Dieser ehrliche Finder gibt 3500 Euro ab!
München - Am 19. November um 11.40 Uhr sitzt Hakan Kaynakci (38) auf einem Klappsitz in der S1. Er fährt vom Flughafen zum Hauptbahnhof. Dort steigt er aus – liegen bleiben: Sein Geldbeutel mit Kreditkarten und Ausweis.
Und 3500 Euro in Bar.
40 Minuten später, um 12.30 Uhr, sitzt Hans S. auf dem gleichen Sitz. Der 61-jährige Lehrer aus der Nähe von Laupheim (Kreis Biberach) fährt mit seiner Frau Doris (58) zum Flughafen. Von dort will er nach Zypern.
Als Hans S. nach seiner Geldbörse in seiner Gesäßtasche greift, hält er Kaynakcis Börse in der Hand. „Da waren lauter braune Scheine drin“, sagt S. „Ich habe gar nicht nachgezählt. Für mich war nur entscheidend: abgeben! Das würde mich ja auch freuen.“ Hans S. gibt den Geldbeutel bei der Bundespolizei am Flughafen ab. Die leitet es weiter zum Fundbüro.
Eine Woche später kommt Hans S. aus dem Urlaub zurück – und ist neugierig: Hat jemand die Geldbörse abgeholt? Nö, sagt die Bundespolizei. Nö, sagt das Fundbüro. Das lässt Hans S. keine Ruhe. Er klappert selbst noch mal alle Fundbüros ab. Am Dienstag erfährt er bei der Fundstelle der Bahn, dass jemand eine Verlustmeldung am Hauptbahnhof abgeben hat – bereits am 19. November! „Ich habe vom Mitarbeiter alle Daten bekommen und gleich selbst angerufen.“
Als Hakan Kaynakci erfährt, dass sein Geld wieder da ist, glaubt er es zunächst nicht. „Die Polizei hatte mir gesagt, dass ich das Geld vergessen kann“, sagt er. Dass er sein Portemonnaie verloren hatte, habe er „gleich am Hauptbahnhof gemerkt“ – und sofort der Bahn, Polizei und dem Fundbüro gemeldet. „Ich kam aus Antalya, hatte Termine in Deutschland und danach in Dubai“, sagt der Sales- und Marketingmanager einer Hotelkette. „Das Geld hatte ich für Spesen dabei – und gleich am ersten Tag verloren.“ Als er den Anruf aus Laupheim bekommt, „war’s erst ein Schock. Danach habe ich mich riesig gefreut!“
Kaynakci holte gestern sein Geld ab. Hans S. will er mit einem Hotelgutschein „für eine Woche Urlaub“ überraschen. Der ehrliche Finder selbst erwartet sich keinen Lohn – und wenn, dann höchstens „ein Abendessen mit meiner Frau“.
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