Dreck, Schäden, Müll: Was die IAA in München hinterlässt
München - Die Aufbauten sind längst weg, der Müll auch, und die Straßen sind gekehrt, eigentlich, nach dem Ende der Automesse IAA, die sich über viele Plätze der Stadt ausgedehnt hat. Trotzdem, wer in diesen Tagen herumschaut, der kann sich schon die Augen reiben.
Und dem können schon auch mal die Tränen in die Augen steigen wie Ruth Gehling. Der Königsplatz, üblicherweise gepflegt und grün und so friedlich, dass ihn viele Münchner für ein meditatives Ruhe- oder Lesestündchen in der Sonne nutzen: nur noch eine matschig zerfahrene Ebene. "Ein einziges Schlachtfeld ist das hier", sagt die gelernte Landespflegerin, die seit 29 Jahren als Baumschutzbeauftragte für die Grünen im Bezirksausschuss Maxvorstadt sitzt. "Das macht mich traurig und obendrein stinkesauer, was die Messe hier hinterlassen hat."

Die IAA hat jede Menge Schäden in München hinterlassen
Vor der Antikensammlung immerhin haben Gärtner gestern Humus auf die ramponierte Fläche aufgeschüttet. "Hier ist die Hälfte der Wiese kaputt", sagt Ruth Gehling, "weil schwere Lastwagen und Kräne da drübergefahren sind."


Chaotisch sieht es noch seitlich und hinter der Glyptothek aus. Bis zu einem halben Meter tief sind die Krater, die in die Wiese hineingefahren wurden. Wie viele Münchner kritisiert sie, dass die Stadt Grünflächen zunehmend kommerziell nutzen lässt: "Hätte man nicht bitte asphaltierte Flächen nehmen können, wo nichts kaputt geht?"
Wobei: Der Odeonsplatz ist versiegelt, aber auch da schaut es Tage nach der Messe noch dreckig aus. Lehmige Flecken verbazen das Kopfsteinpflaster vor der Feldherrnhalle, auf der Residenzstraße ziehen sich schwarze Reifenabriebspuren und heller Staub weit Richtung Ludwigstraße.
Stadt verdonnert VDA zur Reparatur
Nicht nur Bürger ärgert das, die sich fragen, wer jetzt eigentlich fürs Wiederherstellen zuständig ist. Auch im Stadtrat ist diese Frage Thema. Die Fraktionen von ÖDP, München-Liste und die Linke wollen wissen, welche Kosten der Stadt durch die IAA entstanden sind. Nicht nur für die Stadtreinigung und Müllbeseitigung, sondern auch für Beschilderungen, MVV-Umleitungen, Sicherheitsmaßnahmen, Strom und mehr. Und was davon sich auf die Messe und die Aussteller umlegen lässt.
Eine AZ-Anfrage an die Stadt ergab: Die Verwaltung ist dem Verband der Automobilindustrie (VDA) als Messeveranstalter offenbar ordentlich auf die Füße gestiegen.
8.000 Quadratmeter Rollrasen
Das Baureferat habe die Schäden bereits dokumentiert, die habe der Autoverband nun umgehend auf eigene Kosten zu beseitigen, dazu müsse der VDA ein Fachunternehmen beauftragen. Je nach Wetter soll alles bis Ende Oktober abgeschlossen sein. Wo die Schäden kleiner sind, soll der Boden oberflächlich gelockert und Wiese nachgesät werden. Auf die schlimmen Verwüstungsflächen kommen - nach Bodenlockerung, -verbesserung oder -austausch rund 8.000 Quadratmeter Rollrasen, damit die Wiese bald wieder benutzt werden kann.
Auf AZ-Nachfrage sagt ein IAA-Sprecher: "Es tut uns leid, dass es auf den Flächen jetzt so aussieht, wir reparieren das eiligst." Über anfallende Kosten äußere man sich aber generell nicht.
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