Dirndl und Lederhose mit Haltung: Münchner Trachtenlabel bei Promis besonders gefragt

Das Münchner Trachtenlabel "Heimatglück" steht für Tradition, Nachhaltigkeit und eben auch Moderne. Geschäftsführerin und Designerin Lisa Walther hat mit ihrer Marke eine moderne Antwort auf Fast Fashion gefunden – und auch prominente Kundschaft überzeugt. VIPs shoppen im Laden am Gärtnerplatz ganz privat – ohne große Aufmerksamkeit oder Kollaborationen.
von  Steffen Trunk
Lisa Walther hat das Trachtenlabel "Heimatglück" erst vor fünf Jahren gegründet.
Lisa Walther hat das Trachtenlabel "Heimatglück" erst vor fünf Jahren gegründet. © Heimatglück Tracht

München – In der Reichenbachstraße steht ein Laden, der nicht nur Tracht verkauft, sondern eine Haltung. "Heimatglück" heißt das Label von Lisa Walther (31), das sich auf die Fahne geschrieben hat, traditionelle Tracht mit einem modernen, nachhaltigen Ansatz zu verbinden. Wer durch die großen Fenster in das neue Geschäft blickt, spürt sofort: Hier geht es um mehr als Dirndl und Lederhosen – hier geht es um Wertschätzung, Beständigkeit und eine gesunde Heimatverbundenheit.

Zeitlose Kollektionen: Tracht bedeutet Beständigkeit und überdauert schnelle, laute Trends

Lisa Walthers Kollektionen entstehen in kleinen, limitierten Stückzahlen in sorgfältig ausgewählten Schneiderei-Manufakturen in Österreich und Ungarn – ganz ohne Massenproduktion oder Fertigung in Asien. "Schnelllebige Trends passen nicht zu Heimatglück", sagt Walther der AZ. "Mein Ziel ist es, Tracht zu schaffen, die zu echten Liebhaberstücken fürs Leben wird." Die Dirndl sind bewusst schlicht, aber nicht weniger stilvoll gehalten. Entsprechend langlebig und wandelbar sind ihre Designs: Dirndl, die sich dank großzügiger Nahtzugaben um bis zu anderthalb Größen anpassen lassen und sogar zur Umstands-Tracht umfunktioniert werden können. Auch für mitwachsende Rocklängen wird gesorgt.

Lokale Handwerker bauten neuen Laden mit natürlichen Materialien 

Nicht nur die Tracht folgt einer durchdachten Philosophie. Auch der neue "Heimatglück"-Store, der von 60 auf 200 Quadratmeter gewachsen ist, ist ein Statement. "Wir haben ausschließlich mit lokalen Partnern gearbeitet – einem Münchner Schreiner, Steinmetz und Schlosser – weil für uns echtes Handwerk aus der Region ein Teil unserer Verantwortung als Marke ist", erklärt Walther. Das Interior ist reduziert. Verwendet wurden ausschließlich natürliche Materialien wie Holz, Stein und Leinen. "Ein Highlight ist unsere maßgefertigte Theke aus Quarzit – sie steht sinnbildlich für unsere Werte: Klarheit, Qualität, Beständigkeit." Für Walther ist es das Zusammenspiel aus Raum und Produkt, das Nachhaltigkeit wirklich sichtbar macht. Denn: "Am nachhaltigsten ist das, was in diesem Raum präsentiert wird: Tracht, die bleibt."

Das Interior ist reduziert. Die Inhaber arbeiteten bei der Renovierung mit lokalen Handwerkern.
Das Interior ist reduziert. Die Inhaber arbeiteten bei der Renovierung mit lokalen Handwerkern. © Heimatglück Tracht

Reduzierte Farbpalette beim Dirndl: Man will keinem Fashiontrend hinterherrennen

Auf auffällige Glanzstoffe oder schrille Farben wartet man bei "Heimatglück" vergebens – mit Absicht. "Tracht ist keine beliebige Mode. Sie ist fest in der Tradition verankert", sagt Walther. Die reduzierte Farbpalette erlaubt es, ihre Entwürfe über Jahre hinweg zu tragen. "Bei uns geht es nicht nur um Ästhetik und Design, sondern um das, was Tracht wirklich ausmacht: Tradition bewahren, Brauchtum leben und Menschen verbinden", sagt die junge Unternehmerin. "Modische Farbexperimente oder billige Glanzstoffe, wie man sie bei Import-Ware oder bei manchen Mitbewerbern sieht, wird es bei uns nicht geben. Mich reizt vielmehr die Auseinandersetzung mit historischen Textiltechniken, alten Schnittformen und überlieferten Trachtenstücken – und die Frage, wie man diese mit einem modernen Anspruch zeitgemäß interpretieren kann."

Bei "Heimatglück" will man keinem Pariser Fashiontrend hinterherrennen. "Tracht ist keine beliebige Mode. Sie ist fest in der Tradition verankert", sagt Lisa Walther.
Bei "Heimatglück" will man keinem Pariser Fashiontrend hinterherrennen. "Tracht ist keine beliebige Mode. Sie ist fest in der Tradition verankert", sagt Lisa Walther. © Heimatglück Tracht

Eine Philosophie, die ankommt – auch bei Promis

Zwar steht Prominenz nicht im Fokus der Marke, doch Lisa Walther hat längst prominente Fans: Fußballprofis, Moderatoren, Schauspieler, Sänger, Spielerfrauen, Wiesn-Wirtsfamilien und sogar das Service-Team des Münchner Luxushotels Mandarin Oriental tragen "Heimatglück". Walther freut sich darüber, "aber für mich zählt vor allem, dass unsere Kund:innen unsere Werte teilen. Am Ende geht es nicht um Namen. Jede einzelne Bestellung ist für mich etwas Besonderes – weil sich jemand ganz bewusst für ein Stück Heimat entschieden hat".

Der vergrößerte Laden hat in der Reichenbachstraße 34 neu eröffnet.
Der vergrößerte Laden hat in der Reichenbachstraße 34 neu eröffnet. © Heimatglück Tracht

Tracht lebt von Beständigkeit – darf repariert und vererbt werden

Lisa Walther lebt das, was sie verkauft: eine Rückbesinnung auf das Wesentliche, auf Qualität und Authentizität. "Tracht war und ist die nachhaltigste Form von Mode – wenn sie verantwortungsvoll gefertigt wird", betont sie. In einer Welt, in der Kleidung oft nur für einen Anlass gekauft wird, ist das Dirndl von "Heimatglück" ein Gegenentwurf. "Tracht unterliegt keinem kurzfristigen Stilwandel, sondern lebt von Beständigkeit, Qualität und echtem Handwerk. Ein klassisches Dirndl oder eine gut gemachte Lederhose hält ein Leben lang – sie darf repariert, ausgeliehen, weitergegeben oder sogar vererbt werden."

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