Die SPD schaut in die Röhre

Es war der letzte Punkt und einer der umstrittendsten, den SPD und Grüne am letzten Bündnis-Verhandlungstag aufs Papier brachten: Die Untersuchung für zwei neue Tunnel am Mittleren Ring. Für die Grünen Teufelszeug - für die Anwohner beim Sechzgerstadion und in der Landshuter Allee seit Jahrzehnten ein Wunschtraum.
von  Abendzeitung
Bürger fordern seit Jahren: Verlängert den Tunnel in der Landshuter Allee!
Bürger fordern seit Jahren: Verlängert den Tunnel in der Landshuter Allee! © az

MÜNCHEN - Es war der letzte Punkt und einer der umstrittendsten, den SPD und Grüne am letzten Bündnis-Verhandlungstag aufs Papier brachten: Die Untersuchung für zwei neue Tunnel am Mittleren Ring. Für die Grünen Teufelszeug - für die Anwohner beim Sechzgerstadion und in der Landshuter Allee seit Jahrzehnten ein Wunschtraum.

Es sind die lautesten, verkehrsreichsten und stinkigsten Straßen in München: Der Knotenpunkt Tegernseer Landstraße/Ecke Chiemgaustraße und der Abschnitt in der Landshuter Allee zwischen Trappentreutunnel und Donnersbergerbrücke. Für die Landshuter Alle fordert der Bezirksausschuss seit mehr als 20 Jahren, den bestehenden Tunnel Richtung Brücke zu verlängern.

Nirgendwo sonst in München werden nach den Statistiken des Planungsreferats so viele Autos gezählt: Die Donnersbergerbrücke passieren 150000 Auto am Tag, den Knoten Tegernseer Landstraße rund 140000. Nach dieser Untersuchung liegt der Schallpegel an beiden Stellen „über den zulässigen Grenzwerten“. An der Kreuzung Tegernseer Landstraße/Chiemgaustraße wird sogar nachts mit mehr als 70 Dezibel der höchste Lärmpegel in München erreicht (tagsüber 81 Dezibel). Gleichzeitig ist es das Gebiet mit der höchsten Einwohnerdichte am Mittleren Ring. Wegen all dieser gravierenden Negativ-Faktoren wurde das Viertel beim Grünwalder Stadion zum Sanierungsgebiet erklärt, in dem vorrangig Lärmschutz betrieben werden soll.

„Der Autoverkehr spielt sich direkt vor den Wohnzimmerfenstern der Leute ab“, weiß Alexander Reissl, Fraktionschef der Rathaus-SPD. „Deshalb wollen wir eine Untersuchung, was dort getan werden muss.“ Dabei sollen Tunnel genauso untersucht werden wie Lärmschutzmaßnahmen. Denn eine Autoröhre allein werde die Probleme nicht lösen. Und weil die Häuser zum Teil direkt an der Straße stehen, ist dort auch allein mit Schallschutzwänden nicht überall etwas zu machen.

Dabei ist die Situation im Stadion-Geviert besonders schwierig, weil dort so viele Hauptverkehrsstraßen kreuzen. Reissl: „Dort wird auch mit einem Tunnel immer viel Oberflächenverkehr bleiben, so dass auch Lärmschutzmaßnahmen geplant werden müssen.“ Und in der Verlängerung wartet der offene McGraw-Graben seit Jahren auf einen Deckel.

Nächste Woche will Reissl die Untersuchung im Stadtrat beantragen: „Das Ergebnis ist vollkommen offen.“ Bei der CSU findet er Mitstreiter. Da hat Fraktionschef Josef Schmid bereits im Oktober Tunnelpläne in diesen beiden neuralgischen Gebieten gefordert: „Die Tunnel sind nicht nur wegen der Verkehrsproblematik nötig, sondern auch aus Gründen des Umwelt- und Gesundheitsschutzes.“ Für die Landshuter Allee sei die Stadt bereits per Gerichtsbeschluss gefordert, Maßnahmen zu ergreifen.

Bis Tunnel gebaut werden, vergehen noch viele Jahre. Zuerst wird der Ost-Tunnel in der Richard-Strauss-Straße bis 2009 fertig. Danach wird am Luise-Kiesselbachplatz ein Röhrensystem gebaut, das erst 2014 fertig sein soll.

Willi Bock

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