Die Winter-Wiesn

Oktoberfest-Auftakt am Wochenende: Droht 2008 eine „Winterwiesn“ – so wie 1973, als es beim Wirteeinzug sogar schneite? Meterologen befürchten Temperaturen um elf Grad – in der zweiten Woche wird’s erst wärmer.
Man kann den Schottenhamel fragen, den Krätz oder den Käfer, den Pongratz, den Steinberg oder den Roiderer. Die Wiesnwirte wünschen sich alle: gutes Wetter von Samstag, 20. September, bis Sonntag, 5. Oktober. Sind die Temperaturen erträglich, kriegen die Wirte nicht nur ihre Zelte voll, sondern auch die Biergärten mit 28000 Plätzen.
Am Samstag sollten sie allerdings am besten Heizstrahler in die Biergärten stellen, denn zum Auftakt des 175. Oktoberfests ist’s zapfig: Zwölf, maximal 13 Grad prophezeit Dominik Jung, Meteorologe bei „Q.met“. Und sein Kollege Karsten Brandt von „donnerwetter.de“ spricht sogar nur von elf Grad – und das bei bedecktem Himmel.
"Winterwiesn"?
Droht 2008 eine „Winterwiesn“ – so wie 1973, als es beim Wirteeinzug sogar schneite? Auch ohne Flocken geht’s auf dem Oktoberfest im Schnitt alle vier bis fünf Jahre kalt statt heiß her. Und heuer?
Die AZ hat sich umgehört:
Dominik Jung, Meteorologe bei „Q.met“: „Zurzeit ist es zwei bis drei Grad zu kalt für die Jahreszeit. Auch nachts ist es sehr frisch. Um 6 Uhr morgens hat es in München in Bodennähe nur drei Grad. Weil die Sonne inzwischen nicht mehr so stark ist, gelingt es ihr – obwohl wir unter dem Einfluss eines skandinavischen Hochs stehen – nicht jeden Tag, durch die Wolken zu kommen.“ Schuld ist eine gleichzeitige Ost-Strömung, die kühle, wolkige Luftmassen nach Bayern schiebt. Aber es gibt Hoffnung: Erstens, weil Jung bis Mitte nächster Woche nur einen Millimeter Regen erwartet. „Das ist gar nichts“, sagt der Meteorologe. Außerdem kommen spätestens zum zweiten Wiesnwochenende auch die Temperaturen aus dem Keller: „Dann können es 20 bis 23 Grad werden“, glaubt Jung.
„Eis’zapft is“
Josef Jägerhuber, Hobby-Meteorologe aus Starnberg, ist nicht ganz so optimistisch. „Das wird eine eher kühle Wiesn, auch wenn es nicht schneien wird wie in den 30er und 50er Jahren manchmal“, prophezeit der 82-Jährige, der seit Jahrzehnten täglich Temperatur und Barometer kontrolliert. Ein Föhn-Einbruch sei allerdings nicht zu erwarten. „Die Temperaturen werden bei 15 bis 20 Grad liegen, und es wird weitgehend trocken.“ Müsste er einen Tipp geben, würde er „eher in der zweiten Woche“ auf dem Oktoberfest vorbeischauen.
Karsten Brandt, Meteorologe bei „donnerwetter.de“, sieht einen ähnlichen Trend: Erst heißt’s statt „Ozapft is“ „Eis’zapft is“, dann geht’s bergauf. Am zweiten Wiesnwochenende erreichen die Temperaturen die 20 Grad-Marke. „Abends um 21 Uhr sind es dann noch 16, 17 Grad“, sagt Brandt. Das letzte Wochenende werde mit 16 Grad tagsüber wieder kühler. „Aber eigentlich liegt die optimale Temperatur sowieso zwischen zwölf und 17 Grad.“ Das sei nicht so kalt, dass die Leute, die aus den Zelten kämen, sich erkälteten, andererseits so kühl, dass der Körper nur wenig belastet werde.
Und noch etwas gilt es in Sachen Oktoberfest zu bedenken: „Der immense Energieverbrauch auf dem Festplatz beeinflusst das Mikroklima“, sagt Brandt. Folge: Auf der Wiesn sei es fünf bis sechs Grad wärmer als im übrigen Stadtgebiet – und gleichzeitig gesünder als in den Zelten selbst. Dort herrsche nämlich eine hohe CO2-Konzentration. Ganz unabhängig vom Wetter.
Daniela Transiskus