Dragqueen-Lesung für Kinder: In der SPD sind nicht alle OB Reiters Meinung
München - In die Debatte um die geplante Lesung von Kinderbüchern durch Dragqueens in der Bogenhauser Stadtbibliothek hat sich nun auch Bayerns Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) eingeschaltet. "Das ist Kindeswohlgefährdung und ein Fall fürs Jugendamt, keine Weltoffenheit wie es die Grünen verharmlosen", sagte er der "Bild".

Zuvor hatten die Stadtrats-CSU und OB Dieter Reiter (SPD) die Lesung für Kinder ab vier Jahren scharf kritisiert. Die Stadtbibliothek selbst hatte erklärt, dass es sich um eine Lesung mit "altersgerechten Bilderbüchern" handele – und Unterstützung von den Münchner Grünen erhalten.
Debatte um Kinderlesung mit Dragqueens in München
Die Aufregung war dadurch entstanden, dass eine der Künstlerinnen im Programmheft unter den Namen "Big Clit Eric" (Große Kilitoris Eric) angekündigt worden war – woraus Kritiker geschlussfolgert hatten, es gehe um eine sexualisierte Veranstaltung, die für Kinder nicht geeignet sei.
Unterdessen sind in der Münchner SPD offenbar viele unzufrieden mit den Äußerungen des eigenen Oberbürgermeisters. Juso-Chef Benedict Lang sprach von einer "absurden Debatte", er persönlich hätte sich gewünscht, dass der OB sich weniger kritisch geäußert hätte, sagte Lang. Gleichzeitig betonte er aber auch, Reiter Queerfeindlichkeit zu unterstellen sei "absurd".
In einer Mitteilung der Arbeitsgemeinschaft der SPD für Gleichstellung und Akzeptanz hieß es: "Wir erklären uns an dieser Stelle solidarisch mit den Organisator*innen der Draglesung und wir sind sehr dankbar für ihre Bemühungen in ihrem Programm auch Diversität einen Raum zu geben."
"Unangemessen": Roloff kritisiert Aiwanger und die CSU
Der Münchner SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Roloff sagte im Gespräch mit der AZ, er verstehe die ganze Aufregung nicht. "Es handelt sich um eine Kunstform. Dass rechtskonservative Kräfte wie die CSU und Herr Aiwanger hier Polemik gegen Minderheiten betreiben, ist unangemessen."
Die Stadtbibliothek äußerte sich folgendermaßen gegenüber der AZ: "Wir bedauern, dass die Künstler*innen-Namen der Beteiligten den Anschein erwecken, als würde ein Travestieprogramm für Erwachsene dargeboten. Dies war nie geplant."
In der AZ stellte Stadtrat Thomas Niederbühl von der Rosa Liste klar: "Diese ganze Aufregung entspricht der Realität überhaupt nicht. Es geht überhaupt nicht um Sexualität." Von Frühsexualisierung sei nur deshalb die Rede, weil es um Transsexualität gehe. "Es ist eine rechte Strategie, das bei Transsexuellen immer gleich zu entdecken."
- Themen:
- Dieter Reiter
- Hubert Aiwanger
- München
- SPD