"Der Rechtsruck wird immer schlimmer": Das sagen Teilnehmer zur Demo gegen Rechts

München - Auf dem Odeonsplatz ist es eine Demo gegen Rechts, die das Bündnis "Gemeinsam gegen Rechts" bereits vor einer Woche beworben hatte. Unter dem Motto "Jetzt erst recht – wir bleiben laut" versammelten sich laut Polizeiangaben 2.500 Menschen (laut Veranstalter 4.500) bei Sonnenschein mit bunten Fahnen und Schildern, um gegen den Rechtsruck zu demonstrieren.

Demo gegen Rechts auf dem Odeonsplatz München: "Gibt mir Hoffnung"
"Heute sind wir keine 300.000 Menschen, aber wir sind viele. Das gibt mir Hoffnung", sagt die Versammlungsleitung und spielt damit auf die Demo vor der Bundestagswahl auf der Theresienwiese an. Am Sonntag fallen, neben den kreativen Sprüchen auf den Demo-Schildern, besonders die vielen weißen Schirme der Omas gegen Rechts auf, die immer wieder in der Menge aufblitzen.
Die Union hatte sich deren Finanzierung in ihrer kleinen Anfrage mit 24 Fragen gewidmet. Als Reaktion darauf traten die Omas als Rednerinnen auf der Bühne auf – und hatten sogar eine Showeinlage vorbereitet.
Omas gegen Rechts mit Gitarre und Tamburin
Mit Gitarre, Tamburin und den weißen Schirmen sangen sie: "Schon wieder laufen braune Haufen durch die Lande mit ihren Stiefelknechts. Wir aber lieben bunte Röcke und brauchen keinen brauen Höcke." Im Anschluss betonte Lisa Redler, eine der Omas, dass die Omas gegen Rechts überparteilich agieren, und weist darauf hin, dass sie keine staatlichen Gelder erhalten.

Durch die Anfrage der Union hätten die Omas gegen Rechts sogar profitiert, da in der letzten Zeit allein in München 100 neue Omas dazugekommen seien. Die Menge jubelte, es gab tosenden Applaus. Die Stimmung scheint trotz ernster Thematik ausgelassen, fröhlich und hoffnungsvoll. Immer wieder rufen die verschiedenen Redner zu Sprechgesängen auf, die Demonstranten machen mit.
Das sagen die Teilnehmer zur Demo gegen Rechts
Alois Huber, 55, Technischer Zeichner: "Ich gehe auf viele Demos und mir ist es sehr wichtig, vor allem nach der Bundestagswahl. Der Rechtsruck wird immer schlimmer, sowohl in Amerika als auch in Europa. Es ist schlimm, ganz schlimm, finde ich. Die Stimmung nach der Wahl finde ich traurig, überall. Ich bin überzeugt, dass es vielen hier ähnlich geht."

Cosima Weidinger, 25, Studentin: "Ich habe mich heute zum ersten Mal als Ordnerin gemeldet. Es hat mir in den letzten Wochen viel gegeben demonstrieren zu gehen, weil ich das Gefühl hab, dass es mir hilft, selbstwirksam zu sein. Es tut gut von Menschen umgeben zu sein, die meine Einstellungen und Werte teilen und zu wissen, dass man nicht alleine ist."

Ukraine-Kundgebung auf dem Marienplatz
Etwas ruhiger und kleiner hingegen war die Solidaritäts-Kundgebung wenige Meter entfernt. Als Reaktion auf die Ereignisse beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei US-Präsident Donald Trump hatte ein überparteiliches Bündnis spontan zu einer Kundgebung auf dem Marienplatz aufgerufen.
Unter dem Motto "Europa steht zusammen – Stärke zeigen für Frieden und Freiheit" versammelten sich laut Polizei etwa 400 Menschen mit Ukraine- und Europaflaggen vor dem Rathaus. Die Veranstalter sprechen sogar von knapp 700 Teilnehmern.

"Sehr viele Menschen sind emotional aufgewühlt"
"Wir haben diese Kundgebung organisiert, weil wir gemerkt haben, dass sehr viele Menschen verstört und emotional aufgewühlt sind", sagt Tamara Okhrimenko, die unter anderem mit Nico Pappe die Kundgebung organisiert hat. Die Menschen sollten auf der Kundgebung die Möglichkeit haben, sich darüber auszutauschen, so Okhrimenko.

Das sagen die Teilnehmer zur Kundgebung
Dima Pukha, 36, ITler: "Ich will zeigen, dass es so nicht funktioniert, wie es vor allem letzten Freitag gelaufen ist. Vor laufenden Kameras falsche Behauptungen zu verbreiten ist nicht in Ordnung. Der Westen muss jetzt auf jeden Fall zusammenhalten. Ich wünsche mir, dass man in den Gesprächen und Diskussionen konstruktiv bleibt und bei den Fakten bleibt.“

Kamilia Aiusheva, 32, Ingenieurin: "Ich komme oft zu solchen Kundgebungen. Ich bin in einer kleinen Partei aktiv und wir unterstützen die ukrainischen Demos, die in München stattfinden. Es ist sehr wichtig, dass auch Deutschland die Ukraine unterstützt. Wir brauchen den Zusammenhalt. Ich bin Russin und in meiner Familie sind nicht alle einer Meinung."

Viele Politiker traten als Redner auf
Viele Politiker traten trotz kurzfristiger Ankündigung als Redner auf und sprachen sich für ein starkes Europa aus. So zum Beispiel Bernd Posselt (CSU), ehemaliger Abgeordneter des Europaparlaments, Florian Ritter (SPD) sowie Moritz Fingerle (FDP).