Dieser Münchner kämpft gegen den Blutkrebs

Andreas Nagelmüller hat Blutkrebs – um zu überleben, braucht der 44-Jährige Münchner dringend Knochenmark. Lesen Sie hier seine Geschichte.
von  Hannah Illing
Andreas Nagelmüller mit seiner Frau Andrea im April 2012 - wegen einer Chemotherapie hat er seine langen Haare verloren.
Andreas Nagelmüller mit seiner Frau Andrea im April 2012 - wegen einer Chemotherapie hat er seine langen Haare verloren. © Privat

München - Im August 2011 bekommt Andreas Nagelmüller (44) die Diagnose: Akute lymphatische Leukämie, kurz ALL, im Volksmund Blutkrebs genannt. Seine Überlebenschancen, sagen die Ärzte, hängen davon ab, wie gut die Chemotherapie anschlägt.

Der Münchner ist verzweifelt. „Erst hat’s mich scho a bisserl gschmissn“, sagt er heute. Aber dann entscheidet sich der gelernte Elektroanlageninstallateur, gegen den Krebs zu kämpfen. „Positiv denken“ lautet sein neues Lebensmotto.

Nach der Diagnose folgen drei Monate Chemotherapie. Nagelmüller nimmt 30 Kilo ab, die Haare fallen ihm aus. An manchen Tagen erkennt seine Ehefrau Andrea (42) ihn nicht wieder, so eingefallen ist sein Gesicht. An Weihnachten erhalten die Nagelmüllers dann eine gute Nachricht: Die Ärtze finden keinen Krebs mehr in Andreas Nagelmüllers Körper. Doch schon im Januar folgt die Ernüchterung. Die Krankheit ist zurück.

Weil der Tumor immer wieder mutiert, werden die Heilungschancen mit jeder Chemotherapie geringer. Die Ärzte schlagen Andreas Nagelmüller eine Knochenmarktransplantation vor. Je schneller er einen Spender findet, umso größer sind seine Überlebenschancen. 50 bis 70 Prozent aller Stammzellentransplantationen sind erfolgreich.

Dass etwas mit seinem Körper nicht stimmt, hat der 44-jährige Münchner am 23. Mai vergangenen Jahres gemerkt. Damals hatte er zum ersten Mal Muskelschmerzen im Arm und im Fuß, ein erstes Krankheitssymptom. An das Datum erinnert sichNagelmüller so genau, weil er zwei Tage später mit seiner Ehefrau nach Singapur und Bali reiste – der erste gemeinsame Urlaub seit langem. Andrea hatte die Reise bei einer Verlosung gewonnen. Zurück in München, wird Nagelmüller im Krankenhaus Bogenhausen sieben Tage untersucht. Die Diagnose: Blutkrebs.

Nach dem ersten Schock nimmt sichAndreas Nagelmüller entschlossen vor, wieder gesund zu werden. „Ich kann meine Frau doch nicht alleine lassen!“, sagt er. Sie ist es, die ihm Mut und Kraft gibt. Vor 23 Jahren haben sich die beiden in der Schwabinger Disco Moonlight kennengelernt. Andreas war Türsteher, Andrea Stammgast. Nagelmüller sagt, dass er seit der Krankheit auch seine Partnerschaft mehr zu schätzen weiß. Wenn er im Krankenhaus ist, besucht ihn seine Frau jeden Tag. Früher hat sie täglich 16 Stunden in ihrem eigenen Tierfutterfachgeschäft in Pasing gearbeitet.Weil ihreMitarbeiter sie unterstützen, kann sie heute kürzer treten.

Wenn er wieder gesund ist, will Andreas Nagelmüller eine Kanadareise machen, natürlich gemeinsam mit seiner Ehefrau. Außerdem freut er sich schon darauf, dann wieder mehr Zeit mit seinen Papageien Jackie und Jacko verbringen zu können. Und seine Umschulung vom Elektroniker zum Autokaufmann, die will Andreas Nagelmüller auch noch beenden.

Bis es so weit ist, muss sich aber erst noch ein Knochenmarkspender finden. Solange macht der Münchner wieder eine Chemotherapie. Er ist sicher: „Am Ende des Jahres bin ich gesund.“

Typisierungs-Aktion: Diesen Samstag und Sonntag

Was ist eine Typisierungsaktion?

Bei der Aktion wird festgestellt, wer als potentieller Stammzellenspender infrage kommt. Alle 18 bis 45 Jahre alten Bürger, die gesund sind, also nicht unter Erkrankungen wie Diabetes oder schweren Allergien leiden, können sich typisieren lassen. Sie werden dann in die Spenderdatei aufgenommen. Wenn die HLA–Werte von Patient und Spender übereinstimmen, können die Stammzellen transplantiert werden. HLA-Werte („Human Leucocyte Antigene“) sind Merkmale des Gewebes, die in verschiedenen Kombinationen auftreten können.

Wo findet die Aktion für Andreas Nagelmüller statt?

Im Autohaus Braun, seinem Arbeitgeber. Das Autohaus ist in Dachau (Karl-Benz-Str. 10). Schirmherr der Aktion ist der Dachauer Landrat Hansjörg Christmann.

Wann?

Am Samstag, 21. April, und Sonntag, 22. April, jeweils von 10 bis 16 Uhr.

Welche Kosten entstehen?

Pro Spender fallen für die Typisierung 40 Euro Kosten an, die die „Stiftung Knochenmarkspende Bayern“ und das Ehepaar Nagelmüller übernehmen. Sie suchen dafür noch nach Spenden (mehr Infos unter www.akb-germany.de). Die Kosten für die Stammzellentransplantation (10000 bis 15 000 Euro) trägt die Krankenkasse.

Wie läuft die Typisierung ab?

Dem potentiellen Spender werden zwei Milliliter Blut entnommen. Dieses wird analysiert und kommt in eine Spenderdatei.

Wann verpflichte ich mich zu einer Spende?

Ein Spender kann rechtlich bis kurz vor der Stammzellenentnahme von der Spende zurücktreten. Das kann für den Patienten lebensgefährlich sein, wenn die Maßnahmen für die Stammzellentransplantation schon eingeleitet wurden.

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