Doppelt so viele Fahrrad-Tote, 30 Prozent mehr Schulwegunfälle in München
München – Das letzte Jahr sei kein gutes Jahr für die Verkehrssicherheit gewesen, sagte Polizei-Vizepräsident Werner Feiler am Montag bei der Vorstellung der Unfallstatistik 2018. Die Zahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich der Münchner Polizei stieg um 2,5 Prozent von 53.229 auf 54.558.
Auch der Blick auf die einzelnen Kategorien legt nahe, dass die Teilnahme am Münchner Verkehr riskanter wird. Vor allem Fahrradfahrer und Schulkinder leben gefährlich. So hat sich die Zahl der Radfahrer, die bei Unfällen ums Leben gekommen sind, von fünf auf zehn verdoppelt. Insgesamt gab es 26 Verkehrstote – das ist immerhin einer weniger als 2017. Bei den Schulwegunfällen verzeichnet die Polizei einen Anstieg um 29,3 Prozent von 116 auf 150. Dabei wurden 154 Schüler und Schülerinnen verletzt, ein neunjähriges Mädchen wurde bei einem Zusammenprall mit einem abbiegenden Lkw überrollt.
Das es in München immer mehr Verkehrsteilnehmer gibt, zeigt sich an folgender Zahl: 140 Stunden standen die Münchner im Jahr 2018 im Stau. "Das sind immerhin 17 volle Arbeitstage", so Feiler. Nur in Berlin steht man deutschlandweit noch länger im Stau als in der bayerischen Landeshauptstadt.
Unfallursachen – Ablenkung ist ein Problem
Die Ursachen für Unfälle im Straßenverkehr und deren Auswirkungen sind vielfältig. Zwar hat es beispielsweise einen starken Rückgang an Unfällen wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen gegeben, allerdings starben bei diesen noch immer anteilig die meisten Menschen (6).
Ein großes Problem ist laut Verkehrsexperten die Ablenkung im Straßenverkehr. Die bedienung des Navigationssystems und das Texten und Telefonieren mit dem Smartphone sind Phänomene, die offenbar von den allermeisten Autofahrern nach wie vor unterschätzt werden. Die Polizei versucht dagegenzuhalten. 2018 wurden 10.323 Kraftfahrer und 3.350 Radfahrer verwarnt, weil sie während der Fahrt mit dem Handy hantierten.
Die Zahlen der polizeilichen Unfallstatistik für München im Überblick:
Insgesamt:
- Verkehrsunfälle: 54.558 (2017: 53.229; +2,5%), davon 32.092 Kleinunfälle (58,8%)
- Zahl der zugelassenen Fahrzeuge: 1.177.007 (+ 1,8%)
Unfälle mit Personenschaden:
- Anstieg um 7,7% auf 6.518
- Dabei wurden 7.791 Menschen verletzt (2017: 7.267)
- 801 Personen wurden schwer verletzt (+ 41)
- Knapp zwei Drittel der Schwerverletzten waren Fußgänger und Radfahrer.
Verkehrstote:
- Bei 23 tödlichen Verkehrsunfällen wurden 26 Menschen getötet (2017: 27)
- 17 Tote im Stadtgebiet München, 9 im Landkreis München
- 4 Fußgänger (2017: 9), 5 Motorradfahrer (5), 7 Pkw-Insassen (8), 10 Fahrradfahrer (5)
Ursachen für tödliche Unfälle:
- Geschwindigkeitsüberschreitung (6 Tote)
- Missachtung Roter Ampeln (4 Tote)
- Fahrradfahren ohne Hlem (5 Tote)
- Alkohol (3 Tote)
- Fast die Hälfte der Getöteten waren Senioren. Alle bis auf einen, verursachten die Unfälle selbst
Geschwindigkeitsunfälle:
- Rückgang um 17,9%
- 216.947 Beanstandungen, 22.290 Anzeigen (+6,3 %) und 194.657 Verwarnungen (-3,8 %)
- 3.025 Fahrverbote
Verkehrsunfälle mit Fußgängern:
- Anstieg um 25 (+3 %) auf 911
- 768 Fußgänger verletzt (16 mehr als im Jahr 2017), 140 davon schwer (2017: 146)
- 4 Fußgänger wurden getötet (2017: 9)
- Die Hälfte (50,4 %) der Verkehrsunfälle wurde durch die Fußgänger verursacht
- Bei 83 % der von Fußgängern verursachten Verkehrsunfällen ist falsches Verhalten beim Überqueren der Fahrbahn die Hauptunfallursache
Verkehrsunfälle mit Radfahrern:
- Anstieg um 15,2 % auf 3.297 (2017: 2.862)
- 2.933 Radfahrer verletzt (2017: 2.552), davon 333 schwer (2017: 310)
- 86 Unfälle mit einem Pedelec (2017: 50), 99 Verletzte (2017: 53)
- Unter den Verletzten befanden sich 37 Senioren (2017: 19)
- Über die Hälfte (56,6 %) der Radfahrerunfälle wurden von den Radfahrern verursacht
-
Jeder 8. Unfall mit Radfahrern ereignete sich, weil ein Kraftfahrer beim Rechtsabbiegen den in gleicher Richtung fahrenden Radfahrer übersehen hat
Verkehrsunfälle mit Senioren:
- Anstieg der Verkehrsunfälle mit Senioren (ab 65 Jahren) um 7,5 % auf 4.176 Unfälle (2017: 3.885)
- 911 verletzte Senioren (+ 112)
- 10 Senioren kamen ums Leben (5 Radfahrer, 3 Fußgänger, 1 Leichtkraftradfahrer, 1 Pkw-Fahrer)
- Bei 9 der 10 Unfälle mit getöteten Senioren waren diese auch Unfallverursacher
- Der Anteil der von Senioren verursachten Verkehrsunfälle ging um 0,7 % zurück. Mit 61,4 % verursachten sie aber dennoch fast 2 Drittel der Unfälle mit ihrer Beteiligung
Verkehrsunfälle mit Motorradfahrern:
- Anstieg um 7,7, % auf 710 (2017: 659),
- 564 Verletzte, 5 Tote
- Fast jeder 5. getötete Verkehrsteilnehmer ist somit ein Motorradfahrer
- 4 der getöteten Motorradfahrer sind zu schnell gefahren, einer war zudem alkoholisiert
Alkoholunfälle:
- Rückgang um 5,1 % auf 488 (2017: 514)
- 277 Verletzte (2017: 226), 4 Tote (2017: 5)
- Im Rahmen von Kontrollen wurden 2.932 alkoholisierte Fahrzeugführer festgestellt (- 3,8 %)
Drogenunfälle:
- Anstieg auf 67 (2017: 63)
- 2.187 Kraftfahrer (- 11,1 %) standen bei Kontrollen unter Drogeneinfluss
Unfallfluchten:
- Anstieg um 3,8 % auf 13.770 (2017: 13.266)
- Bei einem Viertel aller Verkehrsunfälle handelte es sich damit um Unfallfluchten
- Aufklärungsquote um 5 % auf knapp 50 % gestiegen
Rotlichtunfälle:
- Anstieg um 6,5 % auf 605 (2017: 568)
- 436 Verletzte (+ 6,6 %), 4 Tote (2017: 1)
- Angezeigte Rotlichtverstöße: 5.774, davon 2.474 von Radfahrern
Schulwegunfälle:
- Anstieg um 29,3 % auf 150 (2017: 116)
- 154 verletzte Schüler (2017: 123), 1 getötetes Schulkind