Drama in Venedig: Gondoliere unter Drogen
München/Venedig - Überraschende Wende in Venedig: Nach dem tödlichen Unfall in der Lagunenstadt, bei dem am vergangenen Samstag der 50-jährige Rechtsprofessor Joachim Vogel, der mit seiner Familie in einer Gondel saß, bei einem Zusammenprall mit einem Wasserbus getötet worden war (AZ berichtete), richten sich die Ermittlungen der venezianischen Behörden jetzt auch gegen den Gondoliere.
Wie örtliche Medien am Freitagabend berichteten, wird gegen den 25-jährigen Fahrer Stefano Pizzaggia nun wegen des Verdachts des Totschlags ermittelt. Sowohl in seinem Blut als auch im Urin - von beidem waren am Unfalltag Proben genommen worden – sind Spuren von Kokain und Haschisch festgestellt worden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der junge Gondoliere die Drogen am Morgen oder in der Nacht vor dem Unfall konsumiert hatte.
Bislang hatten die Behörden nur gegen die Fahrer der beteiligten Wasserbusse (vaporetti) wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und Fahrfehlern ermittelt. Zum Zeitpunkt des Unfalls herrschte auf dem Canal Grande an der Rialtobrücke dichter Verkehr, vier Wasserbusse waren gerade dabei, unweit der Brücke an- oder abzulegen, dazwischen fuhren Gondeln.
Der Kapitän des beteiligten Vaporetto gab nach dem Unfall an, er habe die Kontrolle über sein Schiff verloren, als er versuchte, Gondeln und Wassertaxis auszuweichen. Beim Rückwärtsfahren erfasste der Wasserbus die Gondel, in der Familienvater mit seiner Frau, seiner kleinen Tochter (3) und den beiden Söhnen (8, 10) saß.
Der Vaporetto schleifte die Gondel mit, der Jurist stürzte oder sprang ins Wasser und wurde zwischen Schiff und Pier tödlich verletzt. Auch seine kleine Tochter (3) erlitt Gesichtsverletzungen und eine Gehirnerschütterung. Nach den jüngsten Untersuchungsergebnissen der Blut- und Urinanalyse durchsuchte die Polizei am Freitag auch Wohnung und Boot des Gondoliere. Über Drogenfunde wurde nichts bekannt.