Die Woche der S-Bahn: CSU auf Tunnel-Kurs

Die Woche der Entscheidung: Nach langem Widerstand schwenken Münchner Christsoziale wieder um. Damit haben OB Ude im Stadtrat und Ministerpräsident Seehofer im Landtag eine Tunnel-Mehrheit.
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S-Bahn in München - was die Durchsagen zu bedeuten haben.
dpa S-Bahn in München - was die Durchsagen zu bedeuten haben.

MÜNCHEN - Die Woche der Entscheidung: Nach langem Widerstand schwenken Münchner Christsoziale wieder um. Damit haben OB Ude im Stadtrat und Ministerpräsident Seehofer im Landtag eine Tunnel-Mehrheit.

Zweimal hat CSU-Chef Horst Seehofer seine Münchner Parteifreunde innerhalb von einer Woche ins Gebet genommen. Jetzt stimmen sie auf den letzten Drücker doch wieder für die zweite Stammstrecke als Tunnel. Damit braucht OB Ude am Mittwoch im Stadtrat auch die Grünen nicht und hat mit der CSU eine Tunnel-Mehrheit. Eine Rot-Schwarze, wie das in den vergangenen 20 Jahren bei Großprojekten (Messe, Flughafen) oft der Fall war.

Noch während der parteiinternen Diskussion am Montag hatte es geheißen, die CSU wolle einen Tunnel wie die Grünen: durch den auch Regionalzüge fahren. Doch nach einem Polterer aus dem Verkehrsministerium wurde das fallen gelassen. Das Ministerium hatte neuerdings behauptet: Das Projekt würde sich „um mindestens vier Jahre verzögern“, wenn der Tunnel regionalzugtauglich umgeplant würde.

Da war der Druck auf die Münchner CSU zu groß, als dass die Schwarzen das „Wir-sind-neuerdings-dagegen-Spiel weiter betreiben konnten, das sie seit dem Sommer betreiben. „Die zweite Stammstrecke im Tunnel halten wir für eine völlig unbefriedigende Lösung für den Bahnknoten München“, sagte am Abend tapfer Münchens CSU-Chef Otmar Bernhard. Trotzdem: Seehofer hatte ihnen die Partei-Daumenschrauben angelegt.

„Der Klick für die Entscheidung pro Tunnel war die Aussage von Seehofer und OB Ude: Wenn wir nicht geschlossen auftreten, wird es kein Geld für nichts geben“, gestand Fraktionschef Seppi Schmid. Es gebe nur dann eine Finanzierung für die S-Bahn-Situation, „wenn dem zweiten Tunnel jetzt zugestimmt wird“. Und das mit großer Mehrheit im Stadtrat. Seehofer fürchtete vorher auch: Die CSU komme in den Verruf, dass sie keine Großprojekte mehr durchziehen kann (siehe Transrapid). „Die Staatsregierung hat die Kosten jetzt auf zwei Milliarden Euro festgelegt“, so Bernhard. „Es wird eine Herkulesarbeit sein, Geld vom Bund zu bekommen.“ Eine Milliarde müsste Berlin nach heutigen Maßstäben zuschießen.

Auf zehn Punkte legt die Münchner CSU neben dem Tunnel wert: Ergänzende Maßnahmen für einen Zehn- und Fünfzehn-Minuten-Takt der S-Bahn. Optimierung der S 8 Richtung Flughafen. Umbau am Bahnhof und am Ostkopf Pasing. Ausbau des S-Bahnhofs Laim und der Sendlinger Spange, Bau eines Regionalbahnhofs Poccistraße, Vierspuriger Ausbau der Strecke Pasing-Eichenau. Unterführungen entlang der S 1 und S 8. Als Zuckerl für die Münchner Parteifreunde will Seehofer die Stadt München auffordern, die U-Bahn nach Pasing zu verlängern. Die CSU will das schon lange. Rot-Grün nicht.

Damit wurde die entscheidende Woche für die Münchner S-Bahn eingeleitet: Am heutigen Dienstag wird Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) im Kabinett eine zweite S-Bahn-Stammstrecke als Tunnel vorschlagen. Am Mittwoch wird der Stadtrat eine Empfehlung abgeben. Die eigentliche Entscheidung trifft aber allein der Landtag Mitte April. Im Landtag sind FDP und SPD für den zweiten Tunnel. Die CSU-Landtags-Fraktion wird sich am Mittwoch abstimmen. Die Mehrheit dürfte für die zweite Röhre sein.

Und wann kommt jetzt der Tunnel? Da gab es schon viele Termine: Die jüngsten Termine heißen: Fertigstellung 2018, Baubeginn 2011. Allerdings ist von den drei Bauabschnitten erst einer genehmigt.

Zum Sofortprogramm gehört auch der viergleisige Ausbau der S4-Strecke Pasing-Eichenau. Das kann aber bis zu zwölf Jahre dauern.

Einmütiger werden dagegen die Pläne für eine schnelle Flughafenanbindung gesehen: Da geht es um eine Flughafen-Express-S-Bahn auf der Linie der S8. Problem: Die braucht einen Tunnel zwischen Zamdorf und Johanneskirchen. Kosten: 450 Millionen Euro. Wer das zahlt, müssen Stadt und Bahn noch aushandeln. Wann die gebaut werden kann, ist offen.

Willi Bock

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