Die Schamgrenze schmilzt

MÜNCHEN - Balla-balla? Der Preis für eine Kugel Eis liegt oft schon bei einem Euro – und mehr. Schlechte Zeiten für Münchens Schleckermäuler!
Wenn sich Münchens Eis-Fans heuer beim Bummel mit einer Portion Eis erfrischen wollen, taut vor allem eins schnell weg: der Inhalt ihres Geldbeutels. Und eine Schamgrenze schmilzt dahin: Zum Start der Saison haben die meisten Eisdielen die Preise deutlich erhöht. Vielerorts wird sogar die Ein-Euro-Schallmauer durchbrochen.
So kostet das Kügelchen im Eiscafé Italia auf der Ehrengutstraße heuer 90 statt 80 Cent. In der Gelateria Gino auf der Leopoldstraße muss man mittlerweile einen Euro pro Kugel berappen. Und im Balla Beni in der Maxvorstadt gibt’s sogar eine Steigerung von 20 Prozent: Statt einen Euro kostet die Kugel heuer 1,20 Euro.
Gestiegene Rohstoffpreise
„Eigentlich müsste man die Kugeln sogar noch teurer verkaufen“, erzählt Eisdielen-Besitzer Giorgio Ballabeni. Schließlich sei nicht nur der handwerkliche Aufwand bei der Herstellung seiner besonderen Eissorten enorm, auch die Rohstoffpreise sind seit Anfang des Jahres gestiegen. „Hauptkostentreiber bleiben aber die gestiegenen Energiepreise“, erklärt Michael Sarcletti und weist auf den hohen Strombedarf der Kühlsysteme hin.
Der Chef von Münchens bekanntester Eisdiele Sarcletti konnte eine Preiserhöhung heuer trotzdem gerade noch einmal abwenden: „Wir haben lange überlegt, ob wir das tun sollen, haben dann aber doch andernorts Einsparungen getroffen“, erzählt er. Die Kugel kostet deshalb bei Sarcletti weiterhin 80 Cent.
Wellness liegt im Trend
Und was schlecken die Münchner heuer am liebsten? „Im Trend liegen Wellness-Eissorten mit Yoghurt oder Ricotta“, erklärt der Fachmann aus Neuhausen. Auch Fruchteis wird weiterhin eifrig geschleckt – besonders wenn’s heiß ist.
Ohnehin besinnen sich die Münchner heuer eher auf Bewährtes: „Die Eissorten sind in diesem Sommer nicht mehr so extravagant, wie in vergangenen Jahren“, sagt Max Eisenrieder vom Café Münchner Freiheit: „Stattdessen liegen die Basics wieder voll im Trend.“ Bei Vanille, Schokolade und Stracciatella weiß man wenigstens, woran man ist.
Daniel Aschoff