Die schönsten Herbstspaziergänge in München

Einschnaufen will man sie, diese Herbstwürze, tief und lang, bis einem ganz damisch wird. Bis man sich wirklich sicher ist, dass man nicht satt wird von dieser Luft, die sagt: Das Jahr schleicht sich so langsam.
Christian Pfaffinger |
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Eingelegt in einen Sud aus Licht und Nebel: Links der Vierzylinder und der Fernsehturm, daneben Olympiastadion und -dorf, ganz rechts das Uptown-Hochhaus – fotografiert vom Fröttmaninger Berg.
Christian Pfaffinger Eingelegt in einen Sud aus Licht und Nebel: Links der Vierzylinder und der Fernsehturm, daneben Olympiastadion und -dorf, ganz rechts das Uptown-Hochhaus – fotografiert vom Fröttmaninger Berg.

Das Licht wird kühler, aber die Luft trägt noch Wärme. Mit dem Nebel legt sich auch eine ruhende Schwere auf die Stadt, aber die Leichtigkeit des Sommers vertreiben, nein, das schafft sie noch nicht ganz. Der Herbst, er ist ein Dazwischen, eine magische Mischung. Eine Zeit, in der man merkt: Aufhalten kann man das Jahr nicht, aber nochmal richtig spüren.

In München kann man das ganz unterschiedlich – und am besten im Gehen. Verträumt im Wald, romantisch auf dem Hügel oder wuselig in der Innenstadt, mit dem Blick für die alte Schönheit der Stadt, für ihr spannendes, neues Gesicht oder für ihren Wandel.

Die AZ stellt Ihnen hier sechs Spaziergänge vor, mit denen Sie München im Herbst auf ganz verschiedene Weise erleben. Allesamt sind gut erreichbar. Wenn Sie also erst am Nachmittag aufbrechen, ist’s grad so schön wie in der Früh. Und wenn Sie dann gehen, bleiben Sie ruhig mal stehen, schnaufen, schauen, hören – und spüren, wie schön dazwischen der Herbst ist.

 

Blätterrascheln und erdfrischer Duft in der Allacher Lohe

Es ist ein dünnes Rascheln, das der Eichelhäher im Buchenlaub macht. Der Duft des Waldbodens ist ein erdiger, frischer. Und das Licht, das durchs Gehölz fällt, lässt das Laub leuchten, als hätte einer die Bäume mit zerknittertem Goldpapier behangen. Ein Waldspaziergang gehört zu dem schönsten, was der Herbst an Müßiggang zu bieten hat. Die Allacher Lohe ist ein Stück Ruhe, eingezwängt zwischen Autobahn und Ausfallstraße. Zum Glück ist sie auch gar nicht so klein, sodass das Rauschen der Reifen auf Asphalt nach ein paar Minuten Fußweg fast verschwindet.

Neben den breiteren Forststraßen gibt es viele kleine Trampelpfade. Man braucht also nicht quer durchs Unterholz und die Vegetation zertrampeln, und trotzdem ist man wirklich mitten im Wald. Und gut erreichbar ist die Allacher Lohe auch: am besten mit der S-Bahn nach Karlsfeld (S2).

Von da aus Richtung Süden, dem ausgeschilderten Radweg nach Allach folgend. Schon sind Sie mitten in der Erholung. Falls Sie einen grün-weißen Bus sehen, seien Sie nicht beunruhigt: Die Polizei übt hier gerne mal mit ihrer (braven) Hundestaffel.

 

 

 

 

 

 

 

Ein Stück neues München in Obersendling

Man muss sich auch mal was trauen, mögen sich die Architekten gedacht haben – und sie haben tatsächlich Spannendes geschaffen. Das neue Quartier, das nach und nach auf dem ehemaligen Siemens-Gelände in Obersendling entsteht, zeigt, dass moderne Architektur mit dem Bedarf, effizient Wohnraum zu schaffen, durchaus zusammengeht. Wer durch dieses Viertel geht, sieht ein Stück neues München. Am markantesten sind die fünf Hochhäuser im Quartier Südseite. Alle mit unterschiedlichen, mutigen Fassaden: von glatter, weißer Schlichtheit bis zum geschwungenen Grundriss, an dem Balkone sprießen wie Baumschwammerl.

Von dort aus hat man einen guten Blick auf das Siemens-Hochhaus, einen 23-stöckigen Bau aus den Sechzigerjahren. Siemens wollte es Anfang der Nullerjahre loswerden, 2005 kaufte es der Münchner Immobilienentwickler Hubert Haupt. Er will das unter Denkmalschutz stehende Gebäude fürs Wohnen sanieren, doch es gibt Streit mit Bürgern und örtlichen Politikern.

Wie spannend der schwarze Riegel im Zusammenspiel mit den Neubauten wirkt, das kann man bei einem Spaziergang durchs Quartier ab der Haltestelle Siemenswerke (S7/S20) oder Obersendling (U3) sehen.

 

 

 

 

 

Panorama-Romantik am Fröttmaninger Berg

Von Johanneskirchen bis Moosach liegt die Stadt da, eingeweicht in Dunst und Abendrot, mit den Alpen im Rücken: Der Ausblick vom Fröttmaninger Berg am Abend ist ein romantisches Panorama für jeden, der verliebt ist – egal ob in eine(n) Liebste(n) oder einfach in dieses schöne München. Um auf den Hügel zu kommen, spaziert man ab der Haltestelle Fröttmaning (U6). Von da aus geht es erst zur Arena. Die ist als Bauwerk auch ohne Ballzauber innendrin interessant. Der Kurt-Landauer-Weg führt als Brücke über die A9.

 

Linker Hand erreicht man nach einigen Minuten die Heilig-Kreuz-Kirche, die älteste erhaltene Kirche Münchens. Ein Stück weiter oben steht eine Replik der Kirche aus Beton. Das „Versunkene Dorf“ ist ein Kunstwerk, das das Verschwinden des Dorfes Fröttmaning thematisiert. Ihm wurde erst von den Nazis die Souveränität genommen, später musste es der Autobahn weichen.

 

Anschließend geht man ein Stück weit zurück und dann rechts herum auf den Fröttmaninger Berg. Oben wirkt erst einmal die Gewaltigkeit des Windrads – und dann der sagenhafte Ausblick auf München. Sonnenuntergang ist jetzt gegen Dreiviertel fünf.

 

 

 

 

 

Der Liebhaber-Weg durchs Graggenauer Viertel

Manche Dinge sieht man ja heute gar nicht mehr so, weil sie immer da sind und man gar nicht so darauf achtet. Die Schönheit mancher alter Dinge zum Beispiel. Bei einer Tour durchs Graggenauer Viertel in der Altstadt wird man zum Liebhaber dieser Dinge. Wir wollen in die Pfisterstraße, gehen aber nicht durch den Alten Hof, sondern durch die Orlandostraße, einfach weil sie so münchnerisch und so unwirklich-deplaziert zugleich wirkt. In der Pfisterstraße geht es vor, bis rechts ein Tor offensteht: zum Innenhof des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege.

Denkt man sich dort die geparkten Autos weg, wirkt die historische Schönheit der Renaissance gar nicht mal so weit weg. Weiter geht’s übers Platzl in die Neuturmstraße und dort zur Hofbräuhaus-Kunstmühle, wo Sie sich ein Brot kaufen. Und was kleines Süßes auf die Hand. Nur hier wird noch direkt in der Altstadt gebacken.

Vielleicht gehen Sie danach noch eine Runde aufs oberste Deck des City-Parkhauses und genießen die Aussicht über die Altstadt, bis sie merken, dass sie dort gar nicht geparkt haben. Auch von dort aus entdeckt man Blickwinkel auf der Stadt, die man vorher noch gar nicht kannte.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nockherberg: Ruinen-Tour durch die Au

Nach Maische riecht es hier nicht mehr, Paulaner braut in Langwied. Und der Großteil der Brauerei in der Au wird im März abgerissen, parallel entsteht dort die neue Firmenzentrale. Diese Wandlung lohnt es sich anzuschauen. Vom Kolumbusplatz (U1/U2) aus kommt man in die Ohlmüllerstraße zur Baustelle und sieht, wie sich Alt und Neu aneinanderfügen.

Ein weiteres großes Projekt liegt unten am Auer Mühlbach. Der rauscht in seinem Kanal recht zügig am ehemaligen Frauen- und Jugendgefängnis am Neudeck vorbei. Aus dem Ex-Knast sollen noble Studentenapartments werden, ein Investor hat das Gebäude schon vor Jahren gekauft. Passiert ist bisher noch nichts.

Schließlich führt ein Weg rechts den Nockherberg hinauf, wo man einkehren kann und eine schöne Aussicht auf die Frauenkirche, den Fernsehturm und das Europäische Patentamt hat.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Welt-Großstadt in der Landwehrstraße

Das südliche Bahnhofsviertel nennt mancher Münchner schon mal Klein-Istanbul. Wer schon mal in der Bosporus-Metropole war, weiß, dass es da schon noch ein wenig anders ist. Aber: Der Vergleich hat schon zumindest ein bisserl recht. Denn an kaum einer Stelle zeigt sich München so international und großstädtisch wie in der Gegend um die Landwehrstraße. Und viele türkische Geschäfte prägen das Viertel. Wer hier spazieren geht, hat sicher keine Ruhe – dafür aber sehr viele Eindrücke.

Und die Chance auf sehr gute Speisen in den vielen türkischen Märkten – von vegetarisch bis Döner. Die Tour beginnt man am besten am Stachus und geht in die Schwanthalerstraße. Dann kann man nämlich noch durch den schönen Innenhof des Deutschen Theaters gehen, um in die Landwehrstraße zu gelangen, die man dann abgeht. Und das vermutlich nicht, ohne auch mal die Seite der Einbahnstraße zu wechseln, um in den einen oder anderen Laden zu schauen. In der Landwehrstraße läuft man genau auf St. Paul zu.

Die Kirche hat es jetzt nach der Wiesn auch wieder ruhiger, und sie gibt auch denjenigen eine Ruhepause, die aus der wuseligen Landwehrstraße von ihrem Spaziergang kommen.

 

 

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