Die Schalterhalle am Münchner Hauptbahnhof ist endgültig dicht
Seit Montag ist die alte Schalterhalle am Münchner Hauptbahnhof ein für alle Mal geschlossen. Was es nun zu beachten gilt - und was sich die Bahn zum Abschied überlegte.
München - Seit Montagmittag ist es so weit: Die Schalterhalle am Hauptbahnhof ist dicht - und sie wird nicht wieder öffnen. Im Zuge der großen Umbaumaßnahmen an Münchens wichtigstem Drehkreuz wird die Halle, durch die hier über Jahre hinweg täglich abertausende Menschen hindurchgewandelt sind, abgerissen.
Für Fahrgäste und Passanten heißt es seit Montag vor allem: Einen direkten Weg von der Gleishalle des Hauptbahnhofs in Richtung Schützenstraße gibt es dann nicht mehr. Wer vom Bahnhof zu Fuß Richtung Bahnhofsvorplatz oder Innenstadt möchte, muss auf die seitlichen Zugänge an der Arnulf- oder Bayerstraße ausweichen, sprich Umwege einplanen. Gleiches gilt für das Zwischengeschoss. Die Auf- und Abgänge zur Schalterhalle werden geschlossen, ebenso die Aufzüge. Der einzige barrierefreie Zugang aus dem Untergrund in den Hauptbahnhof ist dann der Lift am Hauptbahnhof Nord an der Arnulfstraße. Hier erfahren Sie alles über die Pläne am Münchner Hauptbahnhof.
Die Sperrung der Schalterhalle könnte gerade in den ersten Tagen am Münchner Hauptbahnhof bei Passanten für Verwirrung bei den Wegen sorgen - und gewiss auch für Wehmut bei dem Ein oder Anderen, der hier regelmäßig durchlief. Die Bahn startete daher in der Woche vor der Schließung eine Kampagne unter dem Motto "Servus & Auf Wiedersehen".
Servus Schalterhalle - Imagekampagne der Bahn am Hauptbahnhof in München
Die Bahn teilte zu der Kampagne mit, die bis zur Schließung der Schalterhalle lief: "Wer sich noch einmal von dem Hauptbahnhof in seiner jetzigen Form verabschieden und gleichzeitig einen Blick in die Zukunft werfen möchte, für den hat die DB vor Ort Stimmen von Menschen eingefangen und in einer Video-Projektion festgehalten."
In der Halle waren "im mittleren Bereich" drei Leinwände aufgebaut, so eine Sprecherin auf AZ-Nachfrage. In den Kurzfilmen, die vor Ort gezeigt wurden, berichteten "Testimonials", was sie mit dem Hauptbahnhof verbanden. In einem Clip auf Youtube erklärt ein Architekt beispielsweise den Sinne des "Nukleus", der die "obere Welt" direkt mit den Bereichen der zweiten Stammstrecke verbinden wird. An Stelle der Schalterhalle ensteht dann einmal der Auf- und Abgang zur zweiten Stammstrecke, also das unterirdische Bauwerk des neuen Bahnhofs. Wenn einmal alles fertig ist.
Alte Schalterhalle am Münchner Hauptbahnhof - sie wird nie mehr öffnen
Eine Servicemitarbeiterin vom Hauptbahnhof lächelt in dem Film freundlich in die Kamera und sagt, dass die ersten Tage, wenn die Schalterhalle dicht sei, bestimmt stressig werden und nicht alle Kunden wissen werden, wo sie hingehen müssen. Sie meint aber auch, man werde "alles gut" koordinieren. Nach ein paar Tagen werde sich das alles eingespielt haben.
Und auch ein paar ernüchternde Fakten gibt es. 370.000 Reisende am Tag tummeln sich hier am Münchner Hauptbahnhof. Und dazu kommen noch etwa 100.000 Besucher. Wenn dann quasi ein Drittel vom Ausgang fehlen wird, eine echte Herausforderung. Daran kann auch die beruhigende Ziehharmonika-Musik des in dem Film immer wieder auftretenden Trachtlers nichts ändern, der etwas verloren in der großen Schalterhalle wirkt, für die er quasi ein letztes Standl spielt.
Bahn-Idee: Selifes zum Abschied von der alten Schalterhalle
Doch damit nicht genug des Abschieds. Vor Ort gab es auch eine Selfie-Station. Die Idee: "Wer seinen letzten Besuch in der Schalterhalle noch bildlich festhalten möchte, für den steht vor Ort eine Fotobox für einen "Servus & Auf Wiedersehen"-Schnappschuss bereit." Das Foto konnte man sich ausdrucken lassen und mitnehmen. Schon am ersten Tag hätten einige Hundert Leute mitgemacht, sagte die Bahn-Sprecherin am Dienstag auf Nachfrage. Der Abschied ist für immer. 2028 solle das neue Empfangsgebäude des Münchner Hauptbahnhofs fertig sein.
Gegner des Projekts fordern, dass der Abriss gestoppt werden soll. Sie haben kein Verständnis für die aus ihrer Sicht "vorgezogene und überstürzte Sperrung des Empfangsgebäudes" und fordern ein neues Genehmigungsverfahren.
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