Drei Millionen Schaden: BMW-Mitarbeiter klauen Autoteile

Eine Bande stiehlt systematisch Autoteile, der Gesamtschaden liegt bei zwei bis drei Millionen Euro. Zwei der Männer arbeiteten bei dem Autobauer – einer davon schon seit 30 Jahren
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Mitarbeiter von BMW sollen Autoteile im Münchner Werk gelaut haben
dpa Mitarbeiter von BMW sollen Autoteile im Münchner Werk gelaut haben

MÜNCHEN - Eine Bande stiehlt systematisch Autoteile, der Gesamtschaden liegt bei zwei bis drei Millionen Euro. Zwei der Männer arbeiteten bei dem Autobauer – einer davon schon seit 30 Jahren

Nerven hatten sie. Seit mindestens 2009 hat eine Diebesbande systematisch Autoteile bei BMW geklaut. Vielleicht sogar noch viel länger. Der Gesamtschaden liegt nach derzeitigem Stand bei zwei bis drei Millionen Euro.

Bei den Hauptverdächtigen handelt es sich um zwei BMW-Mitarbeiter und einen Beschäftigten eines Zulieferunternehmens im Alter von 54, 44 und 45 Jahren. Der Älteste aus dem Trio arbeitete schon seit mehr als 30 Jahren bei dem Autobauer in Milbertshofen. Am Mittwoch wurden sie festgenommen. Alle drei sitzen derzeit in Untersuchungshaft.

Insgesamt sind 18 Tatverdächtige ins Visier der Ermittler geraten. Und der Kreis könnte noch größer werden. Die Polizei durchsuchte am Mittwoch 21 Privat- und Gewerbeobjekte – darunter Räumlichkeiten in Freising, Eching und Fürstenfeldbruck.

Die Täter hatten sich eine höchst professionelle Vertriebsstruktur aufgebaut. Sie zweigten alles ab, was nicht niet- und nagelfest war, vom BMW-Emblem bis zum Schaltknauf. Vor allem aber hatten sie es auf hochwertige Sitzgarnituren und Einzelsitze abgesehen. Im Internet vertickten sie die heiße Ware in Fachforen und Auktionshäusern. Teilweise halfen Verwandte beim Transport, der Lagerung und beim Verkauf des Diebesguts.

„Individuelle Wünsche der Käufer wurden berücksichtigt“, sagt Kriminaloberrat Robert Weber. Frei nach dem Motto: „Sie wünschen? Wir klauen!“ Zwischenzeitlich belieferten die Tatverdächtigen einen internationalen Abnehmerkreis.

Doch wie funktionierte das Ganze? Und wieso blieb es so lange unentdeckt? Die Täter fingierten Produktionsaufträge für die Herstellung der Sitze – mehrere tausend Euro ist so eine Garnitur wert. Mit einem Vermerk „Musterstück für Qualitätskontrolle“ sorgte die Bande dafür, dass die Ware nicht verbaut wurde. Einer der Beteiligten arbeitete in der Qualitätskontrolle – das machte die Sache einfacher. Doch irgendwann muss es zu viel geworden sein. Der firmeninterne Ermittlungsdienst von BMW bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Und schlug Alarm. Jetzt muss die Polizei klären, welche Dimension der Diebstahl hatte. Bei den Durchsuchungsaktionen konnten die Beamten zahlreiche Autoteile sicherstellen.

„Es zeigte sich, dass es zum Teil sogar schon Lagerungsprobleme gab“, berichtet Kriminaloberrat Weber. Die eine oder andere Sitzgarnitur sei deshalb in einer Wohnung zwischengeparkt worden.

Das Geld, das bei den kriminellen Machenschaften zusammenkam, wurde überwiegend ins Ausland transferiert, über die Bankkonten von unbeteiligten, aber eingeweihten Mittätern. Es ging teilweise in die Türkei – einer der drei Haupttäter ist Türke.

Das nicht unbeträchtliche Privatvermögen der Bandenmitglieder ist inzwischen eingefroren worden.J. Lenders

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