Dritte Startbahn kommt: Alle Daten und Fakten

Die umstrittene Startbahn am Münchner Flughafen kann gebaut werden: Die Regierung von Oberbayern hat das Mega-Projekt genehmigt. Die Gegner wollen weiter gegen den Ausbau kämpfen.
München - Der umstrittene Ausbau des Münchner Flughafens hat eine weitere Hürde genommen. Die Regierung von Oberbayern genehmigte die dritte Start- und Landebahn. Gutachten hätten den Bedarf bestätigt, teilte die Behörde am Dienstag mit. Der Ausbau des zweitgrößten deutschen Flughafens sei nötig, damit er langfristig als Drehkreuz dienen kann. Auf der neuen, 4000 Meter langen Piste sollen künftig 120 Flugzeuge stündlich starten und landen können. Bisher lag die Kapazität bei etwa 90. Anwohner, Naturschützer und Kommungen bereiten bereits Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss vor. Bis Anfang November haben sie dafür Zeit.
Die Gegner warnen vor Lärm, Abgas und Naturzerstörung. Angesichts des Klimawandels sei der Flughafenausbau ein Schritt in die falsche Richtung. Ihre Gegenargumente würden nicht berücksichtigt, kritisierte das Aktionsbündnis „AufgeMUCkt“. Die Gegner behaupten, die Zahl der Starts und Landungen gehe seit Jahren stetig zurück. Das Bündnis kündigte für Freitag eine Pressekonferenz und eine Demonstration vor der CSU-Landesleitung in München an.
Die Flughafen München GmbH (FMG), an der der Freistaat mit 51 Prozent beteiligt ist, spricht hingegen von neuen Rekordzahlen bei den Passagieren. Die Krise sei überwunden. „Es geht rasant wieder nach oben“, sagte Flughafensprecher Edgar Engert. Nach neuen Prognosen werde für 2025 ein Anstieg der Flugbewegungen von 400 000 auf 590 000 erwartet. Rund 58 Millionen Passagiere sollen dann auf dem Airport abfliegen und ankommen – 2010 waren es knapp 35 Millionen.
Die Regierung von Oberbayern betonte, wegen des globalen Rückgangs beim Luftverkehr während der Wirtschaftskrise seien die ursprünglichen Verkehrsprognosen durch ergänzende Gutachten überprüft worden – und die Notwendigkeit des Ausbaus bestätigt.
Die Behörde verband ihre Entscheidung jedoch mit Auflagen. So soll der Flugbetrieb auf der dritten Bahn nur von 06.00 Uhr bis 22.00 Uhr zulässig sein. In dem besonders betroffenen Freisinger Ortsteil Attaching legte die Behörde ein sogenanntes Entschädigungsgebiet fest. Rund 100 Grundstückseigentümer können dort statt Schallschutzmaßnahmen oder Entschädigungen auch verlangen, dass ihr Grundstück von der Flughafengesellschaft zum Verkehrswert aus dem Jahr 2007 übernommen wird. Das gehe weit über die Grundsätze der Rechtsprechung hinaus, betonte die Behörde.
Die FMG hatte den Ausbau vor sechs Jahren beschlossen. In dem langwierigen Anhörungsverfahren hatte es fast 85 000 Einwendungen gegeben. Auch Dutzende Kommunen und andere öffentliche Stellen brachten ihre Einwände vor.
Um den Gegnern ausreichend Zeit für Klagen zu geben, veröffentlichte die Regierung am Dienstag den gut 2800 Seiten starken Beschluss, verschob aber die förmliche Bekanntgabe gegenüber Bürgern, Kommunen und Naturschutzverbänden auf September. Anfang November läuft die Frist für Klagen aus. Gegner hatten befürchtet, dass der Beschluss in die Ferienzeit falle und damit kaum Chancen auf Klagen bestünden.
Datenblatt: Alle Fakten zur dritten Start- und Landebahn:
Länge und Breite der Startbahn: 4.000 Meter Länge und 60 Meter Breite
Flugbewegungen: Sie soll 120 statt bisher 90 Flugbewegungen pro Stunde gewährleisten
So viel Fläche wird versiegelt: Flächenbedarf für Startbahn: 871 Hektar; Ausgleichsmaßnahmen: 908 Hektar
Diese Ausbauten sind notwendig: Notwendige Ausbauten: u.a. dritte Feuerwache, Schneedeponien, Vorfelder mit Abstellmöglichkeiten für 78 Flugzeuge und Flächen für ein weiteres Abfertigungsgebäude
Was kostet das alles? Gesamtkosten: etwa eine Milliarde Euro (inklusive Erfüllung der Umweltschutzauflagen)
Wie viele Einwendungen gab es? Gegen den geplanten Ausbau wurden 83.999 Einwendungen erhoben
So lange hat das Planungsverfahren gedauert: Das Planfeststellungs-Verfahren hat über drei Jahre gedauert
So viele Seiten hat der Beschluss: Der Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Oberbayern umfasst 2.837 Seiten in 3 Textordnern sowie 17 Planordnern; die Kosten für das Genehmigungsverfahren liegen bei mehreren Millionen Euro und werden von der Flughafengesellschaft getragen