Die Stadt blüht auf! So genießen die Münchner das Sonnenwetter

München - Endlich! Der lange, graue Winter ist vorbei. Überall blüht und summt es, bunte Farbtupfer, wohin man schaut. Das weckt die Lebensgeister und spendet neue Energie.
Die Münchner zieht es raus ins Freie: in den Biergarten, Park, in eine Gondel auf dem Nymphenburger Schlosskanal oder an einen anderen der vielen wunderbaren Orte, von denen München so viele zu bieten hat. Das erste Frühlingswochenende verwöhnt uns mit viel Sonne und Wärme. Raus mit Ihnen!
Biergärten in München: Die Saison ist eröffnet!

"Wenn ma ned do wärn, wärs a verlorener Tag", so bringt es Erika Will aus Haidhausen auf den Punkt. Die 82-Jährige trifft sich regelmäßig im Hofbräukeller am Wiener Platz mit ihren Bekannten, Freunden, Stammtischbrüdern und -schwestern.

Sie haben es nicht weit. Nun können die Rentner endlich auch wieder ihren Biergarten genießen. Wie alle Münchner, Zugereisten und Touristen nach dem monatelangen, grauen Winter. Draußen sitzen, im Freien ein Bier oder was anderes trinken, die mitgebrachte Brotzeit auspacken oder sich ein Schmankerl an der Theke holen, gesellig sein, ratschen - einfach beisammen sein.

Ohne Maske am Biertisch, ohne Abstand, ohne Daunenmantel und gefütterte Stiefel. Grad schee is. Perfekt zum ersten Frühlingswochenende sagen die Meteorologen übrigens Sonne satt und fast 20 Grad im Schatten voraus. Da heißt es: Sonnenbrille nicht vergessen! Die AZ hat sich schon mal umgeschaut, wer seine Biergartensaison schon eröffnet hat.

Die Münchner mögen's knallig: "Bunte Farben muntern uns auf"
Auf dem Viktualienmarkt stehen die Vasen und Blumentöpfe wieder im Freien - die knalligen Farben und duftenden Blüten locken nicht nur die Münchner an, auch Bienen und Schmetterlinge. Zwei Expertinnen geben Tipps, welche Blumen sich jetzt auch für den Balkon eignen. "Man merkt richtig, wie bei allen die Laune steigt", freut sich Rita Roth vom Stand "Blumen & Dekoration".

"Sonne, Wärme, bunte Farben und Düfte - der Frühling ist da! Blumen machen den Menschen einfach Freude", sagt die Floristin. Bei ihr sind in diesen Tagen besonders farbenfrohe Schnittblumen gefragt. Sie dürfen auch durchaus exotisch anmuten wie zum Beispiel französische Tulpen mit langem Stiel. "Auch Zweige werden gerne in der Wohnung aufgestellt, vom Pfirsich, der Kirsche oder der Weide", sagt Rita Roth. Für die Vase empfiehlt sie außerdem Ginster und Levkojen. "Alles, was blüht und duftet, ist gerade gefragt", weiß die Blumenexpertin.
Für den Balkon empfiehlt die Floristin Ranunkeln, Narzissen, Osterglocken und Stiefmütterchen. "Teilweise ist es nachts noch kalt, diese Blumen können aber mit der Kälte umgehen." Außerdem schön: Bellis in Rosé, Rot oder Weiß. "Beliebt sind sie auch in den Farben lila, rosa und blau."
Domenika Stavrianos arbeitet am Stand "Blütenrein" auf dem Viktualienmarkt. Sie empfiehlt für den Balkon außer Tulpen auch Traubenhyazinthen. "Sie vertragen die Kälte."

Einziger Wermutstropfen: "Sie verblühen leider schon vor dem Sommer." Länger Freude bereiten Stiefmütterchen und Hornveilchen. Domenika Stavrianos: "Sie blühen bis in den Sommer. Beide kann man jetzt schon pflanzen, weil sie auch kälteresistent sind." Ihre Kundinnen und Kunden mögen vor allem grelle, bunte Farben: Gelb, Rosa, Rot, Blau. "Das ist jedes Jahr im Frühling so. Hauptsache bunt. Umso knalliger, desto besser", sagt Stavrianos. "Bunte Farben muntern uns auf nach dem grauen Winter."
Nymphenburg: Gondeln mit Schlossblick
Die Gondel ist aus ihrem Winterquartier zurück: Seit wenigen Tagen kann man sich im Nymphenburger Schlosspark wieder ein wenig wie in Venedig fühlen und sich sanft über den Mittelkanal rudern lassen. Die AZ besuchte Gondoliere Maximilian Koch bei seiner ersten Fahrt des Jahres. "Für mich ist es ein Hobby, das professionell geworden ist und mir ganz große Freude bereitet. Man hat hier immer glückliche Besucher", schwärmt der 62-Jährige, der im Hauptberuf Versicherungsvermittler ist. "Gondelfahren ist einfach ein schöner Ausgleich zu meinem normalen Werktag."

Seine echt venezianische Gondel steuert Maximilian Koch nun schon seit acht Jahren durch das Nymphenburger Gewässer. Dabei hat er schon einiges erlebt: "Letztes Jahr gab es 24 Heiratsanträge", erzählt der bayerische Gondoliere. "Und alle haben Ja gesagt." Nur auf das Singen verzichten er und sein Sohn, der ebenfalls das Ruder in die Hand nimmt: "Dass die Gondolieri singen, ist ein Klischee aus den Filmen", sagt Koch. "Ich singe nicht und das ist auch besser so! Wenn jemand aber gerne einen Sänger dabei haben möchte, nehmen wir den Tenor Giuseppe Del Duca mit."
Die Gondel fährt bis Ende Oktober, falls das Wetter passt: an Freitagen, Samstagen und Sonntagen von 11 bis 18 Uhr. Pro Fahrt dürften bis zu acht Personen mit. Wer unter der Woche dabei sein möchte, kann dies mit den Gondolieri persönlich vereinbaren. Eine halbstündige Fahrt kostet 15 Euro pro Person, Kinder unter sieben Jahren fahren kostenlos. Wer die Gondel exklusiv mieten möchte, zahlt ab 65 Euro. Reservierungen unter Telefon 0175/6000468.
"Nirgendwo im Viertel scheint die Sonne so lange"
Im Café Ella am Lenbachhaus sitzt eine Frau mit ihren zwei kleinen Söhnen, offensichtlich Zwillinge, an einem Tisch in der Sonne.

AZ: Warum sind Sie hier?
MUTTER: Wir waren gerade im paläontologischen Museum. Meine Kinder sind begeistert von Dinosauriern.
Und warum haben Sie sich danach noch in die Sonne gesetzt?
Weil Frühling ist. Es ist einfach angenehm, entspannt hier in der Sonne zu sein. Es ist schön nach dem langen Winter, wenn die Kinder gut gelaunt sind. Die Kellnerin kommt. Die Mutter bestellt zwei Kugeln Vanilleeis für ihre Kinder, einen Espresso und einen Orangensaft für sich.
Darf ich Ihre Kinder auch was fragen?
Ja!
Was ist für Euch Frühling?
Der eine Bub zeigt verlegen auf den anderen: Adam! Sein Bruder Adam überlegt. Dann ruft er auf Russisch: Dinosaurier!
"Alle wollen an die frische Luft"
Zwei Männer sitzen auf den Steinstufen der Propyläen am Königsplatz, der eine trägt Sonnenbrille, neben ihm ein kleiner Ghettoblaster, aus dem leise Musik ertönt.

AZ: Warum seid ihr hier?
Natanel Riebiro: Wir sind gerade von der Arbeit gekommen. Wir sind Köche. Jetzt haben wir Feierabend.
Was sind Frühlingsgefühle?
Riebiro: Tja, die Menschen sind einfach glücklicher.
Sein Kollege: Man will raus, Sonne tanken. Alle wollen an die frische Luft.
Riebiro: Gute Laune, alle sind glücklicher. Das ist selten. In Deutschland noch seltener.
Woher kommen Sie?
Riebiro: Aus Brasilien.
Sind die Leute da fröhlicher?
Riebiro: Ja.
Sein Kollege: Da gibt es auch mehr Sonne.
"Man hört die gute Laune"
Drei junge Frauen sitzen im Gras vor der Alten Pinakothek und unterhalten sich. Die Frau in der Mitte ist zu Besuch aus Berlin.

AZ zur Berlinerin: Was war Ihr Highlight in München?
Frau zur Linken: Ich! (lacht)
Frau in der Mitte: Tatsächlich habe ich sie schon zwei Jahre nicht gesehen, das Wiedersehen war mein Highlight.
Können Sie mal mit allen Sinnen beschreiben, wie es sich anfühlt, hier zu sitzen?
Frau zur Rechten: Ich höre Musik. (Im Hintergrund hat ein DJ Musik aufgelegt)
Frau zur Linken: Man hört die gute Laune.
Frau in der Mitte: Ich habe es vermisst, draußen zu sitzen, ohne zu frieren oder fünf Schichten zu tragen. Das mache ich zum ersten Mal heuer.
"Sonne gibt ein gutes Gefühl"
Ein Paar vor dem Café Tresznjewski schaut auf die Barer Straße.

AZ: Wir reden mit Menschen über den Frühling...
Dina Andersn: Heute Morgen hab' ich im Radio gehört, dass Endorphine für Frühlingsgefühle verantwortlich sind. Also, "Frühlingsgefühle" sind keine Erfindung, kein Wortspiel - die gibt es wirklich.
Finn Overdick: Darum sitzen wir hier. Sonne gibt ein gutes Gefühl.
Dina Andersn: Das ist unser Sonnenplatz. Ich bin Innenarchitektin. Ich habe festgestellt: Nirgends im Viertel scheint die Sonne so lang wie hier.
Wie fühlt sich das an?
Finn Overdick: Endlich wieder Wärme im Gesicht fühlen. Man traut sich noch nicht, sich zu kalt anzuziehen, sonst denkt man am Ende noch, man hätte Corona. Man schwitzt. Der erste Sonnenschweiß!
"Die Leute in Paris sind gestresster"

Zwei Männer um die 40, eine Frau Anfang 30, treten mit Eisbechern aus der Eisdiele. Sie kommen aus Frankreich. Victoire Rivaton und Alexandre Fretti besuchen ihren Freund Vincent in München.
AZ: Ist das euer erstes Eis in diesem Jahr?
VINCENT: Gute Frage. Ja! Ja, ich denke, das ist mein erstes Eis.
An die anderen, aus welcher Stadt kommt ihr?
VICTOIRE: Aus Paris.
Gibt es einen Unterschied zwischen dem Frühling in Paris und in München?
ALEXANDRE: Hier ist es cooler. Hier lachen die Menschen mehr. Die Leute in Paris sind gestresster.