Drei Wochen Streik

Die Fahrer von Tram-, U-Bahnen und Bussen legen die Arbeit nieder. Der Ausstand soll bis weit in die Wiesn-Zeit andauern
von  Abendzeitung
Warnt vor „überheblicher Überfüllung“ in den Münchner Bahnhöfen: der stellvertretende dbb-Vorsitzende Willi Russ.
Warnt vor „überheblicher Überfüllung“ in den Münchner Bahnhöfen: der stellvertretende dbb-Vorsitzende Willi Russ. © dpa

Die Fahrer von Tram-, U-Bahnen und Bussen legen die Arbeit nieder. Der Ausstand soll bis weit in die Wiesn-Zeit andauern

MÜNCHEN Es ist ein Schreckens-Szenario für die Wiesn: Die Fahrer von U-Bahnen, Trams und Bussen drohen mit einem dreiwöchigen Streik in München. Zum Auftakt des Arbeitskampfes mit den weiteren Schwerpunkten Nürnberg und Augsburg kündigte der stellvertretende dbb-Vorsitzende Willi Russ gestern erste „Ad hoc“-Maßnahmen an. Die Streiks könnten jederzeit losgehen, kündigte er an. Auch in Dachau sind Arbeitsniederlegungen möglich.

Geplant sei, die Fahrgäste in der ersten Phase des Arbeitskampfes nur „kurzfristig“ über Ausfälle bei U-Bahn, Trams oder Bussen zu informieren, sagte Russ – das geschehe zum Beispiel „übers Radio oder Internet“, aber nicht erst „zehn Minuten vorher“.

Doch damit nicht genug: In einer späteren Streikphase – möglicherweise bis in die Wiesnzeit hinein – seien „verschiedene Maßnahmen“ denkbar, so Russ. Die Streiks werde man dann aber „längerfristig ankündigen“. Treffen würde diese Variante weniger die Fahrgäste als die kommunalen Arbeitgeber, argumentiert Russ. Diese seien in der Pflicht, Ersatzfahrzeuge einzusetzen.

Wenn Millionen Menschen während der Arbeitsniederlegungen auf die Wiesn strömen, wäre ein Verkehrschaos trotzdem das Ergebnis. Selbst wenn durch die Streiks nur vereinzelt U- oder Trambahnen ausfallen würden, was als wahrscheinlich gilt. Gestern räumte Russ ein: „Sie können davon ausgehen, dass jede zweite, dritte, vierte oder fünfte Bahn kommt“. Trotz Streiks.

Denn nicht alle MVG-Angestellten streiken: Die Gewerkschaft Verdi hat sich bereits mit den Arbeitgebern auf einen Abschluss geeinigt. Ganz im Gegensatz zur dbb Tarifunion, die weiterhin für die Anrechnung der überlangen Pausen der Lokführer auf deren Arbeitszeit kämpft. Vor allem durch die häufigen Doppelschichten der Fahrer innerhalb von 24 Stunden entstünden nicht bezahlte Leerzeiten von mehreren Stunden (AZ berichtete). Ein U–Bahnfahrer verdient mit Zulagen etwa 2900 Euro brutto monatlich.

Lenkt die MVG bis zur Wiesn nicht ein, warnt Russ, käme es durch die Streiks zu einer „erheblichen Überfüllung“ in den Münchner Bahnhöfen. Aus Sicherheitsgründen würden viele Bahnhöfe dann komplett gesperrt, sagt er. Sein Druckmittel: Von den insgesamt 1300 Fahrern in den Münchner Trams, U-Bahnen und Bussen sind mehr als die Hälfte über die dbb-Mitgliedsorganisation GDL organisiert. Die Rede ist also von mehr als 650 Fahrern, die in München in den Ausstand treten. Anne Hund

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