Die Party nach der Rebellion

Die britische Band 10cc erinnert am Samstag in der Muffathalle an ihre großen Hits.
"I’m Not In Love“ – eine Ballade wider das Verliebtsein; schmelzend gesungen, cremig instrumentiert – aber die Botschaft: Vergiss es, Baby! 10cc verbanden vor allem in den 70ern das Gespür für die massentauglichen Pop-Themen mit der Geste des ästhetisch Ausgearbeiteten an der Schwelle zum Art-Rock.
Als Graham Gouldman 1973 bei 10cc einstieg, hatte er schon eine Karriere vor allem als Hit-Lieferant der britischen Pop-Szene hinter sich „For Your Love“ (Yardbirds), „No Milk Today“ (Herman’s Hermits), „Bus Stop“ (Hollies) – Gouldman hatte unbestritten das Potential, den Brit-Pop der 70er zu prägen.
Mit einem Song wie „Rubber Bullets“ schufen 10cc ihre eigene Interpretation des Jailhouse-Rock-Themas. Hier steigt die Fete im „Local County Jail“ , wo die Cops zum Blubbern des Basses abtanzen. Bis dann die National Guard gerufen wird, um gegen die Rockenden und Rollenden vorzugehen. Die Rebellion gegen die Institutionen hatte in den 70ern schon die Ernsthaftigkeit der Spät-60er abgelegt und war zur Mainstream-Party geworden. Das heißt natürlich nicht, dass sich 10cc in der breiten Fahrrinne treiben ließen.
Gerne nahm man die Abzweigung: „I don’t like reggae – I love it“, sangen sie in „Dreadlock Holiday“ 1978. Die jamaikanische Musik mit ihrem Botschafter Bob Marley hatte in jenen Tagen auch den Sprung in den Punk-Sound von Bands wie The Clash geschafft. 10cc machten ihn für die breite Pop-Welt zugänglich. Aus heutiger Sicht, wo der Reggae-Ragga-Dancehall-Sound längst international zum Inventar der Easy-Sunshine-Gruppen gehört, mutet einem die Fremdheit reizend, fast schnurrig an, die 10cc empfanden, wenn ihnen dunkle Stimmen verführerisch in Ohr raunten.
chj
Muffathalle, Zellstraße 4, Samstag, 20.30 Uhr, Eintritt: 41,50 bis 45,50 Euro (Sitzplätze), www.muffathalle.de