Dritte Startbahn: Kurzsichtige Reaktion

Der stellvertretende AZ-Lokalchef Timo Lokoschat über die Äußerungen des Lufthansa-Chefs zum Bürgerentscheid.
Eins vorweg: Ich gehöre zu den Befürwortern der dritten Startbahn, habe beim Bürgerentscheid aus Überzeugung „Ja-Nein-Zustimmung“ angekreuzt. Doch was sich meine Gesinnungsgenossen seit einer Woche leisten, ist langsam unerträglich.
Das ging schon am Wahlabend los, als der Wirtschaftsminister verkündete, dass am Bau „ohne Wenn und Aber“ festgehalten werde (besser kann man Politikverdrossenheit nicht fördern). Und endet wohl noch lange nicht mit den jüngsten Äußerungen des Lufthansa-Chefs, der den Münchnern Arroganz und Kurzsichtigkeit vorwirft, weil sie nicht so abgestimmt haben, wie er es gerne hätte.
Mit Verlaub: Manche Befürworter führen sich derzeit auf wie kleine Kinder, denen man ihr Spielzeug weggenommen hat. Reife, auch demokratische, sieht anders aus.
Dabei spielt die Zeit – sofern die Prognosen des Flughafens denn stimmen – doch eigentlich für das Projekt. Sollte der Flugverkehr in München tatsächlich deutlich zunehmen, wird das Vorhaben irgendwann ohnehin wieder auf der Agenda landen müssen.
Behalten dagegen die Gegner Recht und die Branche ist – etwa aufgrund steigender Kerosinpreise – eh auf dem absteigenden Ast, muss man der Startbahn auch nicht nachtrauern.
Das alles wird man jedenfalls nicht schon in zwölf Monaten (nach Ende der rechtlichen Bindewirkung) beurteilen können, sondern erst in einigen Jahren. Bis dahin sollten wir Startbahn-Enthusiasten lieber auf dem Boden bleiben.