Die neuen Radl-Trends: "Der Fahrradweg ist der neue Laufsteg"

Bei Schneeregen und wenigen Grad über Null schwingen sich in diesen Tagen nur die Abgehärteten aufs Radl. Aber der Frühling ist nicht mehr weit! Wigald Boning, radlbegeisterter Komiker, Moderator und Musiker mit fünf Zweirädern im privaten Fuhrpark, machte gestern schon mal Lust darauf.
Im Verkehrszentrum des Deutschen Museums stellte der 51-jährige Neumünchner mit Gunnar Fehlau vom "Pressedienst-Fahrrad" (einem Zusammenschluss von über 50 Vereinen und Fahrrad-Institutionen) die neuesten Trends und Entwicklungen vor.
Der Trend zum Zweirad mit eingebautem Rückenwind ist ungebremst. Mehr als drei Millionen E-Bikes rollen bereits auf Deutschlands Straßen, Tendenz steigend. Sogenannte Reise-E-Bikes mit 1000 Wattstunden im Akku schaffen mittlerweile rund 100 Kilometer am Stück ohne Nachlade-Pause.
Auch Jüngere begeistern sich zunehmend für E-Bikes. Nicht verschwitzt und abgekämpft im Büro oder beim Geschäftspartner anzukommen, hat was. Und Anhänger mit Ladung lassen sich mit Unterstützung entschieden bequemer Nockherberg und Co. hinaufziehen.
Auch Mountainbiker sind steigen auf Akku-Räder um
Viele Akku-Flitzer machen inzwischen auch optisch mehr her: Sie werden immer stylischer. "Der Radweg ist der neue Laufsteg", sagt Gunnar Fehlau. Und auch hochwertige Mountainbikes werden mittlerweile vorwiegend mit Motor verkauft. Fehlau sagt: "Teure analoge werden weniger gekauft."
Hochwertige Technik und poppige Farben einerseits – andererseits stellen die Experten auch eine Sehnsucht nach Altbewährtem fest. "Die alte Rennradlenkerform ist wieder sehr im Kommen", weiß Gunnar Fehlau. Aber auch der klassische Kinderroller wird wieder neu aufgelegt. Allgemein gilt: Die Fahrradreifen werden wieder etwas breiter und damit griffiger und stabiler.
Eine weitere Entwicklung ist, dass immer mehr begeisterte Radfahrer wieder selbst Hand anlegen, um ihre Zweiräder zu richten. Entsprechend bieten Firmen wieder stärker Ersatzteile, Spezialwerkzeuge und beispielsweise Ständer an, mit denen Räder bequem allein repariert werden können. Für Wigald Boning wurde das Radeln übrigens zur Leidenschaft, als er ins Allgäu hinter Schongau zog. "Ich habe mich damals immer so aufgeregt, wenn ich nach München fahren musste und im Stau stand."
Also stieg er um und strampelte die 100 Kilometer. Ganz konservativ, ohne Motorisierung. "Das war wie Urlaub für mich", sagt er. Mittlerweile sind die Strecken wieder kürzer. Wigald Boning hat geheiratet und wohnt jetzt am Viktualienmarkt.
Hier die neuesten Rad-Trends im Überblick:
Der kleine Stadtflitzer: Ein kleines, flottes Rad für die große Stadt – das wünschen sich viele, die schneller als mit jedem anderen Verkehrsmittel ankommen möchten. Und wenn es dann noch schick aussehen soll und ein paar Raffinessen haben darf, könnte der "Radius Urban" von Winora das richtige sein.
Wenn’s mal bergauf geht oder etwas bequemer sein darf, sorgen ein 250-Watt-Motor und ein Akku (400 Watt) für Unterstützung. Und praktisch zu verstauen ist der Flitzer auch – sogar im Wohnungsflur: Die Pedale lassen sich einklappen, der Lenker mit wenigen Handgriffen drehen. So steht das Rad nicht im Weg herum. Preis: 2299 Euro.
Kein Drücken und Kneifen beim Sattel: Wenn es zwickt und zwackt und hinterher alles wehtut, kann es einem längere Touren ganz schön verleiden. Die Suche nach dem perfekten Sattel ist eine Wissenschaft für sich: Auch Gel und stundenlanges Ausprobieren im Fachgeschäft sind kein Garant für unbeschwertes Sitzen.
Sättel mit Loch in der Mitte galten früher als reine Männersache – längst überholt! Marktführer Selle Royal bietet ihn mittlerweile für Frauen, Männer und Unisex an, schmal oder breit, gepolstert oder sportlich fest. Preis: ab 39 Euro.
Der Roller ist zurück: Komfortable Luftreifen, Hinterradbremse, bequemes Trittbrett: Der neue Roller "Air-Scooter R 07L" vom Kinderfahrzeughersteller Puky gibt ein stabiles, sicheres Fahrgefühl.
Der Roller richtet sich an Kinder im Vor- und Grundschulalter, denn er ist für Körpergrößen ab 105 Zentimetern geeignet. Der Roller wird in drei Farben angeboten und kann auch gut im Bus mitgenommen werden – im Gegensatz zum Kinderrad.
Preis: ab 139,99 Euro.
Für Pendler und Spitzensportler: Falträder sind ein praktisches Fortbewegungsmittel für Pendler. Im Zug schrumpft der Flitzer auf die Größe eines Gepäckstücks, aufgeklappt fährt es zuverlässig wie ein "großes". Ein Sondermodell für Spitzensportler und Liebhaber ist der "CHPT3" von Brompton: An diesem Faltrad hat der ehemalige britische Radprofi David Millar mitgearbeitet. Er hatte einem Manager von Brompton gestanden, dass er im Alltag kaum Rad fahre. Nachdem er ein Faltrad zum Testen bekommen hatte, entstand die Limited Edition, die es ab 2288 Euro gibt.
Vorsicht vor Dieben: Ein Schloss mit integrierter Alarmanlage vertreibt Gelegenheitsdiebe: Vor wenigen Wochen hat Abus das Faltschloss "Bordo Alarm 6000A" mit integrierter Alarmfunktion und 3D-Bewegungssensor auf den Markt gebracht. Wenn sich jemand am Schloss zu schaffen macht, wird Alarm ausgelöst: Der bis zu 100 Dezibel laute Ton ist weit zu hören. Preis: 139,95 Euro.