Dieses Haus vergammelt mitten in der Stadt

In der Theresienstraße Nummer 75 könnte man eigentlich prima wohnen. Doch der Filmverleiher Arri lässt das Gebäude seit langem brachliegen
Maxvorstadt Ein Fenster ist zerbrochen, dahinter ist es dunkel. Drei Tauben sitzen auf dem Sims. An den Fensterrahmen blättert der Lack ab, von der Wand bröckeln Farbe und Putz. Auf dem Dach wachsen kleine Sträucher. Ein Haus verrottet, und das mitten in der Maxvorstadt.
Das Haus in der Theresienstraße 75 steht leer. Und es verkommt. Die Anwohner sind zornig: „Der Wohnraum in der City ist so knapp und teuer, da kann ich so eine Verschwendung von Raum nicht akzeptieren“, schimpft eine Frau aus der Nachbarschaft.
Dass München ein Platz-Problem hat ist klar, ebenso, dass der knappe Wohnraum die Immobilien- und Mietpreise in die Höhe treibt (AZ berichtet regelmäßig). OB Christian Ude warnte kürzlich sogar vor der „Gefährdung des sozialen Friedens“ in München, wenn der Wohnwahnsinn weitergeht. Leere Häuser kann sich diese Stadt eigentlich nicht leisten. Deshalb sind viele Münchner empört, wenn sie das heruntergekommene Haus in der Theresienstraße sehen.
Eigentümer ist der Münchner Filmtechnikproduzent und -verleiher Arnold & Richter Cine Technik, kurz: Arri. Das Unternehmen hat das Gebäude bereits 1978 gekauft, seither aber offenbar wenig für den Erhalt des Hauses unternommen. Seit mehreren Jahren – ein Ex-Mieter sagt mindestens seit 2004 – waren nur noch die zwei Läden im Erdgeschoss sowie ein Teil des ersten Stocks vermietet, die zweite und dritte Etage standen leer. Mitte 2012 sind auch die letzten Mieter ausgezogen. „Arri hat mir mitgeteilt, dass das Haus zusammen mit dem dahinter liegenden Betriebsgelände verkauft wird“, sagt der ehemalige Mieter Reinhard Weidinger. Nun vermutet er, dass das Gelände zu einem großen Luxus-Wohnpark ausgebaut werden soll.
Arri will schon lange verkaufen – und schafft es nicht. Bereits 2003 fragte das Unternehmen mündlich beim Planungsreferat an. Dabei blieb es. Womöglich weiß Arri noch nicht, was man mit dem Gelände anfangen könnte. Was das Baurecht dort erlaubt, ob und wie groß eine neue Bebauung in Frage kommt – all das müsste erst noch festgestellt werden. Doch Arri wartet ab. „Es gibt noch keinen Bauvorbescheid“, heißt es aus dem Planungsreferat. „Arri hat noch nichts schriftlich bei uns beantragt.“ Obwohl seit der mündlichen Anfrage schon fast zehn Jahre vergangen sind.
Dabei will Arri, der Weltmarktführer bei Kamera- und Filmausrüstung, schon seit längerer Zeit wachsen. In der Wilhelm-Wagenfeld-Straße 5 bis 11 in der Parkstadt Schwabing plant das Unternehmen ein Medienzentrum. Die Stadt hat Arri das Gelände bereits 2011 zum Kauf zugesagt. Es gibt einen detaillierten Vorbescheid, 2014 soll der Bau beginnen.
Was das für den Arri-Stammsitz in der Türkenstraße 89 bedeutet, verrät das Unternehmen nicht. Eine Sprecherin sagt der AZ, man wolle zu den Immobilien keinen Kommentar abgeben. Im Antrag auf den Bauvorbescheid steht laut Medienberichten, dass „die jetzigen, oft nicht effizienten Flächen sinnvoll zusammengeführt werden sollen“. Das bedeutet wohl, dass Arri auch das traditionsreiche Stammhaus in der Türkenstraße zum Großteil aufgeben wird. Gerüchten zufolge wird es – bis auf die Kinos – verkauft.
Für das Haus in der Theresienstraße 75 gehen die Spekulationen bereits weiter: Schon im März dieses Jahres soll ein Verkauf kurz vor Abschluss gewesen sein – bis jetzt steht Arri aber als Eigentümer im Grundbuch. Und das Haus in bester Münchner Lage verkommt weiter. „Mir ist schleierhaft, warum man das Haus so verfallen lässt“, sagt der Ex-Mieter Reinhard Weidinger. „Das ist wirklich traurig.“