Dieter Reiter: Der rote Kronprinz

Ude ist erleichtert, dass sein Wunschnachfolger mit einem Traumergebnis der OB-Kandidat der SPD wird – und Julian Nida-Rümelin wird für den Landtagswahlkampf wieder aktiviert
MÜNCHEN Mit Wehmut hörte Christine Strobl den Elogen auf den neuen OB-Kandidaten der SPD zu. Zu gern hätte die Bürgermeisterin gestern auf dem Platz von Dieter Reiter gesessen: Sie wäre gern erste Frau als SPD-OB-Kandidatin in der Geschichte Münchens gewesen. „Aber der da oben hat etwas anderes vorgehabt.” Nach dem Krebs hatte sie Ude vor einem Jahr abgesagt.
Nun soll Dieter Reiter die Nachfolge von OB Ude antreten. Damit ist das Duell der „Großen” für die Stadtratswahl 2014 klar: Der rote Reiter gegen den schwarzen Ritter Seppi Schmid.
Mit überwältigender Mehrheit haben 33 von 44 Ortsvereinen der SPD den Wirtschaftsreferenten am Montagabend zum OB-Kandidaten für die Stadtratswahl 2014 erkoren. Die Delegierten waren sichtlich erleichtert, als der Abend so ruhig und ohne Streit über die Bühne gegangen war.
„Es ist für mich absolut bemerkenswert, welch große Mehrheit ich bekommen habe”, meinte gestern Dieter Reiter bei der (Kron-)Prinzenproklamation der SPD im Ratskeller. Seine beiden Gegenspieler hatten auf der Zielgeraden aufgegeben: Fraktionschef Alexander Reissl am Sonntag, und Sozialreferentin Brigitte Meier, als auf der Versammlung klar war, dass sie mit fünf Ortsvereinen auf ihrer Seite absolut keine Chance hat.
„So ein Ergebnis ist gewaltig und hat die kühnsten Erwartungen übertroffen”, meinte ein froh gelaunter Christian Ude. Reiter wisse jetzt, dass die gesamte SPD hinter ihm stehe. Das ist in der Geschichte der Münchner SPD nicht immer so gewesen.
„Er ist ein Mensch mit einer sehr heiteren Lebensart und Ausstrahlung, er ist die Verkörperung von Münchner Lebensart”, pries Ude. Reiter ist seit über einem Jahr sein Wunschkandidat, nachdem ihm Professor Julian Nida-Rümelin einen Korb gegeben hatte („wegen der kleinen Kinder”, wie Ude sagte). Er werde aber in der Landes- und Bundespolitik bis 2013 „eine größere Rolle spielen”. Klar, dass Ude als Spitzenkandidat der Bayern-SPD seinen Vertrauten in sein Mitarbeiter-Team holt.
Jetzt muss Reiters Kandidatur auch offiziell werden. Deshalb gibt es am 12.12. einen Parteitag. Derweil organisiert Ude schon seinen möglichen Abgang: Wenn er tatsächlich im September 2013 Ministerpräsident werden sollte, dann wird Bürgermeisterin Christine Strobl die Amtsgeschäfte bis zur Stadtratswahl im März 2014 weiterführen.