Dieser Sommer ist zum Gähnen

„Mei, bin i miad“: Halb München leidet in diesem Sommer unter extremer Müdigkeit. „Die enormen Temperaturschwankungen, die wir derzeit in München erleben, sind für den Körper enorm belastend“.
von  Abendzeitung
Regen auf der Theresienwiese: Auch am Dienstag brauchte man einen Schirm.
Regen auf der Theresienwiese: Auch am Dienstag brauchte man einen Schirm. © ap

„Mei, bin i miad“: Halb München leidet in diesem Sommer unter extremer Müdigkeit. „Die enormen Temperaturschwankungen, die wir derzeit in München erleben, sind für den Körper enorm belastend“.

MÜNCHEN Am schlimmsten ist es am Morgen in der U-Bahn: Da wird gedöst und gegähnt. Geträumt, geschlummert und geschnarcht. „Mei, bin i miad“, ist fast das häufigste, was man derzeit von seinen Freunden und Kollegen zu hören bekommt. München duselt sich im Halb-Schlaf durch diesen wechselhaften Sommer.

Eva Wanka, Medizin-Meteorologin an der Ludwig-Maximilians-Universität, verwundert das wenig: „Die enormen Temperaturschwankungen, die wir derzeit in München erleben, sind für den Körper enorm belastend“, erklärt die Arbeits-, Sozial-, und Umweltmedizinerin. Heute Hitze, morgen Kühle, übermorgen Schwüle – das macht vor allem den Wetterfühligen zu schaffen. Jeder zweite Münchner würde deshalb unter übergroßer Müdigkeit und Erschöpfungssymptomen leiden. Auch Kreislauf-Beschwerden und Atemwegserkrankungen seien derzeit keine Seltenheit.

Die Gründe

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: „Der Mensch ist stets bestrebt, die Körperkerntemperatur konstant zu halten“, erklärt Wanka. Bei großer Hitze weiten sich die Blutgefäße aus, wodurch das Blut buchstäblich in die Beine sackt, was zu Kreislaufbeschwerden oder Schwindelgefühlen führen kann. Bei Kälte ziehen sich die Gefäße dagegen zusammen und bewirken unter anderem Kopfschmerzen. „Diese Wechselspiel ist für den Körper sehr anstrengend und macht deshalb derzeit vielen zu schaffen“, so die Expertin.

Zumal die Münchner auch in der Nacht keine Erholung finden: „Das schnelle Absinken des Luftdrucks und die starken Temperaturschwankungen in der Nacht haben natürlich auch auf den Schlaf einen Effekt“, erklärt Professor Michael Wiegand, Schlafforscher vom Schlafmedizinischen Zentrum der TU München. Wissenschaftliche Studien gibt es derzeit zwar noch nicht: „Gut tut das wechselhafte Wetter dem Körper im Schlaf aber sicher nicht.“

Vor allem alte Menschen würden unter dem Wetterwechsel in München leiden. Sie sind es auch, die derzeit besonders häufig mit Kreislaufbeschwerden in Münchens Krankenhäuser eingeliefert werden. Drei bis vier Hitzeopfer sind es derzeit beispielsweise pro Tag in Bogenhausen. Aber auch Kinder, bei denen die Regulation noch nicht so stark ausgeprägt ist, leiden zur Zeit sehr: „Eltern sollten deshalb darauf achten, dass sie ausreichend trinken und sich im Schatten aufhalten“, erklärt Wanka.

Und was sollten alle anderen tun?

„Sich möglichst schnell auf die Wetter-Wechsel einstellen“, rät die Medizin-Meteorologin. Das kann mit Wechselduschen geschehen. Aber auch ganz einfach dadurch, dass man bei Hitze die Klimaanlage im Auto nicht allzu stark aufdreht und dadurch extreme Temperaturunterschiede vermeidet. „Es gilt, ein vernünftiges Maß zu finden“, sagt Wanka. Und auf eine stabile Wetterlage zu hoffen...

Daniel Aschoff

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