Dosen übrig: Zahnärzte kritisieren Impfungen von Polizisten
München - Insbesondere bei den mobilen Impfteams, die in den Alten- und Pflegeheimen unterwegs sind, bleiben am Ende des Tages häufig einzelne Impfdosen übrig. Damit diese nicht weggeworfen werden müssen, werden am Abend Impfwillige gesucht, die sich sofort den Piks gegen das Coronavirus geben lassen wollen. Davon profitieren Polizeibeamte und Feuerwehrleute, obwohl sie nicht unter die höchste "Priorität 1" fallen. Das stößt insbesondere bei Zahnärzten auf Kritik.
"Näher als wir ist niemand am Patienten"
Der Sprecher der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns zur AZ: "In München ist es besonders schwer, an Impfstoff zu kommen, da wir viele Kliniken haben, in denen das Personal geimpft werden muss." Er hat wenig Verständnis, dass die Zahnärzte, die unter die Priorität 1 fallen, nicht vor Polizisten gefragt werden. "Da fehlt es manchmal am guten Willen", meint er.
Nicht einmal die Teams in den beiden Schwerpunktpraxen in München, die Corona-positive und unter Quarantäne stehende Schmerzpatienten behandeln, sind durchgeimpft. Eine dieser beiden, die Praxis Elisenhof-Zahnärzte, wird von Sarah Breu geleitet: "Die Hälfte unseres Teams konnte noch nicht geimpft werden, darunter zwei Ärzte. Das ist nicht schön. Näher als wir ist niemand am Patienten." Sie fordert, dass übrige Dosen ausschließlich an Menschen der ersten Priorität vergeben werden.
Polizeigewerkschaft: "Wer greifbar ist, bekommt die Impfung"
Oft geht es für die Gesundheitsbehörden vermutlich einfacher und schneller, die Einsatzzentrale zu informieren, anstatt die Liste der Zahnärzte abzutelefonieren.
Die Polizei hat sich gut organisiert. Die Beamten, die sich impfen lassen wollen, können sich in einer internen Datei anonym registrieren. Auf diese hat die Einsatzzentrale Zugriff. Ist Impfstoff übrig, verständigt sie den Chef der Dienststelle, in der Impfbereite beschäftigt sind. "Wer greifbar ist, bekommt die Impfung. In der Regel werden Streifenbeamte erreicht", erklärt Peter Pytlik, Chef der Polizeigewerkschaft GdP.
"Es wäre ja schade, wenn Impfdosen entsorgt werden müssen"
Das Innenministerium teilte der AZ mit, dass bislang 158 Polizisten in München und bayernweit 1.504 geimpft sind. "Das bedeutet: zwischen drei und vier Prozent", so Pytlik. Jürgen Köhnlein, Chef der Polizeigewerkschaft DPolG: "Es wäre ja schade, wenn Impfdosen entsorgt werden müssen."
Weggeworfen werden mussten in München laut Gesundheitsreferat seit 27. Dezember nur 35 Impfdosen - "aufgrund fehlerhafter Handhabung oder schlechter Qualität". Bayernweit konnten laut Gesundheitsministerium 2025 Dosen von 683 250 (0,3 Prozent) nicht verimpft werden. 1.000 wurden "verworfen", weil die Kühlkette fehlerhaft war. Ein Sprecher: "Diese wurden nicht vernichtet, sondern werden teilweise für Tierversuche eingesetzt."