Discobetreiber: "Clubs werden sterben“

Die Gema verlangt ab 2013 von vielen Discos höhere Gebühren. Hier erklären die Inhaber, warum sie deswegen auf die Straße gehen
München - Noch sieben Monate: Dann, zum 1. April 2013, erhöht die Gema, die Vertretung der Musik-Urheber, ihre Gebühren. Das heißt, dass Clubs und Discotheken zum Teil deutlich mehr Geld an die Verwertungsgesellschaft abdrücken müssen. Unter dem Motto „Schützt was wir lieben! Stoppt die Gema-Tarife 2013“ zogen die Reform-Gegner am Freitag vom Weißenburger Platz bis zur Generaldirektion der Gema an der Kellerstraße. Bundesweit fanden ähnliche Demonstrationen statt.
Die Gema lobt das neue System als fair und gerecht – vor allem für die Künstler. Doch die Clubbetreiber gehen auf die Barrikaden. Die AZ hat mit einigen von ihnen gesprochen:
Radoslav Pavlov, Geschäftsführer P1:
„Wir rechnen mit einer Gebührensteigerung von etwa 200 Prozent. Bisher zahlen wir 28000 Euro im Jahr. Das wird sich auf 60000 bis 80000 Euro seigern. Und das, obwohl wir in der Regel keinen Eintritt nehmen und das Gros der Gema-Gebühren sich daraus berechnet. Die zusätzlichen Kosten können wir eine Zeit lang schlucken, aber langfristig müssen wir die an die Gäste weiter geben. Aktuell kosten die Longdrinks bei uns etwa 15 Euro. Der Preis wird sich erhöhen.“
David Süss, Betreiber vom Harry Klein:
„Die neue Regelung ist für uns nicht praktikabel. Sie ist ein Kampf-Tarif. Vor allem in der elektronischen Musik hat die Gema große Defizite. Ein Sparten-Club wie das Harry Klein bucht Künstler, die von der Gema keinen Nutzen haben. Unsere DJs Leben von den Gagen und nicht von den Gebühren. Wir müssen also einen Betrag abdrücken – 10 Prozent vom Eintrittspreis – der ganz anderen Künstlern zugute kommt.“
René Vaitl, Pacha:
„Das Pacha würde die Erhöhung mit zirka 1280 Prozent treffen! Das wären 140000 Euro pro Jahr. Daran erkennt auch ein Laie sofort den Irrsinn, den sich die Damen und Herren der Gema ,überlegt’ haben. Sollte der neue Tarif wirklich eintreten, wird das große Clubsterben beginnen. Das Nachtleben in Deutschland würde quasi über Nacht ausgerottet.“
Mehr Reaktionen, auch der Gema, lesen Sie in der Freitagsausgabe der AZ auf Seite 16.