Drei neue Impfzentren für München
München - Hunderte alte Menschen, die dicht in der Sonne stehen und warten. Denen übel wird - weil es kein Wasser gibt, keine Sitzgelegenheit, keinen Schatten. So schildern viele der AZ ihren Besuch im Impfzentrum am Dienstag.
Impfungen in München: Ein "Armutszeugnis"?
Es sei ein "Armutszeugnis", schreibt ein Leser. Es sei eine "logistische Herausforderung", sagt die dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD), die am Dienstag das Impfzentrum besuchte und die am Mittwoch in der Sitzung des Stadtrats darüber berichtete. Es gebe immer wieder Kritik daran, wie die Impfungen in der Stadt voranschreiten. Das sagt auch Wolfgang Schäuble, der den städtischen Corona-Krisenstab leitet. Aus seiner Sicht laufe es in München allerdings nicht schlecht: 74.200 Impfungen haben die Impfteams bislang durchgeführt. Nahezu alle stationären Pflegeeinrichtungen seien geimpft.
Pilotprojekt mit drei Praxen startet Mitte März
Und die Impfkapazitäten in Riem werden weiter ausgebaut: Statt 1.800 Impfungen am Tag soll es von nun an 3.000 am Tag geben. Ab April rechnet die Stadt damit, dass ihr täglich 13.000 Impfdosen zugeteilt werden. "Doch da kommen wir in der Messe an die Grenzen", sagte Schäuble. Deshalb sollen in München möglichst bald drei weitere Zentren in Betrieb gehen. Doch weil das Impfen die "ureigenste Kompetenz der Hausärzte" sei, wie Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) sagte, will die Stadt ab Mitte März zudem mit drei Praxen ein Pilotprojekt starten.

Das steht dem Impfen in Hausarztpraxen im Weg
Bis Hausärzte jedoch in ganz München gegen Corona impfen, dauert es wohl noch länger. Dafür müsste zum Beispiel laut Zurek die Impfsoftware BayImco, die die Termine vergibt, angepasst werden. Außerdem müssten aus ihrer Sicht bis dahin Apotheken den Impfstoff verteilen. Für das Pilotprojekt bekommen die Hausärzte den Impfstoff noch durch das Impfzentrum. Seit vergangenem Wochenende werden dort alle drei Impfstoffe gespritzt. Doch alle drei haben Nachteile, schilderte Krisenstabsleiter Schäuble: Der von Biontech muss innerhalb von sechs Stunden verimpft werden. Der von der Moderna sei so empfindlich, dass er mit "Spezialfahrzeugen mit Spezialfedern in Spezialboxen" zur Messe gebracht werden müsse. Und der von Astrazeneca werde kritisch beäugt. Denn Gerüchte, wonach er weniger wirksam sein soll, halten sich - obwohl inzwischen Studien zu anderen Ergebnissen kamen.
Über 22.000 Astrazeneca-Dosen warten in München
Momentan gibt es in München laut der Gesundheitsreferentin einen Bestand von 22.440 Astrazeneca-Dosen. Ein Grund, warum diese nicht sofort verimpft wurden, ist, dass diese nur Menschen unter 65 bekommen dürfen - doch das Impfportal konnte dies laut Zurek zuerst nicht berücksichtigen. Verfallen würde jedoch kein Impfstoff. "Vielleicht ist mal was heruntergefallen", sagte Zurek. Aber nichts sei "schlecht" geworden. Die Quote derer, die im Impfzentrum kehrt machten, wenn sie erfuhren, dass sie Astrazeneca bekommen sollen, liege im einstelligen Bereich.
Münchner sollen sich "freitesten" können
Dennoch lassen sich nicht alle impfen, die die Möglichkeit hätten: In den Pflegeheimen lag die Impfquote der Bewohner bei 67 Prozent, die der Pfleger bei 42 Prozent. München will ohnehin nicht nur auf das Impfen setzen, sondern auch auf Tests. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) kann sich vorstellen, an vielen Orten Schnelltests anzubieten. Für den Besuch im Theater oder dem Restaurant sollen sich die Münchner 24 Stunden "freitesten" können. Er habe mit dem bayerischen Ministerpräsidenten darüber gesprochen. Das Ergebnis fiel allerdings ernüchternd aus: Bislang gibt es nicht mal genug Tests für Schulen. Eine gute Neuigkeit gibt es trotzdem: Inzwischen stehen im Impfzentrum Stühle, Wasserspender und Zelte. Zumindest schildert das Bürgermeisterin Dietl so. Auch die Mitarbeiter an den Schaltern wurden verdoppelt und sollen weiter erhöht werden.
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