Diese App revolutioniert Münchens Mittagspausen

Die Idee: Nicht nur in der Kantine, sondern überall essen, wo man möchte – und dafür digital Geld zurückbekommen. Wie das funktionieren kann.
Lisa Marie Albrecht |
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Sie benutzen fast jeden Tag die "Lunchit"-App: Die Mitarbeiter der Online-Marketing-Firma iCrossing bei ihrer Mittagspause im Biergarten des Löwenbräu-Kellers.
Sie benutzen fast jeden Tag die "Lunchit"-App: Die Mitarbeiter der Online-Marketing-Firma iCrossing bei ihrer Mittagspause im Biergarten des Löwenbräu-Kellers.

München - Wie eine kleine Oase kommt sie einem vor, die Mittagspause: gemeinsam essen, gemeinsam ratschen, die Augen vom Bildschirm wegbringen und am besten auch noch frische Luft schnappen. Einfach schön. Etwas weniger schön: manches Essen, das in der hauseigenen Kantine serviert wird – sofern es denn überhaupt eine gibt.

Davon will der gelernte Betriebswirt und gebürtige Münchner Florian Gottschaller abkommen. Mit seiner App "Lunchit" soll jeder Arbeitnehmer, der von seinem Arbeitgeber einen Zuschuss zum Mittagessen erhält, selber entscheiden können, wo er sein Geld ausgibt: ob in der Kantine, im Restaurant, im Imbiss oder im Supermarkt.

Florian Gottschaller. Quelle: Spendit AG

Aber der Reihe nach: Laut einer Steuerregelung ist es Arbeitgebern erlaubt, ihren Mitarbeitern jeden Tag bis zu 6,27 Euro Essensgeld zu erstatten – steuerfrei. Ungefähr ein Drittel der Arbeitnehmer deutschlandweit, schätzt Gottschaller, bekommen eine solche Zusatzleistung. Für die Firmen bedeutet es allerdings einen hohen Verwaltungsaufwand und sie müssen Essensmarken aus Papier verteilen – die gerne mal verloren gehen und auch nur in kooperierenden Restaurants eingelöst werden können.

Genau hier setzt Gottschaller an: "Essen ist ein sehr emotionales, positives Thema – und wenn man sich dann vorstellt, dass man mit so einem greisligen Papiergutschein in ein Lokal gehen soll, ist das für alle Beteiligten unpraktisch“, sagt der 43-Jährige, der 2014 mit Geschäftspartner Ralph Meyer sein Start-up Unternehmen "Spendit"gründete.

Im Juni 2016 kam die App "Lunchit" dazu. Sie funktioniert simpel: Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer melden sich an. Der Mitarbeiter fotografiert die Rechnung seines Mittagessens, egal, wo er seine Pause verbracht hat. Die App liest diese Daten ein, addiert jeden Tag die Beträge, die der Arbeitgeber erstattet – und am Ende landet die Summe zusätzlich zum Nettogehalt auf der Gehaltsabrechnung des Mitarbeiters.

100 Münchner Firmen nutzen die App

Mehr als 1.100 Nutzer gibt es inzwischen in Deutschland und Österreich, in München sind es etwa 100 Firmen. Zu den ersten Kunden zählten die Restaurantketten Dean and David und Hans im Glück, der Software-Hersteller Avira und die Online-Marketing-Agentur iCrossing am Stiglmaierplatz.

"Wir benutzen die App eigentlich jeden Tag“, erzählt Hatice Kuyumcu, die bei iCrossing unter anderem für die Abrechnungen zuständig ist, beim Mittagessen im Löwenbräu-Biergarten. Jeder Mitarbeiter bekommt drei Euro seiner Rechnung vom Chef zurück. Alkohol und Zigaretten werden nicht erstattet, wer also mal ein Radler zur Mittagspause trinken will, muss selber zahlen.

So geht’s: Christoph Reinwardt und Hatice Kuyumcu scannen nach dem Biergarten-Besuch ihren Beleg mit der "Lunchit"-App. Quelle: Daniel von Loeper

In den allermeisten Fällen funktioniere das Einscannen problemlos, sagt Christoph Reinwardt, bei iCrossing fürs Marketing zuständig. Sonst muss man manuell nachtragen. Für die Mitarbeiter ist es eine tägliche Wertschätzung, die sie von ihrem Chef erfahren.

Ein positiver Effekt, den sich auch Gottschaller so wünscht: "Wir wollen den Mitarbeitern etwas an die Hand geben, bei dem sie jeden Tag merken: Ich habe einen tollen Chef. "Deshalb hofft er, dass noch mehr Unternehmer von der App erfahren und diese vielleicht auch als Anreiz sehen, ihren Mitarbeitern ohne viel Verwaltungsaufwand einen Zuschuss zum Mittagessen anzubieten.

Der App-Gründer verbringt seine Mittagspause übrigens am liebsten bei der Pescheria in der Fraunhoferstraße – "die haben fantastisches Essen."Der Beleg wird anschließend natürlich brav eingescannt.

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