Die Stadt sieht rot

Münchner Autofahrer brauchen viel Geduld. Denn trotz großen Aufwands ist die freie Fahrt kaum zu realisieren – vor allem wegen der Tram.
Rudolf Huber |
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MÜNCHEN Drei Farben – und jede Menge Nerverei. Kein Autofahrer mag Ampeln, fast jeder findet, dass sie ihn persönlich in seiner freien Entfaltung hemmen – und seine wertvolle Zeit stehlen. Das widerspricht zwar der Absicht von Münchens Ampel-Steuermann Jerzy Petlicki aus dem Kreisverwaltungsreferat (KVR), der versichert: „Es wird nirgends absichtlich etwas gemacht, damit der Verkehr nicht fließt.” Aber es bleibt schwierig.

Mit 445 Detektoren in den Straßen, die jedes einzelne Auto registrieren, mit selbst entwickelten Computerprogrammen, die 734 der insgesamt 1114 „Lichtsignalanlagen” steuern und mit insgesamt 231 Verkehrsbeobachtungskameras wird versucht, die Sache am Laufen zu halten. Und sogar – ein weiteres Reizwort in diesem Zusammenhang – so etwas wie eine „Grüne Welle” hinzukriegen. Dass es da nur beim Bemühen um mehr Grün bleibt – außer, das IOC-Komitee düst gerade durch die Stadt – hat viele Gründe. Einer davon: „Wir haben die Verantwortung für alle Verkehrsteilnehmer”, sagt Petlicki. „Auch für Fußgänger und Radler.”

Dazu kommt noch der Auftrag vom Stadtrat, MVG-Busse und Trambahnen so fix wie möglich durchs Verkehrsgewühl zu bringen. „ÖPNV-Beschleunigung” heißt das – und das macht die Arbeit der Ampelsteuerer nicht gerade einfacher. Ihr Kommentar zur Vorfahrt von Bus und Tram: „Es ist nicht nötig, dass das die Grüne Welle zerstört. Aber es kann vorkommen – es ist ein zusätzlicher Störfaktor.”

Dabei ist es in einer gewachsenen Stadt wie München sowieso schon eine echte Herausforderung, den Verkehr am Laufen zu halten. Sehr hohes Verkehrsaufkommen, Zweite-Reihe-Parker, lange – gesetzlich vorgeschriebene – Grünphasen für Fußgänger: Das reicht eigentlich schon für dicke Probleme. Und dann noch die Autofahrer: Wer sich nicht an Tempo 50 hält, sondern schneller fährt, „zerschießt” die Grüne Welle – und sieht Rot. 140 „Wellen” mit mindestens drei Ampeln gibt es in München, meist werden sie morgens stadteinwärts, abends stadtauswärts geschaltet. Wolfratshauser oder Lerchenauer Straße, Altstadtring, Fürstenrieder und Landsberger Straße – überall in der Stadt wird die koordinierte Verkehrsführung mit mehr oder weniger Erfolg versucht.

Gerade ist ein auf fünf Jahre angelegtes Programm angelaufen, in dem Welle für Welle akribisch auf Verbesserungspotenzial untersucht wird. Beim Altstadtring, dem ersten Probanden, konnte die Fahrzeit dadurch immerhin um gut zehn Prozent verkürzt werden.

 

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