Diebe stehlen Schmuck bei Müller-Wohlfahrts
München - Die sechs Monate in U-Haft haben ihr offenbar zugesetzt. Die Frau auf der Anklagebank weint, lässt sich von der Dolmetscherin ein Taschentuch reichen und reibt sich die Tränen aus den Augen. Oder ist es die Aussicht auf mehrere Jahre Haft, wenn ihr die angeklagten Taten und ihrer Familie eine Bandenstruktur nachgewiesen werden?
Die 50-jährige Serbin soll gemeinsam mit ihrem Mann laut Anklage das Oberhaupt einer „international handelnden Großfamilie“ sein, die sich darauf spezialisiert hat, in Wohnungen einzubrechen. Zehn Fälle in München aus dem Frühjahr 2013 sind angeklagt. Die Beute hatte einen Wert von etwa 350 000 Euro.
36 Schmuckstücke im Wert von 168 200 Euro gestohlen
Im Mai 2013 erwischte es ein besonders prominentes Opfer: Ex-Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfarth (73). Dem Arzt der deutschen Fußball-Nationalmannschft und seiner Frau Karin wurden von der Familie, die laut Anklage „einer mobilen ethnischen Minderheit“ angehört, 36 Schmuckstücke im Wert von 168 200 Euro gestohlen, dazu ein Laptop und ein Louis-Vuitton-Gürtel.
Münchner (46) verprügelt: Täter stellen sich
Dieses Tat-Muster haben die Ermittler für den Einbruch bei Müller-Wohlfahrts und den neun anderen Opfern rekonstruiert: Veselinka R. und ihr Gatte Zoran schickten als Köpfe der mutmaßlichen Bande immer wieder jüngere Familienmitglieder los, um zu stehlen. Diese sollten innerhalb kurzer Zeit möglichst viele Einbrüche begehen. Um möglichst viel Beute zu machen, waren die Einbrecher meist in den nobleren Stadtvierteln unterwegs. In München war vor allem das Lehel betroffen.
„Teil eines Räderwerks“
Die Täter klingelten zuerst. Wenn niemand aufmachte, wurde die Tür aufgehebelt. Die Beute wurde in der Nähe ihrer Hotelzimmer versteckt, damit die Polizei bei Kontrollen nichts finden würde. War ein Revier ausgereizt oder drohte die Entdeckung, zog die Familie ihre Teams ab und setzte sie auf die nächste Stadt an.
Eines dieser Einbruch-Teams bestand aus einer Nichte der Clan-Chefin und ihrem Enkel. Beide wurden erwischt und im Januar 2014 zu Bewährungsstrafen verurteilt. Der Amtsrichter von damals trat am Montag in den Zeugenstand. Die jugendlichen Angeklagten waren für ihn „Teil eines Räderwerks“, erinnerte er sich.
Sie hätten versucht, der Justiz weiszumachen, dass sie noch nicht strafmündig seien. Doch Gutachten kamen zu dem Schluss, dass die beiden Jugendlichen älter waren als angegeben. Der Richter hatte den Eindruck, dass die Angeklagten „die kleinen Kinder waren, die die Drecksarbeit machen müssen“.
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