Die späte Reue der Räuber
MÜNCHEN Sie gingen nicht zimperlich vor: Ein Bankräuber-Duo verbreitete von Hamburg bis München, von Berlin bis Linz Schrecken und Todesangst bei Bankangestellten und Kunden. Sie drohten mit Pistolen und beim neunten Überfall am Hamburger Jungfernstieg schoss einer der beiden sogar in die Decke. Es war ihr letzter Coup: Eine Polizeistreife stoppte sie, als sie im Taxi flüchten wollten.
Gestern saßen der Tscheche Radomir C. (27) und der Slowake Zdenek V. (25) wegen schwerer räuberischer Erpressung auf der Anklagebank. Beide gaben sich reumütig, baten um Verzeihung.
Kennen gelernt hat sich das Duo im Knast. Beide saßen wegen Raubdelikten und verabredeten nach dem Knast neue Beutezüge. Aus Geldnot, wie sie gestern vor Gericht aussagten. Zdenek V. erklärte, dass er mit seiner Freundin in einer Garage gehaust habe. Die beiden Räuber besorgten sich Gaspistolen und ein Auto, dann zogen sie los.
Für ihren ersten Überfall am 17.August 2010 hatten sie sich eine Bankfiliale in der Rosenheimer Straße ausgesucht. Beide zückten ihre Pistolen Während ZdenekV. einen Kunden mit der Waffe in Schach hielt, sprang sein Komplize über den Tresen und rief: „Money! Schnell! Schnell!” Doch Zeitschlösser verhinderten, dass die Bankangestellte an das Geld herankam. Die beiden Räuber flohen ohne Beute. Ähnliche Probleme hatten sie bei zwei anderen Überfällen.
Drei Tage später wurde eine Bankfiliale in der Schwanthalerstraße zum Tatort. „Mehr, mehr oder ich schieß’ dich tot!” rief Radomir C. Der bedrohte Bankangestellte übergab ihm 17614 Euro. Bei den sechs erfolgreichen Überfällen kamen so über 62000 Euro Beute zusammen.
Beide ließen durch ihre Verteidiger Jean-Pierre El Sayed und Matthias Domsch Erklärungen verlesen, in denen sie die Taten im wesentlichen einräumen. Zdenek V. hatte dabei noch in Details der Anklage widersprochen. Nach einem Gespräch mit seinem Anwalt waren auch diese Widersprüche vom Tisch.
Dadurch wird dem Gericht eine aufwändige Beweisaufnahme erspart, was sich wiederum strafmildernd auswirken könnte. Mit einer zweistelligen Haftstrafe müssen die Bankräuber aber trotzdem rechnen.
Radomir C. war in Tschechien bereits wegen zehn Banküberfällen zu fünf Jahren, sein Komplize Zdenek V. wegen einfachen Raubes zu drei Jahren verurteilt worden. Daher steht sogar die Sicherungsverwahrung im Raum. Der Prozess wird fortgesetzt.
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