Drei Tritte mitten ins Gesicht

Die Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen wächst: Der 18-jährige Iraker Hasan I. wurde am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) brutal verprügelt. Doch zunächst stellte er die Attacke anders dar – offenbar aus Angst vor dem Täter.
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Hasan wurde Opfer eines brutalen Überfalls am Olympia-Einkaufszentrum.
Thomas Gaulke Hasan wurde Opfer eines brutalen Überfalls am Olympia-Einkaufszentrum.

Die Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen wächst: Der 18-jährige Iraker Hasan I. wurde am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) brutal verprügelt. Doch zunächst stellte er die Attacke anders dar – offenbar aus Angst vor dem Täter.

MOOSACH Die Polizeistatistik bestätigt den beunruhigenden Trend seit Jahren: Die Gewaltbereitschaft junger Krimineller wächst, die Taten werden immer brutaler. Tritte gegen den Kopf – im Jargon auch „Elfer“ (von Elfmeter) genannt – gehören immer häufiger dazu. Bruno N. (76), das Opfer vom Arabellapark, starb fast daran In der Nacht zum Sonntag wurde der 18-jährige Iraker Hasan I. am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) nach seiner Schilderung übel zugerichtet. Die AZ sprach mit dem Opfer, das die Attacke allerdings zunächst anders dargestellt hatte – offenbar aus Angst vor dem Täter.

Hasans rechtes Auge ist geschwollen und blutunterlaufen. Am Montag wurde er im Krankenhaus rechts der Isar operiert. Die Ärzte haben sein gebrochenes Jochbein wieder gerichtet. Der Hotellehrling sieht auf dem Auge kaum noch etwas. Die Ärzte sagen, dass er auf dem Auge möglicherweise farbenblind bleibt oder immer doppelt sehen wird. „Ich kann nur Umrisse erkennen, sehe alles wie im Nebel“, sagt Hasan. Warum er in der Nacht zum Sonntag mit Fausthieben und Fußtritten von einem jungen Mann so brutal malträtiert wurde, weiß der 18-Jährige, der seit 2002 in Deutschland lebt und perfekt deutsch spricht, bis heute nicht. War er nur der Prellbock für die Aggressionen des etwa 20 Jahre alten mutmaßlichen Täters? Der Schläger soll den selben Vornamen tragen wie einer der Täter vom U-Bahnhof Arabellapark, der derzeit vor Gericht steht: Serkan.

Hasan war in der Nacht zum Sonntag mit zwei Freunden und zwei Mädchen in seinem Auto unterwegs. Sie wollten ausgehen. Am Olympia-Einkaufszentrum nahe McDonald’s legten sie einen Stopp ein. Dort trafen sie auf Serkan, den Hasan vom Sehen kannte. „Ein Mädchen, das bei uns war – ich kenne sie kaum – war wohl mal mit Serkan befreundet. Ich habe nichts gemacht, wir standen nur da“, berichtet Hasan.

Serkan habe sofort Streit begonnen. „Er hat mich als Opfer und Vogel beschimpft. Dann fragte er: ,Wollen wir das eins zu eins ausmachen?’“ Als sich Hasan umdrehte, habe er sofort völlig unvermittelt den ersten Schlag mit der Faust gegen die Schläfe bekommen. Als Hasan benommen am Boden lag, trat ihm Serkan – so Hasans Aussage bei der Polizei – noch mindestens drei Mal mit dem Fuß gegen den Kopf. „Ich habe nur meine Hände schützend vors Gesicht gehalten, ich war voller Blut“, berichtet er der AZ. Sein Freund konnte den Schläger wegzerren, dann brachte er Hasan in Sicherheit

„Zuerst habe ich gedacht, ich hab’ nur ein blaues Auge. Doch dann habe ich starke Kopfschmerzen bekommen“, so Hasan. Er rief den Notarzt, kam ins Krankenhaus.

Zuerst erzählte er der Polizei eine andere Version. Er stellte es so dar, dass er einen Streit habe schlichten wollen. Seine Begründung: „Ich hatte Angst.“ Doch sein Anwalt Raimund Förschner riet ihm dringend dazu, die Wahrheit zu sagen.

Am Mittwoch erstattete Hasan schließlich Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung. Die Polizei ermittelt. Der Anwalt: „Man darf sich nicht aus Angst zurückziehen, sondern muss sich mit rechtsstaatlichen Mitteln zur Wehr setzen. Nur so kann man der Gefahr begegnen, dass der Täter sich in seinem Verhalten bestätigt fühlt und weiter so auftritt. Wozu das führen kann, zeigt ja der gerade laufende Prozess gegen die U-Bahnschläger.“ Hasan ist vorerst krank geschrieben.

Nina Job

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