Die verzweifelte Wohnungssuche eines Münchner Polizisten
München - Von einem Moment auf den anderen brauchte Lars Mack eine neue Wohnung. Er und seine Frau hatten sich getrennt. "Ich bin ausgezogen, meine Frau und die beiden Kinder blieben in der Wohnung", erzählt der Polizeihauptmeister. 2017 war das und für den Münchner der Beginn einer Odyssee voller Sorgen, Ängste, Wut und Enttäuschungen.
Lars Mack ist Polizist in der PI 11, dem Altstadtrevier. Eigentlich ein Superjob, sein Gehalt ist ordentlich und liegt bei rund 2.500 Euro netto. Zudem ist Mack Beamter, ein sicherer Arbeitsplatz, unkündbar. Man möchte meinen, Vermieter würden sich um so einen Bewerber reißen. Doch es kommt für ihn ganz anders.
Beginn einer verzweifelten Suche
Der Polizeihauptmeister findet erst nach langem Suchen ein Apartment. Zwölf Quadratmeter für 250 Euro warm. "Für mich hätte das vorübergehend gereicht", sagt der zweifache Vater. "Doch wenn mich die Kinder am Wochenende besuchten, war es viel zu eng".
Lars Mack sucht weiter, im Internet, bei ebay-Kleinanzeigen, im Intranet der Polizei. Angebote gibt es, allerdings viele so teuer, dass er als unterhaltspflichtiger Vater kein Geld mehr zum Leben gehabt hätte. Er wohnt vorübergehend bei Freunden. Er zieht zu Verwandten nach Rosenheim und pendelt jeden Tag mit der Bahn. "Als Polizist in Uniform darf ich kostenlos fahren", sagt Lars Mack. Für ihn gilt Residenzpflicht. Das heißt, er muss im Notfall innerhalb einer Stunde auf der Dienstelle sein.
Von München ganz wegziehen kann er nicht. Dazu müsste er einen Kollegen finden, der mit ihm den Job tauscht.
Residenzpflicht macht die Wohnungssuche nicht einfacher
Besichtigungstermine vereinbaren, Schichten tauschen, Bewerbungen schreiben – das bestimmt über Monate sein Leben. Immer wieder Absagen. "Das macht einen fertig. Man ist nur noch frustriert", sagt Lars Mack. Er bewirbt sich um eine Staatsbedienstetenwohnung. Die sind günstig, aber rar und heiß begehrt. 6.663 gibt es in München für Finanz- und Justizbeamte, Polizisten, Krankenschwestern, Pfleger. Mack hat kaum Hoffnung und nur Dringlichkeitsstufe Zwei.
Die verliert der Polizeihauptmeister, als er eine neue Frau kennenlernt. Gemeinsam packen sie die Miete: 1.200 Euro für 70 Quadratmeter.
Mack: "Man ist nur noch frustriert"
Doch das Paar trennt sich. Der Polizist ist wieder auf Wohnungssuche. "Eine Chance auf eine Staatsbedienstetenwohnung hast du erst, wenn du ganz unten angekommen bist", sagt Lars Mack. Doch dann hat er Glück. Im Januar 2019 klappt es: eine Wohnung in Trudering, 53 Quadratmeter, 2,5 Zimmer für 580 Euro, warm. "Das ist wie ein Sechser im Lotto", sagt Lars Mack. "Ich bin richtig aufgeblüht, als ich diese Sorge endlich los war".
Initiative – Gewerkschaft soll bauen
Die Wohnungsnot ist groß. Deshalb hat Polizeipräsident Hubertus Andrä auf einer Veranstaltung der Polizeigewerkschaft DPolG ein Genossenschaftsmodell vorgeschlagen. Die beiden Polizeigewerkschaften könnten "übergreifend vielleicht in einer Genossenschaft auch selbst bauen", so die Idee.
Die DPolG fordert mehr finanzielle Unterstützung. Die Ballungsraumzulage, die der Freistaat Polizisten zahlt, ist eine freiwillige Leistung. Sie kann jederzeit gestrichen werden und wird auch nur gezahlt bis zum Dienstgrad eines Polizeihauptmeisters.
Die DPolG will eine dauerhafte Zulage, unabhängig vom Dienstgrad, gestaffelt nach Regionen. "Am Land könnten bis zu 200 Euro reichen, in Großstädten reden wir von 400 bis 500 Euro", sagt Jürgen Ascherl, Stellvertretender Landesvorsitzender der DPolG.
Zusätzliche Entlastung soll der Bau neuer Staatsbedienstetenwohnungen bringen. Nahe dem Leonrodplatz sind 680 Wohnungen geplant. Auch an der McGraw-Kaserne sollen 345 Wohnungen gebaut werden.
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