Dreister Trickbetrug: "Polizisten" erbeuten halbe Million

Trickbetrüger schlagen wieder zu. Bereits rund zwei Millionen Euro Gesamtschaden in 2017.
von  Ralph Hub
Vor allem ältere Menschen werden immer wieder Opfer von Trickbetrügern.
Vor allem ältere Menschen werden immer wieder Opfer von Trickbetrügern. © dpa

München - Der Psychoterror begann am vergangenen Monat um 14 Uhr. Unter der manipulierten Telefonnummer 089/20110 meldete sich ein Mann, der sich als Polizist ausgab. Er berichtete einer 72-Jährigen aus der Altstadt, dass ein Einbrecher gefasst worden sei. Bei dem Verdächtigen sei ein Zettel mit ihrer Adresse in der Blumenstraße gefunden worden. Ein alter Trick, der aber immer wieder funktioniert.

Diesmal waren die Gauner noch einen Schritt dreister als sonst: Wegen des Oktoberfestes, so behaupteten sie, hätten die Kollegen so viel um die Ohren, dass die Polizei nicht in der Lage sei, die Münchnerin vor dem drohenden Einbruch zu schützen.

Insgesamt drei falsche Polizisten meldeten sich im Lauf des Tages. Ständig rief einer von ihnen an. Bis es ihnen gelang, die 72-Jährigen davon zu überzeugen, dass sie helfen müsse.

Bei einer "Under-Cover-Aktion" sollte den Einbrechern eine Falle gestellt werden. Dazu sei es notwendig, den Schmuck der Münchnerin zu fotografieren.

Bis in den Abend hinein riefen die falschen Polizisten immer wieder bei der Frau an, setzten sie immer weiter unter Druck, bis sie schließlich einwilligte. Die 72-Jährige holte aus dem Safe in ihrer Wohnung Schmuck und Bargeld im Gesamtwert von rund einer halben Million Euro. Sie packte alles in mehrere Taschen.

Trickbetrüger erbeuteten alleine in diesem Jahr rund zwei Millionen Euro

Irgendwann zwischen 21 und 22 Uhr kam ein Mann vorbei, der die Taschen abholte. Die Polizei fahndet nach einem Mann um die 30, sehr schlank, dunkelhaarig mit Jeans und dunkler Jacke. Er hatte zwei große Tragetaschen, eine Korbtasche mit Riemen und ein Plastikcontainer bei sich. Wer den Mann gesehen hat, sollte sich im Präsidium unter der Nummer 089 29100 melden.

Falschen Polizisten haben alleine in diesem Jahr bei Münchnern insgesamt rund zwei Millionen Euro erbeutet. Der größte Einzelschaden entstand im Januar. Eine 83-Jährige räumte ihre Bankschließfächer leer und übergab einem Gauner 500.000 Euro in Bogenhausen auf der Straße. Bei weiteren Treffen händigte sie dem Betrüger Goldbarren im Gesamtwert von 700.000 Euro aus. In den folgenden Monaten erbeuteten falsche Polizisten bei Münchner Bürgern immer wieder größere Summen. Manchmal mehrere 10.000 Euro.

Zuletzt wurde im September eine 71-Jährige aus Bogenhausen Opfer dieser skrupellosen Verbrecher. Die Täter behaupteten, es gebe eine Bande, die mit einem Mitarbeiter ihrer Hausbank zusammenarbeitet. Sie hätten das Ziel, alle ihre Wertsachen, die sich in Bankschließfächern deponiert habe, gegen Attrappen auszutauschen. Die Frau glaubte den Schwindel und gab einem Kurier 200.000 Euro.

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