Dominik Brunner wollte sie beschützen: So trauert Sarah

So trauert das Mädchen, das Dominik Brunner in Solln beschützt hat. „Jedesmal wenn ich am Bahnhof in Solln vorbeifahre, kriege ich Magengrummeln“, sagte sie der AZ. Wie die S-Bahn sicherer werden soll, was Politiker planen.
von  Abendzeitung
Die 13-jährige Sarah und ihre Mutter.
Die 13-jährige Sarah und ihre Mutter. © Nina Job

MÜNCHEN - So trauert das Mädchen, das Dominik Brunner in Solln beschützt hat. „Jedesmal wenn ich am Bahnhof in Solln vorbeifahre, kriege ich Magengrummeln“, sagte sie der AZ. Wie die S-Bahn sicherer werden soll, was Politiker planen.

Dominik Brunner, der S-Bahn-Held aus Solln, hat sich schützend vor sie gestellt – und das mit seinem Leben bezahlt: Immer noch verfolgen Sarah (13) die schrecklichen Bilder des 12. September, als Sebastian L. (17) und Markus S. (18) den 50-Jährigen am Bahnsteig erschlagen haben. Besonders schlimm ist es, wenn sie morgens mit der S-Bahn zur Schule fährt oder nachmittags Freunde im Münchner Süden besucht: „Jedesmal wenn ich am Bahnhof in Solln vorbeifahre, kriege ich Magengrummeln“, sagte sie der AZ.

Die Angst fährt mit – wie bei so vielen S-Bahn-Fahrgästen nach der tödlichen Attacke. Sarah und ihre Freunde trauern um den mutigen Geschäftsmann: „Wir werden irgendwann einmal sein Grab in Ergoldsbach besuchen“, kündigt sie an. Außerdem wollen die vier einen Dankesbrief an Brunners Eltern schreiben: „Mir tut seine Familie so leid, sie haben einen ganz besonderen Menschen verloren.“

Die Kinder schrien laut um Hilfe

Für Aufsehen sorgt Sarahs Schilderung, dass die Kinder laut „Helft uns“ gerufen haben, die anderen Fahrgäste aber einfach an ihnen vorbei gegangen seien. Die Staatsanwaltschaft betont allerdings, dass es „bisher nicht den geringsten Hinweis darauf gebe, dass sich irgendjemand der unterlassenen Hilfeleistung schuldig gemacht haben könnte“. Die Opferschutz-Organisation „Weißer Ring“ kritisiert, dass „es ein ganz schlechtes Beispiel für Helfer ist, wenn man sagt, wir ermitteln gar nicht erst“, sagte der Thüringer Landesvorsitzende Heinz-Günter Maaßen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) haben eine Ausweitung der Video-Überwachung in S-Bahnen und -Bahnhöfen gefordert. Herrmann hat deswegen einen Brief an Bundesverkehrsminister Tiefensee (SPD) geschrieben. Er bemängelt, dass nur auf der Stammstrecke und in der Hälfte der S-Bahnen Kameras installiert sind.

Jugendlicher Schläger drohte im Internet, ein "Bullenrevier" sprengen

Außerdem wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft gegen Markus S. bereits in einem anderen Fall ermittelt: Er hatte am 20. Juli im Internet gedroht, „ein Bullenrevier“ zu sprengen – „natürlich vollbesetzt“. Der „Focus“ berichtet, dass deswegen wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung einer Straftat“ ermittelt werde. Die Staatsanwaltschaft wollte dies mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht kommentieren. Die Androhung eines Anschlags steht angeblich mit der Inhaftierung des älteren Bruders von Markus S. in Zusammenhang, der zurzeit wegen Drogendelikten einsitzt.

Für den zweiten mutmaßlichen Täter Sebastian L. waren nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ gleich zwei Jugendämter zuständig – das der Stadt München und das des Landkreises. Die Chefin des Münchner Jugendamts Maria Kurz-Adam kann rückblickend „kein Fehlverhalten oder Versäumnisse der Behörde“ erkennen.

Nina Job/tha

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