das Haus, von dem der Konzernchef in der "Immobilien Zeitung" sagt, es solle "teurer als das teuerste Hotel" sein. 

Zwei Ballsäle, Pool, Spa und "Movement-Studio" liegen in der renovierten ehemaligen Bayerischen Staatsbank und in einem angrenzenden Palais. 73 Zimmer und 59 Suiten, von denen die fünf feinsten nach Mitgliedern der bayerischen Königsfamilie benannt sind und mit individuell angefertigtem Porzellan ausgestattet sind. Die besondere Vergoldung an der Innenseite der Fassade wurde "mit der getrockneten Kruste von altbackenem Schwarzbrot gereinigt", wie das Hotel mitteilt. Kostenpunkt zwischen 700 und 24.000 Euro. Pro Nacht.

Marriot, Rosewood und Co.: Wird München von teuren Luxus-Hotels überflutet?

Man könnte noch lange weiter aufzählen, denn beim Rosewood wissen sie sicherlich, wie man sich interessant präsentiert. Und dabei ist es nur eines von vielen Luxus-Hotels, die derzeit in der Stadt entstehen. In Laim eröffnete im September das Marriott City West. Kommendes Jahr sollen im renovierten Königshof am Stachus wieder Gäste einziehen. Namen wie Royal Bavarian, Andaz oder The Charles geistern seit Jahren durch die Medien. Wird München nicht nur mit Luxuswohnungen zugebaut, sondern mittlerweile auch mit Luxus-Hotels?

Eine Flut von neuen Luxus-Hotels sieht Dr. Thomas Geppert, Geschäftsführer vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Bayern nicht. "Im Vergleich zu deutschen Metropolen wie Berlin, Frankfurt oder Hamburg gibt es in München nicht mehr Luxus-Hotels", sagt Geppert auf AZ-Nachfrage.

Eines der Zimmer in München neuem Luxushotel, dem Rosewood.
Eines der Zimmer in München neuem Luxushotel, dem Rosewood. © Davide Lovatti

Stefan Kippes vom Immobilienverband Deutschland (IVW), dem Verband der Immobilienberater, hält jedoch erst einmal fest: Nach Corona habe sich das Hotelgewerbe inzwischen größtenteils erholt. Im ersten Halbjahr 2023 wurde in München knapp 8,4 Millionen Mal übernachtet. Das ist geringfügig mehr als im vergleichbaren Zeitraum 2019, also dem letzten Vor-Corona-Jahr.

"Wir sind wieder bei dem exorbitant guten Wert von 2019", sagt Kippes. "Und dass, obwohl der Geschäftsreisebereich nach wie vor schwächelt." Der leide vor allem am Trend zum Videomeeting, meint Kippes, und es sei unklar, ob er zurückkommen werde. Die generelle Erholung der Übernachtungszahlen führt er vor allem auf Münchens Rolle als "Tourismusmetropole" und weltweite Anlaufstelle für Patienten medizinischer Eingriffe zurück.

Hotelpreise: München im europaweiten Vergleich im unteren Drittel

Die Luxus-Hotels seien ein wichtiges Segment für den Topstandort München mit seinen vielen Touristen, Messen, DAX-Konzernen und sonstigen Reisenden. "Das hat während Corona eine Delle gehabt", sagt Kippes. Dabei sei der Bedarf aber da. Gerade die hohen Preise zeigten, dass mehr Wettbewerb nicht schaden könnte. 

Dabei sind die Preise in München gar nicht so hoch, wie man vielleicht vermuten könnte. So liegen die durchschnittlichen Münchner Hotelpreise im europaweiten Vergleich im unteren Drittel. In Metropolen wie London oder Paris muss man für eine Übernachtung im gleichen Segment wesentlich mehr hinblättern, sagt Geppert.

Allerdings sind Luxus-Hotels auch nur ein einzelnes Segment neben anderen. Im Gegensatz etwa zu den Zwei- oder Drei-Sterne-Hotels aber eines, das weiß, wie man aufs Blech haut. "Ein Luxus-Hotel eröffnet und muss dann sofort in höchsten Ansprüchen liefern", sagt Kippes. "Das hat dann nur eine Chance, drum müssen die sehr für sich trommeln."

Unterschiedliche Meinungen: Werden es nun mehr oder weniger Luxus-Hotels?

Wer Goldverkleidungen mit alten Brotkrusten polieren lässt, weiß eben, wie man Aufmerksamkeit und Exklusivität herstellt. Und wie man sich ins Rampenlicht drängt. Das Immobilienberatungsunternehmen Colliers erkennt in seinem aktuellen Marktbericht für München bei den Hotels eine "Verschiebung hin zu einer noch breiteren Mitte". Das Drei-Sterne-Segment sei gewachsen, die Zahl der Hotels mit zwei, vier oder fünf Sternen dagegen ist zurückgegangen.

Dehoga-Geschäftsführer Thomas Geppert erkennt bei Neueröffnungen allerdings einen aktuellen Trend, hin zu mehr Hotels im Low-Budget- sowie im Luxusbereich, während man im Segment für den "normalen" Geldbeutel eher auf dem bisherigen Status Quo verweilt.

Allerdings: Das gilt nur für die klassifizierten Hotels, also Betriebe, die sich überhaupt auf der Sterne-Skala einstufen lassen. Der Rosewood-Konzernchef bezeichnete das Hotel einmal als "Kategorie 5-Sterne ultra luxury". Im offiziellen Sterne-Index taucht das Rosewood aber gar nicht auf. Technisch gesehen hat es damit nicht einmal einen einzigen Stern.

Was natürlich wenig aussagt und das Haus sogar noch einmal exklusiver wirken lässt. Der Verzicht auf eine Bewertung, also die Verweigerung der Maßstäbe, nach denen sich die meisten richten, sagt auch: Hier muss es wirklich außergewöhnlich zugehen.

Im Asaya Spa kann man sich so richtig verwöhnen lassen. Hier wurde an alles gedacht. Sogar einen Bikini-Trockner gibt es.
Im Asaya Spa kann man sich so richtig verwöhnen lassen. Hier wurde an alles gedacht. Sogar einen Bikini-Trockner gibt es. © Daniel von Loeper

Nicht nur für Superreiche: Jeder Münchner kann Bereiche des Luxus-Hotels nutzen

Gleichzeitig will man niemanden abschrecken. Jeder Münchner, jede Münchnerin könne stets vorbeikommen und Brasserie, Spa-Bereich, Wintergarten oder die Innenhöfe besuchen, sagt Alice Buchsbaum vom Rosewood. "Wo wir vor Ort sind, möchten wir natürlich auch Teil der Städte sein", so Buchsbaum.

Eine Strategie, die viele der gehobenen Hotels teilen, etwa das Marriott City West oder der Königshof am Stachus. "Ein normales Restaurant für alle Münchner", kündigte die Bauherrin gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" für den Königshof an, "kein Fine-Dining- oder Sternerestaurant", denn letzteres rechne sich an diesem Ort einfach nicht.

Die Brasserie Cuvilliés hat einen eigenen Eingang. Hier wird auch für Münchner gekocht.
Die Brasserie Cuvilliés hat einen eigenen Eingang. Hier wird auch für Münchner gekocht. © Daniel von Loeper

Einrichtungen wie ein Restaurant oder ein Spa zu unterhalten ist teuer. "Der Gedanke ist dann natürlich naheliegend", sagt Stefan Kippes vom IVW, "dass man mit einer Öffnung die Auslastung steigert und einen Teil der Kosten einspielt". Die Öffnung zur Stadt hin ist eben nicht nur Geste der Gastfreundschaft, sondern mitunter auch betriebswirtschaftliche Notwendigkeit. Um möglichst exklusiv sein zu können, muss man auch dazugehören wollen.

So können die Münchner etwa auch die Jazzbar Montez im Rosewood besuchen. Die ist benannt nach Lola Montez, der Tänzerin und Geliebten des Bayernkönigs Ludwig I. Das soll an "eine Ära der Leidenschaft, Freiheit und Eleganz" erinnern, schreibt das Hotel. Wahr ist auch: eine Ära der Skandale und Regierungskrisen. Die Münchnerinnen und Münchner waren von Lola Montez alles andere als begeistert, jagten sie am Ende gar aus der Stadt. Dem Volk war das definitiv zu viel Eleganz...

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