Die Stadt sucht Erzieher
MÜNCHEN - "Meine Zukunft – deine Chance’ werden wir vier Kindergesichter für München werben lassen.“ Der Stadtrat hat beschlossen, die Kinderbetreuung auszubauen. Um 1700 neue Kinder-Betreuer zu finden, läuft jetzt eine große Werbeaktion an.
In den Geburtsstationen der Münchner Krankenhäuser herrscht zur Zeit reger Bettenwechsel. Bis zum Juni kamen in der Stadt 7096 Babys zur Welt – 406 mehr als im ersten halben Jahr 2007 und sogar 891 mehr als von Januar bis Juni 2006. Spätestens in ein paar Jahren werden die Knirpse Kurs auf Münchens Kinderbetreuungseinrichtungen nehmen.
Deswegen hat der Stadtrat beschlossen, die Kinderbetreuung in München auszubauen. Und im Oktober startet eine Kampagne der Stadt, mit deren Hilfe bis zum Jahr 2011 2500 zusätzliche Krippenplätze geschaffen werden sollen (die Hälfte in städtischer Trägerschaft). Außerdem soll es 3100 neue Kita-Plätze geben und 1000 Hort- und Tagesheimplätze (65 Prozent bei der Stadt). Mit zusätzlichen Plätzen allein ist es nicht getan – es fehlen Fachkräfte: Für die neuen Plätze werden rund 1700 neue Erzieher gebraucht – jährlich etwa 170 zusätzlich zu den 250, die die Stadt ohnehin Jahr für Jahr einstellt.
Not macht erfinderisch
„Das ist ein ganz schönes Pfund“, sagt Isolde Schwarz-Krieger, Sprecherin des Personalreferats, das die Erzieher – 97 Prozent davon sind laut Gewerkschaft Verdi Frauen – jetzt anstellen soll.
Not macht erfinderisch, und deshalb verlässt sich die Stadt nicht mehr allein auf Stellenanzeigen. Los geht’s bei der Ausbildung: Seit heuer stellt die Fachakademie für Sozialpädagogik mehr Schüler ein. Statt sieben gibt’s nun acht Klassen. In Anbetracht der Tatsache, dass von den bisher jährlich 430 Absolventen rund 70 Prozent an der Isar bleiben, ist das keine schlechte Idee. Auch die Innere Mission eröffnet eine Fachakademie für die vielen Interessierten.
Außerdem werden Anwärter mit München-Zulage, vergünstigtem MVV-Ticket, Hilfe bei der Wohnungssuche und Fortbildungsmöglichkeiten geködert. Und es werden auch bundesweit Werbeplakate aufgehängt: „Mit dem Tenor: ,Meine Zukunft – deine Chance’ werden wir vier Kindergesichter für München werben lassen“, sagt Schwarz-Krieger.
Keine leichte Aufgabe
Einfach wird es sicher trotzdem nicht – zumal in Bayern rund 2400 Einrichtungen auf Personalsuche sind. Während bisher nämlich eine Erzieherin für 12,5 Kinder zuständig war, soll sie sich künftig nur noch um 11,5 kümmern, sonst gibt’s keine staatliche Förderung mehr. „Einige Träger werden sich mit der Umstellung schwer tun, da auf die Schnelle nicht genug Personal zu finden sein wird“, so der Geschäftsführer des Bayerischen Gemeindetags Jürgen Busse. Auch deswegen drückt die Stadt jetzt aufs Tempo.
Daniela Transiskus
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