Draußen sitzen trotz Kälte: Münchens eisfeste Nachtschwärmer

Mitten im kalten Januar trotzt München den Minusgraden, der Pandemie und der Stille im Homeoffice - im Freien. Ein Abendspaziergang durch die Gastro in den Vierteln, bis kurz vor der Sperrstunde.
Daniel von Loeper
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Irene Kleber |
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Januar in München: Die Pestalozzistraße ist verschneit, die Lichterkette funkelt, Amelie und Ralf wärmen sich an ihren Heißgetränken und der Gute-Laune-Stimmung vorm Café Lozzi. Kalt? Ah geh. Dominik, eigentlich Motiondesigner, bringt den Kuchen im T-Shirt.
Daniel von Loeper 6 Januar in München: Die Pestalozzistraße ist verschneit, die Lichterkette funkelt, Amelie und Ralf wärmen sich an ihren Heißgetränken und der Gute-Laune-Stimmung vorm Café Lozzi. Kalt? Ah geh. Dominik, eigentlich Motiondesigner, bringt den Kuchen im T-Shirt.
Türkenstraße bei Nacht. Nicole (l.) und Nina lassen vor dem Zeitgeist den Abend mit Mango-Spritz ausklingen. Null Grad? Merkt man gar nicht unterm Heizstrahler.
Daniel von Loeper 6 Türkenstraße bei Nacht. Nicole (l.) und Nina lassen vor dem Zeitgeist den Abend mit Mango-Spritz ausklingen. Null Grad? Merkt man gar nicht unterm Heizstrahler.
Die Kerzen brennen schon auf den blank gewischten Tischen. Lang wird's nicht dauern, bis sich hier Gäste tummeln.
Daniel von Loeper 6 Die Kerzen brennen schon auf den blank gewischten Tischen. Lang wird's nicht dauern, bis sich hier Gäste tummeln.
Sogar am Viktualienmarkt, wo ein bissl mehr Wind um die Marktstände pfeift, hockt man draußen. Hier haben sich Elisa und Gregor vor den Schaufenstern bei Starbucks zum Ratschen getroffen.
Daniel von Loeper 6 Sogar am Viktualienmarkt, wo ein bissl mehr Wind um die Marktstände pfeift, hockt man draußen. Hier haben sich Elisa und Gregor vor den Schaufenstern bei Starbucks zum Ratschen getroffen.
Die Schülerinnen Lisa, Helena und Malina (v.l.) draußen vor dem Café Vollaths. "Man sieht hier mehr von den Leuten", sagt Malina. Und wozu hat man Daunenjacken, Mützen, Kuscheldecken?
Daniel von Loeper 6 Die Schülerinnen Lisa, Helena und Malina (v.l.) draußen vor dem Café Vollaths. "Man sieht hier mehr von den Leuten", sagt Malina. Und wozu hat man Daunenjacken, Mützen, Kuscheldecken?
Schellingstraße in der Maxvorstadt: Mütze auf, raus zu den anderen: Die Barkeeper Julian (l.) und Nino machen ihre Pause im Schall und Rauch lieber am Biertisch draußen vor der Tür - und schauen dem Viertel zu.
Daniel von Loeper 6 Schellingstraße in der Maxvorstadt: Mütze auf, raus zu den anderen: Die Barkeeper Julian (l.) und Nino machen ihre Pause im Schall und Rauch lieber am Biertisch draußen vor der Tür - und schauen dem Viertel zu.

München - Wieder so ein Abend, um München zu lieben. Es hat schneegestöbert am Nachmittag, kein Drandenken, noch rauszugehen. Und dann das: Kaum ist das graue Resttageslicht verschwunden, springen Lichterketten an über Schanigärten, tauchen Freiluftheizlampen Außenseparées in oranges Licht. Werfen Hausgemeinschaften im Hof die Feuerschale an. Schenken Glühwein aus Thermoskannen und heiße Zitrone in mitgebrachte Becher. Sogar eiskaltes Weißbier schmeckt, wozu hat man gefütterte Stiefel, Schals, Herumwickeldecken.

Mit Decke und Wärmepilz: Münchner sitzen auch im Winter gerne draußen

Die Stadt mitten im Januar, null Grad unterm Winterhimmel, sie trotzt der Kälte, der Pandemie, der Stille im Homeoffice und der frühen 22-Uhr-Sperrstunde, und sie tut es mit erfrischendem Lächeln.

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Das Café Vollaths im Glockenbachviertel hat draußen aufgedeckt, Blumentöpfe auf dem Tisch, Wärmelampe von oben. Die Schülerinnen Lisa, Helena und Malina sitzen in Decken gewickelt, Cappuccino, Chai-Latte, Käsekuchen, Aperol, was braucht man mehr? Eigentlich, sagt Malina, hätten sie nur kurz draußen bleiben wollen. "Aber drinnen ist man so abgeschottet, im Freien sieht man viel mehr von den Leuten" - es sei doch gemütlich und coronasicherer sowieso.

Weniger Ansteckungsrisiko und frische Luft

Ein Stück weiter im Lozzi in der Pestalozzistraße bringt Kellner Dominik Hartl, der eigentlich Motiondesigner ist, Heißgetränke sogar im T-Shirt nach draußen.

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Sogar bei Starbucks am Viktualienmarkt, wo es windet, sitzen Leute unverdrossen draußen. Freiluft bei Nacht, das sei sein Kompromiss, um Menschen zu treffen, plus sich nicht anzustecken, sagt Student Gregor Klehel (23). Und wenn man gegenüber "in schöne Augen schaut", werde es einem sowieso warm ums Herz.

In der Maxvorstadt scheint es sowieso schon lang keine Rolle zu spielen, wie finster oder kalt es gerade ist. Vor dem Türkenhof liegt der Schanigarten wie ein durchsichtiges Raumschiff im Lichterkettenlicht, man mümmelt sich in Decken, stößt an, es ist viel Gelächter zu hören.

Willkommene Abwechslung zu Homeoffice und Online-Uni

Ruff's Burger hat draußen aufgedeckt, auch die Orange Box beleuchtet ihre Tische mit Kerzen. Und vor dem Zeitgeist, Fixpunkt für Winternachtschwärmer, wird brav angestanden für den 2G-Check.

Bis spät am Abend sitzen hier Studenten, die tagsüber zu oft einsame Onlinevorlesungen haben und Nachbarn, die aus dem Homeoffice kommen. Man habe sich im Büro fast zwei Jahre nicht gesehen, erzählen zwei Frauen, okay, dann eben nach dem Job hier. Minus ein Grad hat es jetzt, kurz vor halb zehn, und keiner mag reingehen. Undenkbar wäre das gewesen in vorpandemischen Zeiten. So kann man das ja auch mal sehen.

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12 Kommentare
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  • Fußball-Fan am 23.01.2022 13:25 Uhr / Bewertung:

    Das würde mir nicht im Traum einfallen, bei der Kälte draußen zu essen. Haben die Leute keine Wohnung? Die Gastronomie ist für meine Familie bis nach Pandemie vorerst gestorben. Jetzt kochen wir wieder gemeinsam, machen Spieleabende. Vielleicht war ein Umdenken schon längst überfällig.

  • Sarkast am 23.01.2022 12:31 Uhr / Bewertung:

    Wer bei eisiger Kälte draußen hockt, um da zu saufen, soll es tun.
    Mir ist meine gemütliche warme Wohnung lieber.
    Und mein Bier und einen Schnaps dazu trinke ich ohne Verschütten,
    weil meine Hände nicht vor Kälte zittern...

  • Ironü am 22.01.2022 18:02 Uhr / Bewertung:

    Wenigstens diesmal kein Frauenüberhang in der Fotostrecke. Sonst bleiben die Männer im Glockenback meist auf der Strecke.

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