Die neue Hofstatt: US-Bank will als Investor abspringen

Die Finanzkrise trifft das Bauvorhaben auf dem früheren SZ-Gelände im Herzen der Stadt. Die US-Bank Morgan Stanley, die das Projekt 2011 übernehmen sollte, will offenbar aussteigen. Jetzt wird juristisch geprüft, ob man den Investor aus den Verträgen lassen muss.
von  Abendzeitung
Der Abriss auf dem alten SZ-Gelände ist in vollem Gange. Schon 2011 soll hier die „Hofstatt“ stehen – mit oder ohne Morgan Stanley.
Der Abriss auf dem alten SZ-Gelände ist in vollem Gange. Schon 2011 soll hier die „Hofstatt“ stehen – mit oder ohne Morgan Stanley. © Gregor Feindt

MÜNCHEN - Die Finanzkrise trifft das Bauvorhaben auf dem früheren SZ-Gelände im Herzen der Stadt. Die US-Bank Morgan Stanley, die das Projekt 2011 übernehmen sollte, will offenbar aussteigen. Jetzt wird juristisch geprüft, ob man den Investor aus den Verträgen lassen muss.

Es soll ein „Innenstadt-Quartier der Extraklasse“ werden. In bester Lage. Doch allen Superlativen zum Trotz: Jetzt will ein Investor des Prestige-Projekts auf dem früheren SZ-Gelände hinschmeißen.

Derzeit führen die LBBW Immobilien und die FOM Real Estate Regie über das Millionen-Projekt. Eigentlich war vorgesehen, dass die US-Bank Morgan Stanley die „Hofstatt“ nach der Fertigstellung Anfang 2011 übernimmt. Doch jetzt plant die krisengeschüttelte Bank, die bereits Milliarden aus dem Rettungsfonds der US-Regierung erhalten hat, offenbar den Ausstieg.

Andreas Klingler von der LBBW Immobilien bestätigte der AZ: „Wir sind in Verhandlungen mit Morgan Stanley.“ Auf die Frage, ob die US-Bank tatsächlich aussteigen will, antwortete er nur zögerlich, räumte aber ein: „Dass es dort Überlegungen gibt, die in diese Richtung gehen, dementiere ich nicht.“

Was würde ein Rückzug bedeuten? „Aus unserer Sicht – Stand heute – ist das Projekt nicht gefährdet“, sagt Klingler. Derzeit sind seinen Angaben nach umfangreiche juristische Prüfungen im Gange, die sich noch drei Monate lang hinziehen könnten. Dabei soll geklärt werden, ob Morgan Stanley aus den bestehenden Verträgen überhaupt raus kann.

Morgan Stanley sollte einen dreistelligen Millionenbetrag investieren

So ganz ohne weiteres wollen die Projektentwickler die Bank freilich nicht aus der Pflicht entlassen. Kein Wunder: Die Gesamtinvestitionssumme, die von Morgan Stanley erwartet wird, beläuft sich auf einen dreistelligen Millionenbetrag. Die Bank soll den Komplex mit seinen 42 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche kaufen und 2011 übernehmen. „Nach heutigem Stand gehen wir auf jeden Fall von der Vertragserfüllung durch Morgan Stanley aus“, betont LBBW Immobilien-Sprecher Andreas Klingler.

Und wenn es nicht gelingt, den Investor zu halten? Könnte die LBBW die Hofstatt nach ihrer Fertigstellung dann selbst vermarkten? „Es hat in der Vergangenheit selbstverständlich Projekte gegeben, wo wir selbst vermarktet haben“, antwortet Klingler. „So etwas ist immer eine Option.“

Die Hofstatt ist nicht das einzige ehrgeizige Projekt in München, bei dem die US-Bank die Finger im Spiel hat. Bis 2013 sollen im "Agfa-Park" Büros, Gewerbe und Wohnungen entstehen - für weit über 300 Millionen Euro. Investor: die Morgan Stanley Real Estate Funds.

Julia Lenders

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