Drei Wirte, viele Talente
Das Essen schmeckt, das Ambiente stimmt – doch das ist so manchem Münchner Wirt noch lange nicht genug. Und so verkleidet sich der eine zur Freude der Gäste immer wieder mal als Kini, eine Kollegin bietet kulinarische und musikalische Genüsse, eine andere schwingt ab und an die Peitsche... Drei Wirte der etwas anderen Art stellen wir Ihnen vor.
Eine richtige Perle im „Musäums-Stüberl“
Sie ist ein Gesamtkunstwerk: die Künstlerin Petra Perle. Bekannt wurde die quirlige Münchnerin, die sich jahrelang von Kopf bis Fuß nur in Rosa kleidete, als Mitveranstalterin legendärer Schlager-Partys („Der wahre Grand Prix“) und durch die Gründung der „Hausfrauen-Partei“, für die Frau Perle dereinst sogar für den Bundestag kandidierte.
Die gelernte Goldschmiedin, Ehefrau und zweifache Mutter singt, schreibt, malt, designt (unter anderem Schmuck, Hüte und schöne Taschen), hat immer wieder mal ein Engagement als Schauspielerin – und fand vor vier Jahren eine ganz neue Bestimmung: als Wirtin des „Turmstüberls“ im (heuer völlig neu gestalteten) „Valentin-Karlstadt-Musäum“.
„Mir haben schon viele Leute gesagt, dass ich leicht valentineske Züge habe“, sagt Petra Perle lachend: „Uns eint wohl ein etwas schräger Humor.“ Fest steht: Eine passendere Chefin hätte es für das mit Raritäten übersäte „Turmstüberl“ nicht geben können.Die kreative Wirtin mit dem Schalk im Nacken sorgt nicht nur mit ihrer fröhlichen Art und den immer neuen außergewöhnlichen Outfits für Aufsehen – mal erscheint sie als Bedienung mit Rüschenschürze und Häubchen, mal im Tiger-Look, mal schwingt sie zum Zapfenstreich um 17.59 Uhr die Peitsche... Hoch droben im Isartor gibt es auch Volkssänger-Auftritte, Handarbeitstage oder Lesungen, an denen Petra Perle zur Freude ihrer vielen Fans natürlich auch meist selbst teilnimmt. Jeden ersten Freitag im Monat steht Kabarett auf dem Programm – das nächste Mal am 7. November mit Maria Peschek.
Auf der kleinen Speisekarte des „Turmstüberls“ gibt’s nicht nur Weißwürste (zwei Stück für 3,60 Euro), Kartoffelsuppe (4 Euro) oder Breznknödelsalat (5,90), sondern beispielsweise auch einen (von Frau Perle selbst gebackenen und ausgesprochen gut schmeckenden) „Mutterkuchen“ (3Euro). Wenn es die Zeit erlaubt, verabreicht die Wirtin ihren Gästen für 99Cent auch eine – laut Aushang – „fettarme Rückenmassage“ mit dem Magnetroller. Karl Valentin hätte wahrlich seine Freude.
Turmstüberl im Valentin-Karlstadt-Musäum (im Isartor), Tal50, Tel.293762, geöffnet Mo., Di., Do., Fr., Sa. und So. von 11.01 bis meist 17.59 Uhr, jeden ersten Fr. im Monat bis 22Uhr, Mi. ist Ruhetag; Museums-Eintritt: 2,99 Euro.
Operette zum Schweinsbraten
Kaum hat der erste Gast Wirtin Sabine Pfundmair erspäht – da wird es auch schon mucksmäuschenstill im Lokal, wo bislang ausgiebig geredet, gelacht und sich zugeprostet wurde. Schnitzel, Kalbshaxe, Bratensülze und Co. werden augenblicklich uninteressant. Alle Augen sind auf die junge Wirtin im langen Abendkleid gerichtet, die sogleich zu singen beginnt: glockenhell und stimmgewaltig zugleich. Operette folgt Schlager, dann Jazz – in der „Münchner Haupt'".
Dort ist man zu Gast bei der singenden Wirtin, die nicht etwa bloß ihr Hobby pflegt: Sabine Pfundmair, die alle seit eh und je nur „Gigi" nennen, ist (bei Ingeborg Hallstein!) ausgebildete Opernsängerin. „Nachdem ich im ,Königshof’ Restaurantfachfrau gelernt habe, ging ich nach Würzburg an die Hochschule, um Gesang zu studieren“, erzählt sie: „Für meine Eltern war’s anfangs ein Schock.“
Schließlich hatten die langjährigen „Haupt'"-Wirte Robert und Christa Zeilermeier gehofft, dass Tochter Gigi einmal das Geschäft übernimmt. Doch stattdessen stand diese nun auf Opernbühnen, beispielsweise im Staatstheater am Gärtnerplatz...
„Mit der Zeit hab’ ich dann gemerkt, dass es mich doch in die ,Haupt’ zieht, und so bin ich nun Wirtin und Sängerin. Beides zusammen macht mich glücklich“, sagt die Münchnerin, die immer wieder in ihrer Wirtsstube oder auch im großen Festsaal auftritt – je nach Programm im Dirndl oder in Abendrobe. Begleitet wird sie häufig von ihrer eigenen Band, der „Clang-Compagnie", und inzwischen auch von Ehemann Robert, der „aus Liebe zu Gigi“ vor drei Jahren angefangen hat, Kontrabass zu lernen.
Am 28. und 29. November steht das Wirtepaar wieder mal gemeinsam (mit den Aschberger Musikanten und anderen Künstlern) auf der Festsaal-Bühne: beim festlichen Adventskonzert (Karten 16Euro). Dort geht’s nicht nur musikalisch, sondern auch kulinarisch zu – und Schweinsbraten (9,30 Euro), gebratene Milzwurst (9,50) oder Salat mit Putenstreifen (9,50) schmecken natürlich nochmal so gut schmeckt, wenn Wirtin Gigi glockenhell singt.
Münchner Haupt', Zielstattstraße 6, Tel. 78 69 40, geöffnet tägl. 11 bis 23 Uhr, von November bis Ende März sonntags und an Feiertagen geschlossen.
Der singende Kini im Plüsch-Lokal
Kellnerschürze runter, rein in den Frack mit Glitzer-Applikationen – und dann geht’s raus. Raus zu den Gästen, die ihn schon sehnsüchtig erwartet haben. Günther Grauer schnappt sich sein Mikro und legt los. Das Repertoire reicht von „New York, New York“ bis zu „Fiesta Mexikana“ oder „Griechischer Wein“. Kaum einen hält es auf dem Platz. Party-Stimmung ist angesagt, immer wenn der Wirt die Bühne stürmt – in „Günther Grauers Roy Bar-Bistro“ (dem ehemaligen „Roy“, wo einst Stars wie Michael Jackson, Andrew Lloyd Webber oder David Copperfield ein und aus gingen).
Jetzt gibt im gemütlichen 60-Plätze-Lokal am Sendlinger-Tor-Platz Günther Grauer den Ton an. Im wahrsten Sinne des Wortes: Der 42-Jährige ist Münchens singender Wirt. „Ich liebe es, meine Gäste zu unterhalten", sagt der stets muntere Grauer, der „eigentlich durch reinen Zufall“ zum Singen kam: „Bei einer Geburtstagsfeier in meinem ehemaligen Landgasthof in Starnberg fiel mal der Sänger aus. Ich bin notgedrungen eingesprungen, und es gefiel den Leuten.“
Das war im Sommer 1993. Grauer sang fortan öfter, hatte langsam Spaß daran und ist inzwischen ein gefragter Interpret bei Firmenfeiern, Hochzeiten, Schlager- und Après-Ski-Partys.
„Meine treuesten Fans kommen aber zu mir ins Bistro“, sagt er, während er sich vor dem Spiegel bemüht, einen üppigen Bart anzukleben, einen König-Ludwig-Bart. Schließlich steht der Wirt diesmal wieder in seiner Paraderolle (die er vor acht Jahren schon als Narrhalla-Faschingsprinz zum Besten gab) auf der Bühne seines Lokals: Günther Grauer als prunkvoll gewandeter Kini mit einer inbrünstig gesungenen „König-Ludwig-Hymne“, die es längst auch auf CD gibt. Ab und an tritt er auch mit einer „Sisi“-Darstellerin auf, Walzer inklusive.
Den nächsten Auftritt hat Grauer am 7. November (ab 20 Uhr) – mit einem Nana-Mouskouri- und einem Mireille-Mathieu-Double. Spaß dürfte garantiert sein... Für zusätzliche Unterhaltung sorgt die Küche mit Krabbencocktail (8,50 Euro), Tafelspitz (9,90) oder Rindsrouladen (12,90) – in diesem plüschigen Lokal mit dem etwas anderen Wirt.
Günther Grauers Roy Bar-Bistro, Herzog-Wilhelm-Str.30, 80331 Mü., Tel.592596, Mo. bis Sa. von 18 Uhr bis in den frühen Morgen, So. Ruhetag.
Annette Baronikians