Serie

Dorfklatsch: 1.000 Mark Strafe für Fahnendieb

In der AZ heute vor 50 Jahren: ein erstes Schnellgericht und Bier als Schlafmittel
von  Felix Müller
Die olympische Fahne im Olympiastadion in München
Die olympische Fahne im Olympiastadion in München © dpa

München - Noch vier Tage bis zum Start der Spiele. Da meldet die AZ am 22. August 1972: 1.000 Mark Strafe für Fahnendieb! Ein Schnellgericht habe festgestellt, dass der Diebstahl von Olympia-Fahnen "kein Kavaliersdelikt" sei. Die Polizei habe den 21-jährigen "ausländischen Studenten" auf frischer Tat ertappt. Nach seiner vorläufigen Festnahme habe ihn ein Schnellgericht zu einer Geldstrafe von 1000 Mark, ersatzweise 50 Tage Haft, verurteilt.

Der Souvenirjäger war an der Ecke Schwere-Reiter-Straße/Barbarastraße von Zivilfahndern ertappt worden, als er eine Olympiafahne von einem Fahnenmast holte. Vor Gericht zeigte er sich wenig reuig. "Ich wollte doch nur ein Andenken mitnehmen", sagte er da. "Was ist denn schon dabei?"

***Nummer für reuige Fahnen-Diebe wird eingerichtet***

Insgesamt sei die Zahl der Fahnendiebe durch die scharfe Bewachung der Polizei zuletzt zurückgegangen, heißt es in einem anderen Bericht in der Ausgabe vom 22. August 1972. Und immer mehr Fahnendiebe werden von der Polizei erwischt. Darüber hinaus wird für reuige Sünder eine Nummer eingerichtet, bei der sie sich melden können, wenn sie Fahnen zurückgeben wollen.

***Väterchen Timofej singt Marienlied***

Mit lauter Stimme hat Väterchen Timofej bei einem Besuch im kirchlichen Begegnungszentrum im olympischen Dorf ein Marienlied angestimmt, berichtet die AZ.

***Bier als Schlafmittel für die Segler***

Zwei Tragl Bier, von Landwirtschaftsminister Josef Ertl gespendet, sind bei den Deutschen Seglern in Kiel eingetroffen. Segler Heinz Laprell wird zitiert: "Herrlich. Wir brauchen Bier einfach als Schlafmittel."

***Euphoriebremse: Mehr Wiesn-Besucher erwartet***

Ein Riesen-Ereignis erwartet die Stadt mit den Spielen, bis zu deren Eröffnung es nun nur noch vier Tage sind. Doch die AZ tritt, was die Besucherzahlen anbelangt, auch ein bisserl auf die Euphoriebremse.

Und rechnet in einem Text einordnend vor, dass die Wiesn in ein paar Wochen doch noch mehr Besucher in die Stadt bringen werde. Fünf Millionen Besucher habe es im Vorjahr auf der Theresienwiese gegeben.

Immerhin: Bei den Olympischen Spielen rechnet man auch mit 370.000 bis 420.000 Besuchern, Sportlern, Funktionären und Helfern an den Spielstätten - wohlgemerkt an jedem einzelnen Tag der Spiele.


Der legendäre Dorfklatsch lebt wieder auf

Die AZ hat die Olympischen Spiele 1972 natürlich sehr eng und umfangreich begleitet. In den Sportarenen und Hallen natürlich. Aber auch draußen in der Stadt. Und im Olympischen Dorf. Viele der charmantesten kleinen Geschichten rund um die Sommerspiele standen damals im "Dorfklatsch", einer täglichen Sammlung von Anekdoten nicht nur aus dem nagelneuen Olympischen Dorf.

In den Tagen bis zum 50. Jubiläum der Eröffnungsfeier lässt die AZ nun den Dorfklatsch aufleben. Mit der alten Serienmarke, kleinen Gschichterln aus dieser damaligen Rubrik und darüber hinaus aus der AZ. Jeden Tag lesen Sie nun unsere besten Fundstücke aus dem Archiv. Was vor genau 50 Jahren in Ihrer AZ stand.

 

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