Die neue Münchner U-Bahn: Das kann sie alles

Bildschirme für die Fahrgäste, mehr Platz, schnittige Optik: Zwischen 2013 und 2015 kommen die neuen Züge für die U-Bahn. Der Großauftrag geht an die Firma Siemens.
von  Abendzeitung
Gefährlicher Unfall in der U-Bahn: Ein Mann stürzte auf die Gleise, zwei Frauen eilten herbei (Symbolbild).
Gefährlicher Unfall in der U-Bahn: Ein Mann stürzte auf die Gleise, zwei Frauen eilten herbei (Symbolbild). © swm

MÜNCHEN - Bildschirme für die Fahrgäste, mehr Platz, schnittige Optik: Zwischen 2013 und 2015 kommen die neuen Züge für die U-Bahn. Der Großauftrag geht an die Firma Siemens.

Es ist ein Modernisierungsschub für die Münchner U-Bahn: Die größte Fahrzeugbestellung in der Geschichte der Münchner U-Bahn ist fix: Die Stadtwerke München (SWM) ordern zunächst 21 sechsteilige Gliederzüge (= 126 Wagen) für das U-Bahnnetz der Münchner Verkehrs-gesellschaft (MVG). Das Investitionsvolumen liegt bei ca. 185 Millionen Euro (inkl. anderweitig beschaffter Ausrüstungsteile wie z. B. Bildschirme für das Fahrgast-TV). Weitere bis zu 46 Züge (= 276 Wagen) sind in zwei Optionen mit jeweils bis zu 23 Einheiten vorgesehen, die bis 2016 bzw. 2020 in Festbestellungen umgewandelt werden können. Das Gesamtvo-lumen (Festbestellung + 2 Optionen) liegt bei bis zu 550 Millionen Euro.

Hersteller der neuen Münchner U-Bahn soll die Siemens AG sein. Das Münchner Unternehmen legte nach europaweiter Ausschreibung im Rahmen eines umfangreichen Verhandlungsverfahrens mit 4 Bewerbern aus dem In- und Ausland letztlich das wirtschaftlichste Angebot vor und soll daher nun beauftragt werden.

21 Züge kommen zwischen 2013 und 2015

Die 21 jetzt fest zu bestellenden Züge sollen zwischen 2013 und 2015 ausgeliefert werden. Es handelt sich dabei teils um Ersatzbeschaffungen, teils um zusätzliche U-Bahnen: 14 Züge ersetzen ältere, auszumusternde Altfahrzeuge, die seit über 40 Jahre im Dienst sind. Ihr Weiterbetrieb über 2013-2015 hinaus wäre wegen der altersbedingt stark ansteigenden Un-terhaltungskosten unwirtschaftlicher; außerdem sind nach 40 Jahren auch zunehmend keine Ersatzteile mehr auf dem Markt. 7 Züge werden für den ersten Teil der MVG-Angebotsoffensive 2010-2020 gebraucht. In diesem Rahmen soll die U-Bahn ab 2014 auf Teilabschnitten im Zentrum erstmals im 2-Minuten-Takt fahren (bisher maximal 2,5-Minuten-Takt). Die Fahrzeuge aus den Optionen könnten bei entsprechender Bestellung ab 2017/2018 ausgeliefert werden, um weitere Altwagen zu ersetzen und zusätzliche Taktverdichtungen zu ermöglichen. Insgesamt stehen bis zum Jahr 2025 etwa 60 Prozent des U-Bahnwagenparks zur Erneuerung an.

Bewährtes Fahrzeugkonzept weiterentwickelt

Der neue Zug (MVG-Typenbezeichnung C2.11) wird weitestgehend dem 2002 erstmals eingesetzten Typ C (Serien C1.9 und C1.10, insgesamt 18 Züge = 108 Wagen) entsprechen, weil sich diese Fahrzeuge zwischen-zeitlich betrieblich sehr bewährt haben und auch von den Kunden äußerst positiv bewertet werden. Zu den besonderen Stärken des C-Zuges zählen unter anderem seine hohe Kapazität und Beschleunigung, die inzwischen hohe Verfügbarkeit, die Durchgängigkeit und Raumaufteilung sowie die breiten Türen und das Design innen und außen. Bei der Weiterentwick-lung des Fahrzeugkonzepts war auch der Facharbeitskreis Mobilität des Behindertenbeirats eingebunden. Folgende Veränderungen sind für den neuen C2.11 vorgesehen:

- Noch besserer Fahrgastfluss und höhere Kapazität durch vergrößerte Stehplatzbereiche in den Übergangsbereichen zwischen den Wagen
- Bessere Erkennbarkeit des Öffnungs- und Schließvorgangs der Türen mittels farbiger LED-Leuchtbänder in den Türkanten
- Leicht veränderte Kopfform mit neuer Beleuchtungstechnik, basierend auf LED-Technologie (Entwurf A. Neumeister, München; siehe Simu-lation oben; Bild steht unter www.swm.de zur Verfügung)
- Neugestaltung der Innenbeleuchtung auf Basis von LED-Leuchten
- Höhere maximale Geschwindigkeit 90 km/h anstatt bisher 80 km/h
- Durch optimierte Technik geringere Instandhaltungskosten und ver-besserte Diagnosemöglichkeiten für raschere Störungsbehebung
- Ausstattung mit Videokameras, Fahrgast-TV und Brandschutzeinrich-tungen bereits ab Werk
- Vorrüstung für fahrerlosen Betrieb (Fahrerstand könnte entfallen bzw. stark reduziert werden; dadurch dann noch höhere Kapazität)

Die Kapitalkosten neu zu beschaffender Schienenfahrzeuge sind Be-standteil der von der MVG aus Fahrgeldeinnahmen zu finanzierenden Be-triebskosten. Eine bereits 2011 fällige Anzahlung wurde bereits in der Kalkulation der anstehenden Fahrpreisanpassung berücksichtigt. Inwieweit die Beschaffung sich künftig auf die Fahrpreise auswirkt, hängt auch von der Förderung durch den Freistaat Bayern ab. Bisher wurden U-Bahnfahrzeuge mit 50 Prozent gefördert. Allerdings sind die Fördersätze für Schienenfahrzeuge zwischenzeitlich auf 25 Prozent gesunken. Selbst-verständlich liegt der Antrag für die Förderung der nun beschlossenen U-Bahnbeschaffung der Regierung von Oberbayern schon vor und es gibt auch bereits eine grundsätzliche Förderzusage durch Staatsminister Zeil gegenüber MVG-Chef König.

Vorgezogene Vergabe zahlt sich aus

Herbert König, Vorsitzender der MVG-Geschäftsführung und SWM Ge-schäftsführer Verkehr: „Wie vor einem Jahr angekündigt, ziehen wir die eigentlich erst für 2012 geplante Beschaffung um zwei Jahre vor. Zum ei-nen muss das sein, weil wir einen Teil der Fahrzeuge – 7 Züge mit 42 Wagen – für die geplante Taktverdichtung ab 2014 brauchen. Zum ande-ren hat sich glücklicherweise auch bestätigt, was wir bei Start der Aus-schreibung vor einem Jahr erwartet hatten: Die Konditionen für Neufahr-zeuge waren bei dieser Ausschreibung günstiger als dies in naher Zu-kunft zu erwarten ist. Dies bestätigen die zurzeit wieder stark ansteigen-den Stahlpreise. Es ist daher jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Vergabe. Die Vereinbarung der beiden Optionen sichert uns die Konditionen dar-über hinaus für 46 weitere Züge.“

Noch mehr Platz für die Fahrgäste

König weiter: „Die neuen Züge werden – von kleineren Änderungen an der Kopfform abgesehen – genauso aussehen wir die C-Wagen der ers-ten Generation. Technisch wird sich ebenfalls nicht viel ändern, weil sich der C1.9 und der C1.10 betrieblich sehr bewährt haben. Gleichwohl bleibt nicht alles beim Alten: Durch Änderungen beim Sitzplatzkonzept wollen wir noch mehr Raum gewinnen für zusätzliche Fahrgäste. Der C2.11 wird insgesamt 940 Fahrgästen Platz bieten – statt bisher 912. Das entspricht immerhin 3 Prozent mehr Kapazität; und im Vergleich zum A- und B-Wagen kann der neue C-Zug sogar 8 Prozent mehr Fahrgäste aufneh-men.

Das Platzangebot steigt also allein schon durch die 14 Ersatzbe-schaffungen, erst recht natürlich durch die zusätzlichen Züge. Für die Ab-fertigungszeiten am Bahnsteig ist das eine entscheidende Größenord-nung, zumal bei weiter steigenden Fahrgastzahlen. Ab 2013 werden un-sere Kunden von dem neuen Modell und seiner größeren Kapazität profitieren.“

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