Die nächste, bitte: Maria Knauer gefeuert!

Die Chefin der Wohnungsbaugesellschaft Gewofag bekommt ihre fristlose Kündigung. Vorwurf: Untreue aus ihrer Zeit als Klinik-Chefin in Harlaching. Damit sind jetzt vier städtische Geschäftsführer entlassen worden
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Maria Knauer während der Verhandlung vor dem Amtsgericht. Sie wird als Chefin der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag fristlos entlassen
Torsten Huber Maria Knauer während der Verhandlung vor dem Amtsgericht. Sie wird als Chefin der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag fristlos entlassen

Die Chefin der Wohnungsbaugesellschaft Gewofag bekommt ihre fristlose Kündigung. Vorwurf: Untreue aus ihrer Zeit als Klinik-Chefin in Harlaching. Damit sind jetzt vier städtische Geschäftsführer entlassen worden

MÜNCHEN In städtischen Krankenhäusern wurde geprasst und geklüngelt, da gab es Luxus-Essen, feudale Dienstreisen, eine Ferienvilla in Italien und ominöse, hoch dotierte Aufträge an eigene Mitarbeiter. Bis das Revisionsamt dem Ganzen im Jahre 2005 auf die Schliche kam. Damals im Visier: Schwabing und Harlaching. Es hagelte Kündigungen, und die Staatsanwaltschaft wurde von OB Christian Ude auf den Plan gerufen. Jetzt wird der bislang letzte Fall abgewickelt: Die fristlose Kündigung von Maria Knauer (59), kaufmännische Chefin der Gewofag und von 1995 bis 2004 selbstherrliche Verwaltungsdirektorin im Harlachinger Krankenhaus.

Damit wurden innerhalb von einer Woche vier städtische Geschäftsführer gefeuert: drei aus der Klinikum GmbH – und Maria Knauer.

Am Freitag zog der Aufsichtsrat der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag die Konsequenzen und beschloss einstimmig die außerordentliche Kündigung. Die Vorwürfe haben nichts mit der Gewofag zu tun, sie reichen in Knauers Zeit als Klinikchefin in Harlaching zurück.

Anfangs ging es um den Vorwurf der Untreue in vier Fällen. In den Jahren 2002 und 2003 habe sie als Verwaltungsdirektorin zwei Mitarbeitern eine Leistungszulage verschafft, für die es keine rechtliche oder tarifliche Grundlage gab. Ein Mitarbeiter bekam so 30000 Mark. Seine Aufgabe: Die widerspenstige Pflegechefin von Umstrukturierungsplänen zu überzeugen. Obendrein unterhielt seine Lebensgefährtin eine Firma, die Fortbildungsmaßnahmen für Harlachinger Mitarbeiter machte.

Zuerst bekam Maria Knauer einen Strafbefehl: zehn Monate auf Bewährung. Dagegen ging sie vor und wurde vor zwei Wochen für einen Fall der Untreue zu einer Geldstrafe von 140 Tagessätzen zu 250 Euro verurteilt. Damit gilt sie als vorbestraft. Knauer will in Berufung gehen.

Im Aufsichtsrat fasste OB Ude am Freitag das Für und Wider zusammen: Sie habe sich nicht selbst bereichert und im „Verbotsirrtum“ gehandelt. Allerdings sei sie selbst Juristin, und die Stadt habe in anderen Fällen wegen kleinerer Beträge fristlos gekündigt. Ude: „Hier darf es keine besondere Milde auf höherer Ebene geben.“

Wieso kann sie von der Gewofag wegen eines Klinikvergehens entlassen werden? In ihrem Gewofag-Vertrag steht, dass sie bei einer Verurteilung in erster Instanz entlassen werden kann. Der Arbeitsvertrag läuft Ende des Jahres aus und sollte erst um ein Jahr verlängert werden. Knauers Aufgaben übernimmt die zweite Geschäftsführerin Gordona Sommer.

Kommt sie jetzt zur Stadt zurück? Maria Knauer war Stadtdirektorin (B4) und ist als Beamtin beurlaubt. Ude: „Dann lebt das Disziplinarverfahren wieder auf.“ CSU-Fraktionschef Josef Schmid meint: „Ein Zurück darf nicht sein. Die Sache kommt aus der Zeit, als sie Beamtin war. Das Vertrauen ist völlig zerstört.“

Maria Knauer war am Freitag nicht erreichbar und hatte sich krank gemeldet.

In ihre Zuständigkeit fällt auch der Harlachinger Villen-Skandal. Im Jahre 2001 gönnte sich das verschuldete Krankenhaus für neun Jahre zur Miete eine feudale Villa im italienischen Latium, am Bracciano-See, nördlich von Rom. 270 Quadratmeter mit drei Schlafzimmern, zwei Bädern, Galerie, zwei offenen Kaminen. Zur Entspannung der Mitarbeiter (360 Euro die Woche) und für Arbeitstreffen der Klinikspitze. Ein Arzt und Bekannter von Knauer hatte die Villa zur Miete angeboten. Willi Bock

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