Die Räuber mit den Micky Maus-Mützen
GRÜNWALD - Das Trio überwältigt einen Juwelier (87) aus Grünwald m it dem Elektroschocker – und verbrennt das Fluchtauto. Ihr Opfer wird von einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht.
Uszer Strickler hatte keine Chance: Als der 87-Jährige gestern Morgen sein Juwelier-Geschäft in Grünwald aufsperrte, griffen ihn drei brutale Räuber an. Die Unbekannten trugen Postjacken, Micky Maus-Mützen bekleidet – und waren mit einem Elektroschocker bewaffnet. Sie schubsten Strickler in seinen Laden, im Verkaufsraum brach der alte Mann zusammen. Bevor die Gangster allerdings das Geschäft ausräumen konnten, wurden sie von zwei mutigen Nachbarinnen verjagt. Die Polizei entdeckte das ausgebrannte Fluchtauto der Ganoven später auf einem Waldparkplatz. Von ihnen selbst fehlt jede Spur.
"Wir haben das Geschäft schon seit mehr als 25 Jahren“, sagt Stricklers Ehefrau Irmingard. „Einmal hat wer versucht, die Scheiben der Auslage einzuschlagen. Sonst ist noch nie etwas passiert.“ Bis Dienstagfrüh. Da vernahmen Damen vom Reise-Service Grünwald ihren Nachbarn plötzlich laut um Hilfe rufen. „Wir haben die Schreie des Juweliers gehört und dachten, der alte Herr sei vielleicht zusammengebrochen“, sagt Christine D.
"Im Laden wühlten zwei Männer alles durch"
Gemeinsam mit ihrer Kollegin Karin M. ging sie nach draußen um nachzusehen. Christine D. blieb beim Reisebüro, Karin M. betrat das Juweliergeschäft. Als sie zurückkam, war sie ganz blass. „Herr Strickler lag auf dem Boden und im Laden wühlten zwei Männer alles durch“, erinnert sich Christine D. Die mutigen Frauen verständigten die Polizei.
„Allerdings sind die beiden Räuber drinnen wohl von einer dritten Person gewarnt worden, die draußen Schmiere stand“, sagt Christine D. Denn plötzlich gaben die Unbekannten Fersengeld. Passanten verfolgten sie noch ein Stück, dann sprangen die Micky Maus-Räuber in ein Auto mit ungarischem Kennzeichen und rasten die Südliche Münchner Straße stadteinwärts.
Spaziergänger entdeckten ein brennendes Auto
Während Uszer Strickler mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht wurde, entdeckten Spaziergänger ein brennendes Auto auf dem Parkplatz an der Kreuzung Oberhachinger/Laufzoner Straße. Als die Polizei dort eintraf, war nur noch die verkohlte Karosserie übrig. Dennoch sind die Fahnder ziemlich sicher, dass es sich um den Wagen der gesuchten Gangster handelt.
Wie viel das Trio erbeutete, war zunächst unklar. „Ich habe den ganzen Vormittag im Krankenhaus verbracht und kann noch nichts genaues sagen“, entschuldigt sich Irmingard Strickler. Ihr Mann werde noch untersucht. „Aber einen ordentlichen Schock hat er schon gekriegt“, sagt die tapfere Juweliers-Gattin. „So etwas verarbeitet man ja nur langsam.“
Bei der Aufklärung des Verbrechens hofft die Polizei auf Hilfe aus der Bevölkerung. Sachdienliche Hinweise bitte an das Polizeipräsidium München, telefon 089 /29 100.
Natalie Kettinger