"Die Nazis werden immer aggressiver"
MÜNCHEN - Erst am Freitag entscheidet der Verwaltungs- gerichtshof über das Verbot des Nazi-Aufmarsches. Das antifaschistische Bündnis "Stoppen wir gemeinsam die Nazis" will aber am Samstag um 11 Uhr am Marienplatz ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Militarismus setzen.
„Ganz egal, ob die Neonazis marschieren oder nicht, wir werden am Samstag um 11 Uhr auf dem Marienplatz stehen.“ Martin Löwenberg, 83-jähriger Überlebender des Holocaust, lässt an seiner Entschlossenheit keinen Zweifel aufkommen. Ein breit gefächertes Bündnis von über 40 Parteien, Organisationen und Vereinen unterstützt den Aufruf zur antifaschistischen Gegenkundgebung. Und dies obwohl der Anlass vielleicht entfällt: Das „Heldengedenken“ der Neonazi-Szene am Samstag wurde von der Stadt verboten, das Verbot vom Verwaltungsgericht bestätigt (AZ berichtete). Zu sehr erinnert der geplante Fackelzug an nationalsozialistische Kundgebungen.
Bleibt es beim Verbot des Nazi-Aufmarsches?
Doch mittlerweile hat der rechtsextreme Veranstalter eine Beschwerde gegen das Verbot beim Verwaltungsgerichtshof eingelegt, bestätigte gestern Nachmittag Pressesprecherin Andrea Breit. Die Zeit wird knapp. Bis spätestens Freitagabend muss die zweite Instanz entscheiden, wenn der braune Marsch noch stattfinden soll.
Ein Zeichen gegen Rassismus und Militarismus
„Die Zahl der Aufmärsche nimmt zu und sie werden immer aggressiver“, hat Corinna Poll vom Bündnis „Stoppen wir gemeinsam die Nazis“ bei der Beobachtung der rechten Szene festgestellt. „Sie wollen provozieren.“ Doch die Organisatoren setzen auf die Wirkung der Gegendemo. Martin Löwenberg: „Das wäre ein wichtiges Signal, dass die Einschüchterung nicht funktioniert.“ Wenn die Neonazis marschieren, hofft man auf 10 000 Münchner, die sich am Marienplatz versammeln und sich danach den Neonazis in den Weg stellen. Wird das Verbot bestätigt, wird die Teilnehmerzahl sicherlich deutlich geringer. Trotzdem wollen Löwenberg und seine Mitstreiter auch in diesem Fall am Marienplatz ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Militarismus setzen.
jot
- Themen: