Diese verborgenen Schätze schlummern im Deutschen Museum in München

Millionen Originale auf 4,7 Regal-Kilometern: Zum Tag des Archivs öffnet das Deutsche Museum in München am Samstag seine Schatzkammer. Was es hier zu sehen gibt – von kostbar bis kurios.
von  Myriam Siegert
Diese Schmuckurkunde der Stadt München von 1907, die Archivleiter Matthias Röschner hier herzeigt, zeigt das Logo des Museums, Eule und Zahnrad. Den Museumsbau hat man sich damals offenbar noch anders vorgestellt, als er dann umgesetzt wurde.
Diese Schmuckurkunde der Stadt München von 1907, die Archivleiter Matthias Röschner hier herzeigt, zeigt das Logo des Museums, Eule und Zahnrad. Den Museumsbau hat man sich damals offenbar noch anders vorgestellt, als er dann umgesetzt wurde. © Hannes Magerstädt

München - Das Deutsche Museum kennen die Münchner freilich, die meisten sogar von klein auf. Was aber weit weniger Münchner je von innen gesehen haben, ist das Archiv des Museums, das voll ist mit vielen besonderen Schätzen – und stetig weiter ergänzt wird. Millionen wertvoller Originale aus neun Jahrhunderten lagern hier auf 4,7 Regalkilometern. Nachlässe von Forschern und Erfindern, Pläne, Briefe, Bilder, Filme, Urkunden und vieles mehr, die zu empfindlich und wertvoll sind, um sie dauerhaft auszustellen.

Deutsches Museums in München: Am Tag des Archivs gibt seltene Einblicke

Zum Tag des Archivs am kommenden Samstag, 2. März, haben Besucher einmal wieder die Gelegenheit einige dieser Kostbarkeiten zu bewundern. Unter dem Motto "Farbe im Archiv" hat Archivleiter Matthias Röschner, Exponate ausgewählt, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Thema Farbe beschäftigen.

So etwa das "Schwazer Bergbuch" von 1556. Eines von nur vier existierenden Unikaten, handgeschrieben und illustriert. Es veranschaulicht in vielen Bildern, wie damals Bergbau und die Verarbeitung der gewonnenen Bodenschätze funktionierten.

Eine der vielen farbigen Darstellungen aus dem Schwazer Bergbuch von 1556. Weltweit gibt es nur vier Exemplare, zwei davon in München.
Eine der vielen farbigen Darstellungen aus dem Schwazer Bergbuch von 1556. Weltweit gibt es nur vier Exemplare, zwei davon in München. © Hannes Magerstädt

Auch das berühmte Sonnenspektrum von Joseph von Fraunhofer, das er im Jahr 1814 aufzeichnete und kolorierte wird zu sehen sein. Fraunhofer, der eigentlich Optikermeister war, war sich der Tragweite seiner Entdeckung zu dem Zeitpunkt gar nicht bewusst, so Röschner. Er suchte nach Wegen die Reinheit von Glas zu verbessern. Erst Jahrzehnte später zeigten Experimente von Kirchhoff und Bunsen, dass Fraunhofer damit den Schlüssel für den Geheimcode der Sterne gefunden hatte. Dies revolutionierte die Astronomie.

Hergezeigt werden auch die Aufzeichnungen von Chemie-Nobelpreisträger Adolf von Baeyer über die Formel und die künstliche Herstellung des Indigo-Farbstoffs.

Auch Stadt- und Museumsgeschichte wird in München sichtbar

Neben den wissenschaftlich relevanten Objekten werden auch historisch interessante oder einfach dekorative Exponate hervorgeholt. Etwa eine prächtig ausstaffierte Urkunde von 1907, in der die Stadt die Stiftung eines Denkmals für den Schirmherren des Museums, Prinz Ludwig von Bayern, später Ludwig III., zu. Auf ihr erkennt man nicht nur das erste Logo des Museums, die Eule für die Wissenschaft und das halbe Zahnrad für die Technik, sondern auch einen ersten Entwurf für den Museumsbau, der sich doch ziemlich vom später umgesetzten Entwurf unterscheidet. Und auch das Denkmal wurde nie gebaut. Die Stadt verzögerte die Ausführung und dann kamen Erster Weltkrieg und das Ende der Monarchie.

Wesentlich moderner kommt ein gezeichneter Entwurf des "Wagens der Farbe", ein Festwagen gezogen von als Farbtuben verkleideten Menschen, daher, der 1925 beim großen Festumzug zur Eröffnung des Deutschen Museums durch die Stadt teilnahm. Dieser war "eines der größten Events der Weimarer Republik in München", so Röschner. Oder das einzige Farbfoto des Museumsgründers Oskar von Miller von 1931, hergestellt nach dem frühen und äußerst komplizierten Verfahren der Uvatypie.

Menschen, die Farbtuben tragen: Der Entwurf des "Wagen der Farbe" von Wolfgang Wagner für den Festumzug zur Eröffnung des Deutschen Museums 1925.
Menschen, die Farbtuben tragen: Der Entwurf des "Wagen der Farbe" von Wolfgang Wagner für den Festumzug zur Eröffnung des Deutschen Museums 1925. © Hannes Magerstädt

Bevor sie industriell hergestellt werden konnten, waren Farben besonders kostbar. Erhalten ist auch ein sogenanntes Farbebuch von 1729, indem mit Naturfarben gefärbte Fäden, mitsamt den Rezepturen der Farben dokumentiert sind. Oder auch 15.000 Buntpapiere aus drei Jahrhunderten. Früher ein Alltagsgegenstand zur Buchbinderei oder um Koffer auszukleiden.


10 - 17 Uhr Ausstellung "Technik- und Wissenschaftsgeschichte in Farbe". 10, 13 und 16 Uhr Führungen durch das Archiv. Der Film "Spiel in Farben" wird tagsüber regelmäßig gezeigt. Zugang zum Tag des Archivs nur über den Eingang der Bibliothek am Museumshof, Eintritt frei.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.