Die sieben Todsünden der Radler - und der Autofahrer
Nach dem Unfall von Gaucks Chauffeur: Radler missachten oft die Regeln, aber auch Autofahrer machen es den Radlern schwer. Die sieben Todsünden der Fahrradfahrer: Die AZ erklärt's.
Ferhat A. erholt sich langsam von seinem Unfall. Er liegt mit einem schweren Schädelhirntrauma im Klinikum rechts der Isar. Der Student (29) war am Mittwoch im Lehel direkt vor die Limousine von Bundespräsidentenkandidat Joachim Gauck geradelt und erfasst worden (AZ berichtete).
Ferhat A. hat liegt auf der Intensivstation. An den Unfall kann er nicht erinnern. Der Student trug keinen Helm, als er in falscher Richtung auf dem Radweg an der Wagmüllerstraße fuhr und dann schräg über die Fahrbahn zog. Der Chauffeur von Gauck hatte keine Chance.
Falls keine Komplikationen eintreten, hat der 29-Jährige gute Chancen wieder völlig gesund zu werden. Wie durch ein Wunder erlitt er keine Knochenbrüche oder innere Verletzungen.
Radeln in der Großstadt ist ein Abenteuer und wer nicht aufpasst riskiert schnell Gesundheit, manchmal sogar das Leben. Hier die sieben Todsünden, die Radfahrer aber auch Autofahrer am häufigsten auf Münchens Straßen begehen:
1 Rotlichtverstöße: Sie sind laut Verkehrspolizei Unfallursache Nummer eins. Meist kommt es zu Verletzten. Radfahrer sind bei roten Ampeln deutlich risikofreudiger als Autofahrer.
2 Wenden/Abbiegen: Statt deutlich Handzeichen zu geben, ziehen Radler oft einfach quer über die Fahrbahn. Manche sehen sich davor nicht einmal um, sondern vertrauen darauf, dass der Autofahrer schon aufpasst.
3 Geisterradler: In der Einbahnstraßen entgegen der erlaubten Fahrtrichtung – das ist für viele Radler eine Art Volkssport. Die Unfallgefahr ist extrem hoch.
4. Alkohol und Drogen: Immer mehr Radler werden betrunken oder unter Drogen erwischt. Vorsicht: bereits ab einem Alkoholwert von 0,3 Promille droht eine Anzeige.
5 Überholen: Radler neigen dazu, sich gerne durchzuschlängeln. Wer aggressiv fährt, auf Vorfahrt oder schlicht aufs Glück vertraut, riskiert Kopf und Kragen.
6 Rasen: Moderne Rennradl schaffen locker Tempo 50. Dazu sind Radler wegen ihrer schmalen Silhouette schlecht zu erkennen.
7 Zebrastreifen: Viele vertrauen auf die Streifen und sind überrascht, wenn es kracht. Es gilt: Wer sein Radl schiebt, hat Vorrang. Wer im Sattel sitzt, muss warten. Deshalb sollten Radler am Zebrastreifen lieber absteigen.
Von Januar bis Juni registrierte die Polizei in München 586 Radlunfälle (-18,8%). Dabei wurden 86 Menschen schwer verletzt (-19,4 %). Einer starb. Den Rückgang der Unfallzahlen führt die Polizei auf das kühle und verregnete Frühjahr zurück.
Radlunfälle gehen immer dann schlimm aus, wenn ein Auto mit im Spiel war. Hier die sieben Todsünden, der Münchner Autofahrer.
1 Abbiegen: Statt sich umzudrehen, peilen manche nur kurz über die Schulter. Einige vertrauen auf einen flüchtigen Blick in den Spiegel. Beides ist brandgefährlich und 2010 Unfallursache Nummer eins.
2 Vorfahrtverstöße: Autofahrer überschätzen gerne die Leistung ihres Wagens bzw. den Abstand zum Anderen.
3 Abstand: Vor allem der Seitenabstand zu Radlern ist wichtig. Bei LKWs kann ein Sog entstehen.
4 Parken: Gerne bleiben Autofahrer mal kurz am Straßenrand stehen – oft leider auf dem Radlweg.
5 Rotlicht: Sich bei „Dunkelorange“ über die Kreuzung zu schießen, ist brandgefährlich.
6 Alkohol und Drogen: Bei Tunnelblick werden Radler übersehen.
7 Rasen: In München wird deutlich zu schnell gefahren. Wer defensiv fährt, kann besser reagieren. Ralph Hub