Drama um Münchner Polizisten: „Da gab es keine Rettung“

Ein Münchner Polizist stirbt bei einer alpinen Fortbildung im Kaisergebirge. Jetzt wollen seine Kollegen für die Familie des Verstorbenen sammeln – er hatte einen kleinen Sohn.
MÜNCHEN Das Polizeipräsidium München trauert um einen jungen Kollegen. Am Donnerstag ist ein 32-Jähriger SEK-Beamter bei einem alpinen Training in den Tod gestürzt (AZ berichtete). Er hinterlässt eine Frau und einen fünfjährigen Sohn. Jetzt wollen die Kollegen für seine Familie sammeln: Der Verein „Polizisten helfen – Polizeifreunde München e.V“ richtet ein Spendenkonto ein.
„Die Einheit ist paralysiert“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Wenger. Es sei immer schlimm, wenn jemand aus dem Leben gerissen werde. „Wenn man gemeinsam arbeitet, trifft das alle.“ Der 32-Jährige sei ein „erfahrener und beliebter Kollege“ gewesen.
Was ist passiert? Donnerstagmittag, 11.50 Uhr. Tag vier einer alpinen Fortbildung im Kaisergebirge. Der Polizeibeamte klettert in etwa 1550 Meter Höhe an der Multerkarwand bei Scheffau. Die Route heißt „Entdeckungsreise“.
Plötzlich bricht ein Felsbrocken ab. Der Polizist stürzt. Offenbar hat er aus unklaren Gründen eine Möglichkeit zur Zwischensicherung nicht genutzt – so berichtet es gestern Paul Gruber, Leiter der Alpinpolizei im Bezirk Kufstein. Noch ein paar Meter, dann hätte der Mann einen sicheren Stand erreicht gehabt. So aber stürzte er rund 30 Meter in die Tiefe und prallte an den Fels. Der 32-Jährige schlug mit dem Kopf so fest auf, dass sein Kletterhelm kaputt ging. „Er hat den Aufprall nicht mehr gespürt“, meint Paul Gruber. „Da gab es keine Rettung.“
Warum braucht ein Polizist aus München überhaupt ein Berg-Training? Auch in der Großstadt gebe es Einsätze in größeren Höhen, etwa an Kränen, hieß es.
Am gleichen Tag, und nur 60 Kilometer entfernt, kam ein weiterer Mann ums Leben. Zwei Bergkameraden waren im Blaueisgebiet bei Ramsau zu einer Tour auf den 2065 Meter hohen Steinberg aufgebrochen. Beim Abstieg über den sogenannten Plattenweg zur Blaueishütte rutschte einer der beiden, ein 71-Jähriger, aus und stürzte etwa 50 Meter ab. Der Notarzt konnte nur noch seinen Tod feststellen. Ein Hubschrauber brachte den Toten ins Tal. J. Lenders