Dreifach-Mörder verklagt Haderthauer

Ein Häftling fertigt ein Schmuckstück, das der Mann von Christine Haderthauer teuer auf den Markt bringt. „Es war klar vereinbart, dass es nicht zum Verkauf steht“. Die Politikerin ist selbst verwickelt  
Helmut Reister |
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Christine Haderthauer, jetzt Sozialministerin, war an „Sapor“ beteiligt, ihr Mann Hubert muss sich auf eine Klage einstellen.
imago Christine Haderthauer, jetzt Sozialministerin, war an „Sapor“ beteiligt, ihr Mann Hubert muss sich auf eine Klage einstellen.

Ein Häftling fertigt ein Schmuckstück, das der Mann von Christine Haderthauer teuer auf den Markt bringt. „Es war klar vereinbart, dass es nicht zum Verkauf steht“. Die Politikerin ist selbst verwickelt

München - Die fragwürdigen Geschäfte mit Modellautos, die von psychisch kranken Straftätern produziert werden, rücken Dr. Hubert Hader-thauer, Leitender Landgerichtsarzt und Ehemann von Bayerns Sozialministerin, immer mehr ins Zwielicht. Der mit genialen handwerklichen Fähigkeiten ausgestattete Dreifachmörder Roland S. (74), Konstrukteur der sündhaft teuren Modellautos, hat in Gesprächen gegenüber der AZ erklärt, Haderthauer auf Schadensersatz zu verklagen. Ein Anwalt sei bereits mit der Einleitung entsprechender Schritte beauftragt worden.

Es geht um das Modell eines Rolls Royce aus dem Jahr 1904, an dem Roland S. besonders hängt. Er hat das Schmuckstück auf vier Rädern in der Psychiatrie angefertigt. Es war der Protoyp einer Serie von Modellautos, die aus der geschlossenen Abteilung des Ansbacher Bezirkskrankenhauses einen wahren Siegeszug antraten. Die mit höchster Präzision angefertigten Modelle, die die Firma „Sapor Modelltechnik“ produzieren und vertreiben lässt, erzielen in Sammlerkreisen hohe fünfstellige Erlöse (AZ berichtete).

Auch der Rolls Royce landete auf einer Verkaufsbörse und fand sofort einen Abnehmer. Roland S., der davon erfuhr, findet diesen Vorgang nicht besonders amüsant. „Mit Herrn Haderthauer war klar vereinbart, dass das Auto nicht zum Verkauf steht“, erklärte er. Haderthauer vertrat 15 Jahre lang nach außen hin die Firma „Sapor Modelltechnik“, wobei seine Angaben über die Besitzverhältnisse der Firma sehr viel Luft lassen.

Unabhängig davon hinterlassen die Umstände beim Verkauf des Rolls Royce aus der Werkstatt des Bezirkskrankenhauses einen faden Geschmack. Auf der Versteigerungsplattform taucht nämlich Landgerichtsarzt Dr. Hubert Haderthauer plötzlich als der Konstrukteur des teuren Modells auf. Entsprechend der Jahresangaben hätte Dr. Haderthauer die geniale Konstruktion als 15- oder 16-jähriger Jugendlicher zusammenbauen müssen. Roland S., der eigentliche Schöpfer, ist erzürnt: „Dieses Auto stammt von mir, von sonst niemandem.“

Roland S. hat seinen Anwalt mit einer Privatklage beauftragt – und bleibt auch dabei, obwohl er seinen Worten zufolge bereits unangenehme Post von Haderthauers Anwälten bekam: „Sie haben mir mit einer Strafanzeige gedroht und erklären, dass die Firma Sapor Modelltechnik rechtmäßiger Besitzer des Rolls Royce ist", beschreibt Roland S. die Situation, nachdem er Dr. Haderthauer auf die Angelegenheit von seinem Anwalt ansprechen ließ.

Die Rolle, die Hubert Hader-thauer in Zusammenhang mit der Produktion der Autos und der Firma „Sapor Modelltechnik“ spielte, wird immer undurchsichtiger. Einem Bericht der „Fränkischen Landeszeitung" zufolge, die sich auf ein Sachverständigengutachten des Verbandes der Bezirke bezieht, war Haderthauer lediglich ein Bevollmächtiger. An der Firma selbst war allerdings seine Frau Christine Haderthauer maßgeblich beteiligt. Auf Seite 5 des Gutachtens steht nach FLZ-Angaben, dass sie die Geschäfte geführt und die Modelle auch vertrieben habe. Wie lange sie an „Sapor Modelltechnik“ beteiligt war, ist eine offene Frage.

Noch mehr Schatten fällt auf das Familienunternehmen Haderthauer beim Betrachten der Firmengründung. Die Fertigung der Modellautos unter Federführung von Roland S., der einst drei Männer getötet hat, wurde von Hubert Hader-thauer initiiert, der damals als Arzt im Bezirkskrankenhaus Ansbach beschäftigt war und die außerordentlichen Fähigkeiten von S. erlebte. Es sei ihm nur um den therapeutischen Zweck der Beschäftigungs-Maßnahme gegangen.

Hubert Haderthauer tauchte aber auch noch in einem anderen Zusammenhang auf. Er war es, der für den Bezirk Mittelfranken jenen Vertrag unterschrieb, der die Basis für die gewinnbringende Vermarktung der Autos darstellte. Auf der anderen Seite des Verhandlungstisches saß Roger Poton, ein französischer Geschäftsmann. Die beiden müssen sich gut versanden haben. Kurze Zeit später stieg nämlich Christine Haderthauer mit 50000 Mark in Pontons Firma ein. Wie lange sie ihre Anteile hielt, war bisher nicht festzustellen.

 

 

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