Die Schranne: Zurück in die Zukunft

Die Schrannenhalle soll endlich wieder eine echte Markthalle werden – und eine neue Attraktion für Touristen. Unterdessen geht das juristische Gerangel um das Objekt unverdrossen weiter
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So sah die Schrannenhalle einmal aus: Ein riesiger Koloss, den Karl Muffat 1851 bis 1853 als Markthalle für Getreide am Rand des Viktualienmarktes errichtet hat.
ho/az So sah die Schrannenhalle einmal aus: Ein riesiger Koloss, den Karl Muffat 1851 bis 1853 als Markthalle für Getreide am Rand des Viktualienmarktes errichtet hat.

Die Schrannenhalle soll endlich wieder eine echte Markthalle werden – und eine neue Attraktion für Touristen. Unterdessen geht das juristische Gerangel um das Objekt unverdrossen weiter

MÜNCHEN Die Schranne wird am Mittwoch den Stadtrat beschäftigen. Davor will Hans Hammer die Fraktionen besuchen und ihnen sein Konzept für die Halle erläutern. Die AZ sprach mit dem Geschäftsmann, der das Erbbaurecht an der Schranne gekauft hat.

AZ: Wie sieht Ihr Konzept für die Halle aus?

HANS HAMMER: Ich möchte noch nicht zu viel verraten, bevor das Konzept im Stadtrat war. Klar ist aber: Es wird keine Disco und keine Eventhalle mehr geben. Das Konzept dreht sich im Großen und Ganzen um Lebensmittel. Es soll Handel, Gastronomie, Kultur und eine Touristenattraktion geben.

Eine Touristenattraktion? Stimmen also die Spekulationen über Madame Tussauds?

Nein, aber die Richtung ist nicht völlig verkehrt.

Im Mittelpunkt des Konzepts sollen also Lebensmittel stehen – bekommt der Viktualienmarkt Konkurrenz?

Nein. Wir wollen ein Konzept aufsetzen, das den Viktualienmarkt ergänzt und ihm nützt – und das sich erst mal an die Standlbesitzer richtet. Der Viktualienmarkt soll ja umgebaut werden. Konkret könnten Standlbesitzer, die dort in Zukunft keinen Platz mehr haben, in der Halle eine neue Heimat finden.

Sie haben zwar das Erbbaurecht gekauft, sind aber formal noch nicht als Eigentümer eingetragen. Warum?

Es laufen nur noch einige Formalitäten ab, bis das Ganze im Grundbuch vollendet ist. Das Finanzamt muss uns zuerst einen Grunderwerbssteuerbescheid zustellen und der Stadtrat muss dem Verkauf des Erbbaurechts zustimmen. Das soll am Mittwoch geschehen.

Solange das nicht passiert ist, haben Sie im Prinzip noch nichts zu melden.

Das ist kein Problem. Wir machen unsere Arbeit Schritt für Schritt und rechnen damit, dass alle Formalitäten in ein paar Wochen erledigt sind.

Es gibt einen Insolvenzantrag gegen die Schrannenhalle GmbH & Co.KG. Schon wird gemunkelt, ein Insolvenzverwalter könnte Ihr Kauf-Geschäft rückgängig machen.

Wir gehen zum einen davon aus, dass die Insolvenz nicht eröffnet wird. Bislang ist ja nur ein Gutachter eingesetzt, der prüft, ob die KG tatsächlich insolvent ist. Außerdem war der Kauf formal und wirtschaftlich völlig korrekt. Wir haben sogar einen Preis für das Erbbaurecht bezahlt, der noch über dem Wert liegt, den ein Gerichtsgutachter festgelegt hat. Es wird keine Rückabwicklung des Kaufs geben.

Sie haben einen Widersacher im Streit um die Halle: den Gläubiger Günther Karl. Er will mit Ihnen offenbar keine Geschäfte machen, obwohl Sie ihn auslösen müssten.

Und auch auslösen wollen. Wir haben Herrn Karl mehrfach gebeten, uns endlich seine Forderungen nachzuweisen. Wir möchten ihn bezahlen. Aber er geht gar nicht darauf ein. Darüber bin ich traurig. Am Ende des Tages steht ihm Geld zu, aber nicht die Halle. Das wird er akzeptieren müssen. Wenn er sich weiter sträubt, müssen wir wohl einen langwierigen gerichtlichen Weg gehen, es gibt da juristische Möglichkeiten.

Warum bringt die Schranne eigentlich immer wieder Männer-Fehden hervor?

So würde ich das nicht sehen, ich bin da eher rational. Es ist eben eine schöne Immobilie, in einer schönen Lage, in einer schönen Stadt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass es da mehr als einen Interessenten gibt.

Günther Karl hat einen Mietvertrag mit dem Zwangsverwalter der Halle geschlossen. Dass er nun Mieter ist, hat Ihnen gar nicht zugesagt.

Nicht ganz, es ist insofern ärgerlich, als es unsere Planungen verzögert. Wir hatten vor, die Halle im Sommer schon wieder zu eröffnen. Aber daraus wird nichts, solange Herr Karl alles blockiert. Wenigstens richtet er keinen wirtschaftlichen Schaden an, denn er bezahlt ja Miete. Wir können leider auch nicht mit dem Umbau beginnen, solange die Halle unter Zwangsverwaltung steht. Und diese wird erst obsolet, wenn wir uns mit Herrn Karl geeinigt haben – er ist der letzte, der die Zwangsverwaltung noch aufrecht erhält. Ich bleibe aber gelassen: Irgendwann wird er akzeptieren müssen, dass er sein Geld kriegt. Interview: J. Lenders

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